Überall in Europa wurde der schwedische Sonderweg in der Corona-Pandemie mit Interesse beobachtet. Dabei hielten sich Lob und Kritik in etwa die Waage. Doch nun zeigt sich, dass auch Schweden trotz der verhältnismäßig lockeren Beschränkungen große wirtschaftliche Einbußen hinnehmen muss. Und nicht nur das! Auch die Anzahl der Todesopfer liegt in Schweden weit über dem Durchschnitt der Nachbarländer.
War der schwedische Sonderweg etwa komplett umsonst? Denn jetzt scheint sich zu bestätigen, dass Schwedens Wirtschaft ebenfalls schwere finanzielle Einbußen durch das Virus eingefahren hat.
Und dass obwohl andere Länder zum Teil deutlich drastischere Maßnahmen getroffen hatten. In Schweden galt nämlich keine Maskenpflicht, Schulen und Bars blieben geöffnet und die schwedische Regierung hatte die Bevölkerung lediglich aufgefordert mehr Abstand zu halten. Dadurch ging zwar das öffentliche Leben fast ganz normal weiter, doch mussten die schwedische Regierung für dieses Vorgehen auch im eigenen Land Kritik einstecken. Über 2000 schwedische Wissenschaftler hatten sich Ende März in einem offenen Brief für striktere Maßnahmen ausgesprochen. Die Regierung jedoch hielt an ihrem Kurs fest, um einen wirtschaftlichen Einbruch zu vermeiden. Doch dieser scheint nun trotz aller Bemühungen trotzdem stattgefunden zu haben.
Die schwedische Finanzministerin Magdalena Andersson hat jetzt die neusten Zahlen veröffentlicht, die darauf hindeuten, dass es auch die skandinavische Wirtschaft hart getroffen hat. Durch die Krise wird die schwedische Wirtschaft in diesem Jahr um rund 7 Prozent schrumpfen. Dies ist der größte Einbruch seit dem 2. Weltkrieg. Andersson bestätigte bei der Verkündung der Zahlen ebenfalls, dass das Land auf eine sehr tiefe ökonomische Krise zusteuere. Also scheinen sich die Bemühungen des Landes in finanzieller und wirtschaftlicher Hinsicht nicht ausgezahlt zu haben.
Was den medizinischen Standpunkt angeht, hat sich das Vorgehen der schwedischen Regierung anscheinend ebenfalls nicht ausgezahlt. Im Vergleich zu seinen Nachbarländern hat Schweden eine deutlich höhere Todesrate zu verzeichen. Mit 366 Todesopfern pro 1 Million Einwohner liegt das Land zwar weiter hinter den schwer vom Virus getroffenen Ländern wie Spanien (592), Italien (522), Großbritannien (512) und Frankreich (412). Doch vor allem die skandinavischen Nachbarn verzeichnen deutlich geringere Todeszahlen. Zum Vergleich: In Deutschland liegt die Anzahl der Todesfälle bei 95 Toten pro 1 Million Einwohner. Noch ist es jedoch zu früh um endgültig zu bewerten, ob der Weg der Schweden richtig oder falsch war. Denn schließlich sind sich viele Experten sicher, dass vor der Entwicklung eines Impfstoffes viele Länder mit einer 2. Welle des Virus zu kämpfen haben werden.