Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich zuversichtlich über einen Nato-Beitritt seines Landes nach dem Ende des russischen Angriffskriegs geäußert. "Die Nato braucht uns, wie auch wir die Nato brauchen", sagte er am Mittwoch bei einem Auftritt mit Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg in der litauischen Hauptstadt Vilnius. "Ich bin zuversichtlich, dass die Ukraine nach dem Krieg in der Nato sein wird."
Selenskyj zeigte zugleich Verständnis für die Haltung der USA und Deutschlands, die auf dem Gipfeltreffen der Allianz eine Beitrittseinladung für die Ukraine verhindert hatten. "Niemand will einen Weltkrieg", betonte Selenskyj. Er sehe "taktische" Gründe hinter der Zurückhaltung.
Er bezog sich damit auf Befürchtungen in Washington und Berlin an, die Nato könne bei Aufnahme der Ukraine in den Krieg mit Russland hineingezogen werden. Die Ergebnisse des Nato-Gipfels seien insgesamt "gut, aber sollten wir eine Einladung erhalten, wären sie optimal", sagte Selenskyj.
Als "wichtiges Signal" bezeichnete der Präsident die geplanten Sicherheitszusagen durch die Gruppe der sieben großen Industriestaaten (G7), zu denen neben den USA auch Deutschland, Frankreich und Großbritannien zählen. Dies sei "die erste rechtsverbindliche Zusicherung eines Sicherheitsschirms" für die Ukraine.
Damit hänge die Sicherheit seines Landes nicht mehr von persönlichen Beziehungen zu Staats- und Regierungschefs ab, fügte Selenskyj hinzu. Kiew fürchtet bei einem möglichen Wahlsieg der Republikaner in den USA im kommenden Jahr deutlich geringere Unterstützung. Die G7-Länder wollten am Nachmittag eine Erklärung zu den Sicherheitszusagen veröffentlichen.
Im Anschluss kam der ukrainische Präsident mit den 31 Nato-Spitzen erstmals zum Nato-Ukraine-Rat zusammen. Das neue Gremium ermögliche Gespräche "auf Augenhöhe", bekräftigte Stoltenberg.
lob/ju