Die unerklärliche Abwesenheit des chinesischen Außenministers sowie zweier hochrangiger Generäle und des Verteidigungsministeriums-Chefs seit mehr als zwei Wochen hat internationale Besorgnis geweckt. Rahm Emanuel, der US-Botschafter in Japan, war eines der ersten, die eine Bemerkung dazu machten und auf Twitter bemerkten, dass in China etwas Unübliches vor sich ging. Er zog Parallelen zu Agatha Christies berühmtem Krimi "Und dann gabs keines mehr", in dem zehn Personen in schneller Folge sterben. Die Frage ist nun, ob es eine stille Säuberung in China gibt - und wenn ja, was ist der Plan dahinter?
Reinhard Bütikofer, der grüne EU-Abgeordnete und renommierte China-Experte, verweist ebenfalls auf einen historischen Vergleich, indem er den mysteriösen Tod von Lin Biao im Jahr 1971 erwähnte. Verteidigungsminister Li Shangfu wurde zuletzt am 29. August in Peking öffentlich gesichtet. Seitdem sind mehr als zwei Wochen vergangen, in denen er nicht mehr öffentlich gesehen wurde. Dies hat weltweit bei China-Experten Alarm ausgelöst, da ähnliche Vorfälle bei hochrangigem Personal in Peking nicht selten sind. Die Vermutungen variieren von gesundheitlichen Problemen bis hin zu politischen Schwierigkeiten. Die Situation wird durch die jüngsten Ereignisse in Chinas Raketenstreitkräften weiter verkompliziert, wo zwei führende Kommandeure ohne offizielle Erklärung ersetzt wurden.
Es gibt bereits eine laufende Antikorruptionskampagne innerhalb der Streitkräfte und es wird angenommen, dass auch Verteidigungsminister Li Shangfu möglicherweise davon betroffen sein könnte. Im Mai machte Li Schlagzeilen, als er sich weigerte, den US-Verteidigungsminister zu treffen, weil er selbst ins Fadenkreuz der US-Sanktionen geraten war. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation weiter entwickelt und ob weitere Details über das Schicksal von Li Shangfu bekannt werden.
