Manipulationsvorwürfe gegen das "heute journal"
Professor und Dramaturg Bernd Stegemann kritisiert in einem Gastbeitrag für die "FAZ" die öffentlich-rechtliche Nachrichtensendung "heute journal". Er wirft ihnen Manipulation vor und führt als Beispiel die Sendung vom 16. Juli 2023 an.
Kritik an der Berichterstattung
Stegemann bemängelt insbesondere die Art und Weise, wie das "heute journal" über das Flüchtlingsabkommen zwischen Tunesien und der EU berichtet hat. Dabei haben EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni und Niederlande-Ministerpräsident Mark Rutte mit Tunesiens Machthaber Kais Saied verhandelt. Stegemann bezeichnet den Beitrag als "Paradebeispiel für die Techniken der Manipulation, die im öffentlich-rechtlichen Rundfunk alltäglich angewendet werden".
Fehler und mangelnde Distanz
Auch Peter Voß, ehemaliger SWR-Chef und Leiter des "Heute-Journals", äußert sich kritisch. Er bemängelt die Reihenfolge der Szenen im Beitrag und wirft dem Team vor, den Zuschauer durch Bildauswahl und Schnitte zu beeinflussen. Laut Voß vermittelt der Bericht den Eindruck, dass die EU blind für das Elend sei und lieber mit einem Diktator paktiere, anstatt den Flüchtlingen zu helfen.
Breite Kritik
Stegemann stellt fest, dass immer mehr Menschen das Gefühl haben, dass etwas nicht mit einigen Beiträgen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk stimmt. Er betont, dass diejenigen, die die politische Stoßrichtung unterstützen, die Manipulation für nebensächlich oder sogar richtig halten mögen, aber für diejenigen, die mit dieser Aussage hadern, stoßen die Versuche der unterschwelligen Beeinflussung übel auf.
ZDF weist Vorwurf zurück
Auf Anfrage der BILD weist das ZDF den Manipulationsvorwurf zurück. Der Beitrag des "heute journal" vom 16. Juli 2023 habe sich journalistisch-kritisch mit der Flüchtlingssituation im Kontext des Abkommens auseinandergesetzt. Eine weitere Einordnung sei unmittelbar in der Sendung im folgenden Experteninterview erfolgt, so der Sender.
Weitere Ausfälle in der öffentlich-rechtlichen Berichterstattung
In den letzten Wochen haben sich ZDF, ARD und Co. immer wieder Fehler und Pannen geleistet. So bezeichnete der ZDF-Satiriker Jan Böhmermann die CDU bei Twitter als "Nazis mit Substanz". Der ZDF distanzierte sich zwar, betonte aber, dass der Tweet eine private Äußerung von Jan Böhmermann sei und in keinem Zusammenhang mit einer Produktion des ZDF stehe. Beim WDR wurde eine Mitarbeiterin als zufällig befragte Kundin im Supermarkt gezeigt und der Jugendsender "funk" stellte CDU-Parteichef Friedrich Merz in eine Reihe mit dem rechtsextremen AfD-Mann Björn Höcke.