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Segelschulschiff "Gorch Fock" in Wilhelmshaven offiziell an Marine übergeben

Traditionsreicher Segler nach zahlreichen Pannen generalüberholt

Nach fast sechsjähriger Generalüberholung ist das Segelschulschiff "Gorch Fock" offiziell an die deutsche Marine übergeben worden. Die Übergabe der "Gorch Fock" erfolgte am Donnerstag im Marinestützpunkt in Wilhelmshaven, wie die für die Instandsetzung zuständige Bremer Lürssen-Werft mitteilte. Das Segelschiff sollte sich danach auf den Seeweg in seinen Heimathafen nach Kiel machen.

Die "Gorch Fock" ist das Segelschulschiff der deutschen Marine und dient der Offiziersausbildung. Ende 2015 wurden bei Überprüfungen der 1959 in Dienst gestellten "Gorch Fock" schwere Schäden festgestellt, die eine aufwändige Sanierung erforderten. Die Generalüberholung des traditionsreichen Schiffs sorgte vor allem wegen drastischer Kostensteigerungen für Wirbel. Ursprünglich waren zehn Millionen Euro vereinbart worden, der "Kostenrahmen" stieg jedoch auf 135 Millionen Euro.

Hinzu kamen weitere Schwierigkeiten und massive Verzögerungen. So ermittelt die Justiz wegen Korruptions- und Untreueverdachts rund um die Sanierungsarbeiten durch die ursprünglich damit beauftragte Werft. Diese ging insolvent, die Instandsetzung der "Gorch Fock" kam zeitweise zum Erliegen. Lürssen übernahm das insolvente Unternehmen und die Arbeiten an der "Gorch Fock".

In den vergangenen Wochen testeten Werft und Marine die "Gorch Fock" noch einmal ausgiebig bei Probefahrten auf der Nordsee. Unter anderem wurde die Funk- und Navigationsanlage geprüft. Während dieser Zeit lag das Schiff im Marinestützpunkt Wilhelmshaven, ihr Heimathafen ist aber der Marinestützpunkt in Kiel. Dorthin sticht das Segelschulschiff mit seiner 120-köpfigen Besatzung nach Angaben der Marine gleich im Anschluss an die offizielle Übergabe in See.

Die Ankunft in Kiel ist für Montag geplant, dort soll das traditionsreiche Aushängeschild der Seestreitkräfte dann feierlich empfangen werden. Zuvor wollen Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) und der Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Kay-Achim Schönbach in der Eckernförder Buch an Bord gehen, um die Besatzung die letzten Seemeilen nach Kiel zu begleiten.

Wenige Tage später werden Schiff und Besatzung in eine vierwöchige Ausbildungsphase starten, die größtenteils in der Ostsee absolviert wird. Am Jahresende geht es dann Richtung Kanarische Inseln.

Der Bund der Steuerzahler fürchtet auch künftig weitere Millionenkosten für die Instandhaltung des Segelschulschiffs. "Die 'Gorch Fock' wird die Steuerzahler weiter beschäftigen – und belasten", sagte Verbandspräsident Reiner Holznagel der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Die jahrelange und teure Sanierung des traditionsreichen Seglers nannte Holznagel eine "Chronik der Prestigesucht, Kostenexplosion und Steuergeldverschwendung".

Auch der Bundesrechnungshof mahnte mehr Kostenbewusstsein bei der Bundeswehr an. "Vor Beginn von Arbeiten in der Werft muss immer der Aufwand der Instandsetzung umfassend geklärt sein", sagte Bundesrechnungshofpräsident Kay Scheller der "NOZ". "Dabei muss die Marine unbedingt untersuchen, ob sich die Instandhaltung finanziell überhaupt rechnet."

by JOHANNES EISELE