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Scholz würdigt bei Verleihung von Karlspreis "Freiheitswillen" der Ukraine

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat die Ukraine und ihren Präsidenten Wolodymyr Selenskyj bei der Verleihung des Karlspreises in Aachen für ihren beharrlichen Widerstand gegen die russischen Truppen gewürdigt. "Der Freiheitswille und die Widerstandskraft in dunkler Zeit spenden Hoffnung und Inspiration weit über die Ukraine hinaus", sagte Scholz am Sonntag in seiner Laudatio. An der Spitze der Ukraine verteidige Selenskyj "die Werte, für die Europa steht".

Selenskyj wurde im Krönungssaal des Aachener Rathauses mit stehenden Ovationen empfangen. Der ukrainische Präsident war in der Nacht zu Sonntag in Deutschland gelandet. Es ist sein erster Besuch hierzulande seit Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar 2022. Nach Gesprächen mit Scholz und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Berlin flog er gemeinsam mit dem Kanzler zur Preisverleihung nach Aachen. 

Europa habe Selenskyj und dem ukrainischen Volk "sehr viel zu verdanken", sagte Scholz bei der Preisverleihung, die mit einstündiger Verspätung begann. Sie leisteten seit dem Beginn der Invasion im Februar 2022 gemeinsam "Unermessliches". "Mit allergrößter Tapferkeit verteidigt ihr euer Land gegen Russlands brutale Aggression", sagte Scholz. Russlands "grausamer Angriffskrieg" richte sich gegen alles, wofür Europa stehe. 

Der Krieg habe die Europäische Union und die Ukraine zugleich so eng zusammengebracht wie nie zuvor. Die Ukraine könne sich weiterhin "auf unsere volle Unterstützung verlassen". Dies gelte auch für die Bestrebungen Kiews, Mitglied der EU zu werden. 

"Die Ukraine ist Teil unserer europäischen Familie", betonte der Kanzler. "Schon seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion pocht die unabhängige Ukraine auf ihre Freiheit, über den eigenen Weg selbst zu entscheiden. Und die Ukraine hat ihre Entscheidung getroffen – für Europa." Scholz hob hervor: "Der Karlspreis als europäischer Bürgerpreis bedeutet die tiefe Verneigung unserer freiheitlichen Gesellschaften vor der Tapferkeit und Entschlossenheit des ukrainischen Volkes und seines Präsidenten."

Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen würdigte Selenskyjs Mut und seine "unerschütterliche Standhaftigkeit". Der Präsident und das ukrainische Volk kämpften "für genau die Werte und die Verpflichtung, die dieser Preis verkörpert", sagte von der Leyen. "Und damit kämpfen sie zugleich für unsere Freiheit und unsere Werte." 

Es sei nun wichtig, die Ukraine zu unterstützen "auf ihrem Weg in unsere Union und sie auf die Zukunft vorzubereiten - obwohl der Krieg noch tobt". Von der Leyen zeigte sich überzeugt, dass die Ukraine "sich durchsetzt, dass sie den Frieden gewinnt, und dass ihr Traum von einem Platz in unserer europäischen Familie wahr werden wird".

Mit dem internationalen Karlspreis zu Aachen werden seit 1950 Persönlichkeiten oder Institutionen ausgezeichnet, die sich um Europa und die europäische Einigung verdient machten. Zu den prominentesten Preisträgern zählen Papst Franziskus und der französische Präsident Emmanuel Macron. Im Jahr 2022 wurden die drei belarussischen Bürgerrechtlerinnen Swetlana Tichanowskaja, Maria Kolesnikowa und Weronika Zepkalo mit dem Preis ausgezeichnet.

bfi/cp