Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat erneut um Raketen mit längerer Reichweite für den Krieg gegen Russland gebeten. Ohne solche Waffen sei nicht nur nur die Gegenoffensive der Ukraine, sondern auch der Abwehrkampf gegen Russland "schwierig" oder sogar "sehr schwierig", sagte Selenskyj am Freitag bei einem Besuch in Prag. Kiew verhandele mit Washington bereits über die Lieferung solcher Waffen, die Entscheidung liege aber "nur" bei der US-Regierung.
Großbritannien hatte der Ukraine bereits im Mai die Lieferung von Marschflugkörpern vom Typ Storm Shadow mit einer Reichweite von mehr als 250 Kilometern zugesagt - und somit als erstes Land Waffen mit längerer Reichweite. Wie Selenskyj in Prag sagte, ist die Ukraine auch mit anderen westlichen Verbündeten im Gespräch.
Der tschechische Regierungschef Petr Fiala kündigte nach einem Treffen mit Selenskyj an, der Ukraine Kampfhubschrauber zu liefern und ukrainische Kampfpiloten an F-16-Kampfjets auszubilden. Tschechien stelle der Ukraine zudem hunderttausende Patronen großkalibriger Munition und Flugsimulatoren für die Ausbildung von Piloten im eigenen Land zur Verfügung.
Fiala kündigte auch an, beim Nato-Gipfel in Litauens Hauptstadt Vilnius in der kommenden Woche den Wunsch der Ukraine nach einem Nato-Beitritt zu unterstützen. "Ich erwarte von allen Nato-Verbündeten, dass sie die Ukraine bei ihren Beitrittsbemühungen klar unterstützen", fügte der Ministerpräsident des EU- und Nato-Landes hinzu.
Selenskyj war am Donnerstagabend nach einem Besuch in Bulgarien nach Tschechien gereist und war in Prag zunächst von Staatschef Petr Pavel empfangen worden. Am Freitag will er zu einem Treffen mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan nach Istanbul weiterreisen. Dabei soll es vor allem um das auslaufende Getreideabkommen zwischen Kiew und Moskau zum Export von Getreide über das Schwarze Meer und um den Nato-Gipfel gehen.
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