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Seitenscheitel, Schlips, biederer Anzug: Serienkiller in den Hamptons entlarvt

Ein unscheinbarer Familienvater entpuppt sich als Serienkiller

Nichts auf dem Foto deutet darauf hin, dass hier das Grauen in Person stehen soll. Rex Heuermann (59), sind sich US-Ermittler sicher, ist ein Serienkiller. Mindestens vier Frauen soll der unscheinbare Familienvater ermordet haben, es könnten bis zu 18 Menschen sein. Einige seiner Opfer soll der Mann zerstückelt haben.

Die idyllische Kulisse der Morde

Sie alle eint neben dem grausamen Tod der Fundort der Leichen: ein Strandabschnitt auf Long Island, jenem malerischen Ort des US-Bundesstaates New York, an dem die Schönen und Reichen ihre Ferienhäuser haben.

Die "Gilgo Four" und die Jagd nach dem Serienkiller

Dezember 2010: Die Polizei findet am Gilgo Beach die Leichen von vier Prostituierten. Melissa Barthelemy (24), Megan Waterman (22), Amber Lynn Costello (27) und Maureen Brainard-Barnes (25) waren in den Vorjahren verschwunden, doch erst jetzt gab die Natur die zum Teil stark verwesten Körper frei; in Leinensäcken, nur rund 200 Meter voneinander entfernt. Die vier ermordeten Prostituierten wurden als „Gilgo Four“ bekannt. Im Fall der „Gilgo Four“ verfolgen die Fahnder von Anfang an eine Einzeltäter-Theorie. Sie graben weiter und finden in den Folgemonaten sechs weitere Opfer. Die Jagd nach dem „Long Island Killer“, dem manche Kriminaleexperten sogar 18 Morde zuschreiben, beginnt – sie endet erst zwölf Jahre später. Und zwar in einem Haus im Städtchen Massapequa, nur 20 Minuten von den möglichen Tatorten entfernt.

Der biedere Familienvater als Serienkiller

In diesem Haus wohnte Rex Heuermann mit seiner Frau und zwei Kindern. Die Verhaftung sorgt für Aufregung in der Nachbarschaft. Bilder von Heuermanns Verhaftung verdeutlichen das biedere Leben des dringend Tatverdächtigen in den Jahren vor, während und nach den Taten: Jedermann-Frisur, Chino-Hose, graues Poloshirt. Letzteres fein säuberlich in die Hose gesteckt. Einzig die Körpergröße ist auffällig, der 59-Jährige überragt die Cops und FBI-Agenten deutlich.

Das normale Leben des Serienkillers

Die Hände, die so viel Leid verursacht haben sollen, gefesselt mit Handschellen. Jenen Händen trauen Nachbarn die monströsen Vorwürfe nicht zu. „Ein durchschnittlicher Typ, der eine Familie hatte und zur Arbeit ging“, sagte Barry Auslander der „New York Post“. Familie und Arbeit, abseits von käuflichem Sex und Mordlust, waren offenbar die Konstanten im Leben des mutmaßlichen Serienkillers. Mit Ehefrau Asa (59) teilt sich Heuermann das baufällige Haus mit den verblichenen, roten Holzlatten. Ein Sohn, der besondere Betreuung benötigen soll, wohnt mit ihnen. Tochter Victoria (26) sei „eine sehr nette Frau“, sagt Anwohner Etienne DeVilliers.

Der Pizza-Check als Überführung

Täglich pendelte Rex Heuermann zu seinem eigenen Architekturbüro in New York City. Laut der Homepage betreut die Firma einige namhafte Kunden, darunter den Schuh-Riesen Nike. Zum Verhängnis wird dem Geschäftsmann eine Pizza-Kruste: Ermittler hatten die DNA des Mannes an der Fessel eines der Opfer gefunden. Der Pizza-Check ergab den Treffer. DNA-Treffer: Spuren an der Fessel eines der Opfer passten zu denen an den Resten von Rex Heuermanns Pizza.

Der Prozess und die Reaktion des Beschuldigten

Bei seiner Anhörung lässt der Beschuldigte über seinen Anwalt verlauten, er sei unschuldig. Der Haftrichter bleibt hart. Rex Heuermann muss bis Prozessbeginn im Gefängnis bleiben. Eine Freilassung gegen die Hinterlegung einer Kaution ist nicht gestattet. Der Geschäftsmann zeigt vor Gericht keinerlei Regung. Ein ranghoher Polizeichef nannte Heuermann „einen Dämon, der unter uns wandelt. Ein Raubtier, das Familien ruiniert hat“.

Spurensicherung im Haus des Verdächtigen

Spezialisten der Spurensicherung im Haus des Verdächtigen.