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Seoul: Nordkorea feuert "Weltraumträgerrakete" ab

Nordkorea hat am Mittwoch nach eigenen Angaben eine "Trägerrakete" abgefeuert, wie der südkoreanische Generalstab mitteilte. Pjöngjang habe etwas, "das es Weltraumträgerrakete nennt", in Richtung Süden abgefeuert, erklärte der südkoreanische Generalstab. Daraufhin lösten Südkoreas Hauptstadt Seoul und die südjapanische Region Okinawa vorübergehend Alarm aus. 

Dem südkoreanischen Generalstab zufolge flog das Projektil über das Gelbe Meer. Seoul war demnach nicht betroffen, wie die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap berichtete. Etwas später meldete Yonhap unter Berufung auf den Generalstab, das Projektil sei früher als erwartet "vom Radar verschwunden". Die Armee prüfe, ob es "mitten in der Luft explodiert oder abgestürzt ist". Der japanische Ministerpräsident Fumio Kishida erklärte, es könne sich um eine ballistische Rakete gehandelt haben.

"Raketenstart. Raketenstart. Nordkorea scheint eine Rakete gestartet zu haben. Bitte sucht Schutz in Gebäuden oder unter der Erde", hieß es in der Warnung, die vom Rundfunksender NHK verbreitet und vom Büro des japanischen Regierungschefs im Kurzbotschaftendienst Twitter veröffentlicht wurde. 30 Minuten später hob die Regierung den Alarm wieder auf. "Wir gehen davon aus, dass die zuvor erwähnte Rakete nicht Japan erreicht. Der Evakuierungsaufruf ist aufgehoben"; erklärte sie auf Twitter.

Die Stadt Seoul löste Sirenen-Alarm aus und schickte eine Warnung an alle Mobiltelefone. Darin rief sie die Bevölkerung auf, sich auf eine mögliche Evakuierung vorzubereiten und "Kinder und Ältere zuerst in Sicherheit zu bringen". Wenig später teilte das Innenministerium mit, die von der Stadtverwaltung verbreitete Warnung sei "fehlerhaft veröffentlicht" worden. 

Nordkorea hatte am Dienstag angekündigt, im Juni einen Spionagesatelliten ins All schießen zu wollen. Dieser werde benötigt, um militärische Bewegungen der USA und ihrer Verbündeten in Echtzeit zu verfolgen, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur KCNA unter Berufung auf Ri Pyong Chol, den stellvertretenden Vorsitzenden der zentralen Militärkommission der Regierungspartei. Dieser kündigte an, der "militärische Aufklärungssatellit Nummer 1" werde "im Juni gestartet". 

Mit Verweis auf "rücksichtslose" Handlungen Washingtons und Seouls sagte Ri, Nordkorea habe das Bedürfnis, "Aufklärung und nachrichtendienstliche Mittel zu erweitern und verschiedene defensive und offensive Waffen zu verbessern", um militärisch besser vorbereitet zu sein. 

Pjöngjang informiert normalerweise nicht vorab über Raketenstarts, hat internationale Institutionen bislang aber über angeblich friedliche Pläne für Satellitenstarts informiert. 

Am Montag teilte es Japan mit, dass zwischen dem 31. Mai und dem 11. Juni eine Rakete gezündet werde, die voraussichtlich nahe dem Gelben Meer ins Wasser stürzen werde.

Tokio und Seoul kritisierten den geplanten Raketenstart, der gegen UN-Sanktionen verstoße, die Pjöngjang jeden Test ballistischer Raketentechnologie untersagen. 

Da Langstreckenraketen und Trägerraketen dieselbe Technologie zugrunde liegt, könnte Nordkorea Experten zufolge mit der Fähigkeit, Satelliten ins All zu schicken, Tests verbotener ballistischer Interkontinentalraketen verschleiern. 

In den Jahren 2012 und 2016 hatte Pjöngjang ballistische Raketen getestet, diese aber als Satellitenstarts bezeichnet. Beide waren über die südjapanische Region Okinawa hinweggeflogen.

Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un hatte Mitte Mai den ersten militärischen Spionagesatelliten seines Landes inspiziert und grünes Licht für den "künftigen Aktionsplan" gegeben. 2021 hatte er die Entwicklung eines militärischen Spionagesatelliten als eines der zentralen Projekte im Verteidigungsbereich bezeichnet.

Die militärischen Spannungen auf der koreanischen Halbinsel haben sich zuletzt drastisch verschärft. Die kommunistische Führung in Pjöngjang droht immer wieder mit einer militärischen Eskalation in der Region. Angesichts der anhaltenden Provokationen Nordkoreas verstärkten Südkorea und die USA ihre Zusammenarbeit im Verteidigungsbereich.

ck/