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Selbst Deutschlands oberster Krankenhaus-Chef fordert Öffnungen – Lage in den Kliniken entspannt sich

Seit Tagen wird in Deutschland darüber diskutiert, ob der bis zum 7. März terminierte Lockdown verlängert werden soll. Und natürlich wird auch über Lockerungen der aktuell gültigen Corona-Maßnahmen geredet. Nun plädiert sogar der oberste Krankenhaus-Chef Deutschlands, Dr. Gerald Gaß, für Lockerungen. Denn er sieht nun die Vorgaben erfüllt, mit denen das Gesundheitssystems Deutschland vor einer Überlastung geschützt worden sei.

Lage in den deutschen Kliniken verbessert sich

Schon seit längerer Zeit lässt sich ein Rückgang der Patienten von Covid-19-Patienten in den Krankenhäusern und auf den Intensivstationen beobachten. Am 3. Januar war der Höhepunkt mit 5.745 Covid-19-Patienten erreicht worden. Seitdem sind die Zahlen auf die Hälfte, nämlich 2.848 Intensivpatienten zurückgegegangen. Aus diesem Grund fordert nun auch Deutschlands oberster Krankenhaus-Boss Dr. Gerald Gaß (Deutsche Krankenhaus Gesellschaft): “Es sollte erste Lockerungen geben!“. Aus seiner Sicht gäbe es im Augenblick keine Argumente mehr für zu hohe Belastung des Personals auf den Intensivstationen. “Das Argument der Überlastung des Gesundheitssystems greift in der aktuellen Situation nicht. Wir können vorsichtig dort mehr zulassen, wo Infektionsschutz realisierbar ist“, erklärt Gaß in seiner Funktion als Chef der Deutschen Krankenhaus Gesellschaft (DKG). Gaß ist zudem selbst Klinik-Chef des Landeskrankenhauses Rheinland-Pfalz in Andernach.

Dr. Gaß sieht positive Entwicklung in den Kliniken

Insgesamt 4 Punkte machen Gaß Hoffnung, dass der schlimmste Abschnitt der Pandemie nun bereits hinter den Ärzten und dem Pflegepersonal liegt. Einer der 4 Punkte seien die Impfungen des Krankenhauspersonals. 1,7 Millionen Menschen, die in Gesundheits- und Pflegeberufen arbeiten, haben mindestens eine Impfung erhalten. 1 Million der Pflegekräfte seien bereits komplett geimpft. Dies vermindere das Risiko auf Personalausfall durch das Coronavirus und mache das Gesundheitssystem insgesamt belastbarer. In vielen Kliniken wird es nun nicht mehr zur Infizierung der Mitarbeiter kommen. Zudem fallen die entsprechenden Quarantänemaßnahmen weg. Ebenso wichtig sei natürlich laut Gaß auch der Rückgang der Patienten in den letzten Wochen. Diese Enlastung soll unabhängig von der Entwicklung der Zahlen auch noch 3 – 4 weitere Wochen anhalten. Dies habe mit der Verzögerung der Infektionswellen zu tun. Also dürften die Zahlen auch in den nächsten Wochen noch weiter sinken.

Ein weiterer Pluspunkt liegt darin begründet, dass die Ärzte nun Erfahrung mit der Behandlung des Virus gesammelt haben. “Knapp 3000 Patienten waren in der ersten Welle eine Riesenbelastung, inzwischen haben sich neue Prozesse etabliert, die Teams arbeiten anders, effizienter zusammen, diese Anzahl an Patienten bringt uns nicht mehr an die Grenze unserer Fähigkeiten“, erklärt Gaß die Entwicklung. Als letzten Punkt zeigt Gaß auch auf, dass die Statistiken zeigen, dass es in den letzten Monaten seltener zu schweren Verläufen kommt, als noch zu Beginn der Pandemie, Dafür sorgen natürlich auch die fortschreitenden Impfungen unter den ältesten Menschen in Deutschland. Sollte die Inzidenz gleich bleiben, wird man also in Zukunft durch die fortschreitenden Impfungen mit weniger Patienten kalkulieren können.

Intensivmediziner fordern Verlängerung des Lockdowns

Allerdings gibt es auch kritische Stimmen. Die Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) fordert ihrerseits eine Lockdown-Verlängerung. Nach Vorstellung der Intensivmediziner sollte der Lockdown idealerweise bis zum 21. April verlängert werden, mindestens aber bis Anfang April. Damit verschaffe man sich einen größeren Zeitraum, um die Impfungen bei den Risikogruppen weiter voran zu treiben, erklärte der DIVI-Präsident Gernot Marx am Donnerstag. Der Mediziner fürchtet nämlich unter anderem erhöhte Fallzahlen durch die Corona-Mutationen. Mit einer Fortführung des Lockdowns sei garantiert, dass die Patientenzahlen nicht spätestens im Mai wieder über 5.000 Intensivfälle ansteigen. Dr, Gernot Gaß sieht für die Forderung der Intensivmediziner jedoch auch noch einen anderen Grund: “Ich kann nachvollziehen, dass Intensivmediziner für ihre Mitarbeiter nach der hohen Belastung seit Oktober eine Verschnaufpause wollen.“ Aus diesem Grund macht Gaß jedoch klar: “Die Aufgabe der Klinike ist es aber, kranke Menschen zu versorgen. Und gerade in der jetzigen Situation – mit all den positiven Entwicklungen – sind wir gefordert, alle unsere Fähigkeiten in die Waagschale zu werfen, um Lockerungen für die Gesellschaft zu ermöglichen, das soziale Leben wieder zuzulassen“, beharrt Gaß auf seinem Standpunkt.

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