Nach den heftigen Überschwemmungen im Zentrum Griechenlands gestalten sich die Rettungseinsätze schwierig. "Die Ebene von Thessalien hat sich in einen riesigen See verwandelt", sagte Feuerwehrsprecher Yannis Artopios am Donnerstag dem öffentlich-rechtlichen Sender ERT. Derzeit laufe ein "großer Einsatz" mit Rettungsbooten, um überschwemmte Dörfer in der Nähe der Stadt Karditsa zu erreichen und dessen Bewohner in Sicherheit zu bringen.
"Der Zugang ist sehr schwierig", fügte der Feuerwehrsprecher hinzu. Der Bürgermeister des Bezirks Palamas, Giorgos Sakellariou, sagte dem Fernsehsender Skai, das Wasser in Palamas stehe "anderthalb bis zwei Meter" hoch und die Bewohner säßen "ohne jede Hilfe" in ihren Häusern fest.
Seit Montagabend war Griechenland vom Sturmtief "Daniel" heimgesucht worden, das heftige Regenfälle mit sich brachte. Sie verursachten zunächst im Verwaltungsbezirk Magnisia mit ihrer Hafenstadt Volos und Dörfern rund um den Berg Pilio Überschwemmungen, bevor auch die Städte Karditsa und Trikala überflutet wurden.
Am Dienstag wurden in Magnisia die Leichen von zwei Hochwasser-Opfern gefunden, am Mittwoch wurde ein weiteres Todesopfer in Thessalien entdeckt. Nach Angaben der Feuerwehr werden mindestens zwei Menschen vermisst. Am Mittwochabend erreichte "Daniel" auch die Region Attika und sorgte in der Hauptstadt Athen für die Überflutung mehrerer Metro-Stationen.
Regierung und Experten stufen die im Katastrophengebiet niedergegangenen Regenmengen als extremes Wetterphänomen ein. In Magnisia fielen binnen 24 Stunden 600 bis 800 Millimeter Regen, wie der staatliche Meteorologe Dimitris Ziakopoulos am Mittwoch bekannt gab. So viel Regen an einem Tag sei seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1955 noch nie in Griechenland gemessen worden.
Der Starkregen richtete schwere Schäden an. Innenministerin Niki Kerameus sagte auf Skai, die Behörden hätten mit der Bestandsaufnahme der Schäden begonnen. Den Betroffenen Bewohnern "werden Entschädigungen ausgezahlt", versicherte sie.
Auch in Griechenlands Nachbarländern Türkei und Bulgarien hatte es in den vergangenen Tagen heftige Regenfälle gegeben. In den drei Ländern starben insgesamt mindestens 14 Menschen.
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