Peer Steinbrück, ehemaliger SPD-Kanzlerkandidat, hat sich in einem Interview deutlich zur Zukunft seiner Partei und zur politischen Lage in Deutschland geäußert. Er hält es für äußerst unwahrscheinlich, dass Boris Pistorius der nächste Kanzlerkandidat der SPD wird. Also doch Scholz? Hier mehr:
Steinbrück betonte im Gespräch mit dem "Tagesspiegel", dass die Partei vermutlich an Olaf Scholz festhalten werde: "Einem amtierenden Bundeskanzler die Kandidatur zu verweigern, wäre ein Novum.“ Obwohl Pistorius als pragmatisch und handlungsorientiert wahrgenommen wird, glaubt Steinbrück nicht, dass er die Führung im nächsten Wahlkampf übernehmen wird. Darüber hinaus sprach sich Steinbrück für eine Große Koalition nach der Bundestagswahl 2025 aus, falls SPD und Union eine Mehrheit bilden könnten. Er sieht genügend Gemeinsamkeiten, insbesondere in den Bereichen Wirtschaft, Klimaschutz und Integration, um das Land voranzubringen. Für Steinbrück wäre eine solche Koalition die beste Option, um Deutschland Zuversicht und Vertrauen in die Zukunft zu geben.
Auf die Frage, ob er sich einen Kanzler Friedrich Merz vorstellen könnte, reagierte Steinbrück gelassen. "Klar! Es schlafen ja auch Millionen von Unionswählern gut unter einem Kanzler Scholz.“ Er betonte, dass die Verteilung von klugen Köpfen und weniger kompetenten Personen nicht einseitig auf Parteien beschränkt sei, auch wenn es an den politischen Rändern problematische Tendenzen gäbe. Zudem äußerte Steinbrück klare Vorstellungen zur Arbeitsmoral in Deutschland. Er ist der Meinung, dass gesamtwirtschaftlich mehr gearbeitet und die Produktivität gesteigert werden müsse, um das hohe Niveau des Sozialstaates zu sichern. Die Idee einer 32-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich sieht er als nicht zielführend an. Seiner Ansicht nach glauben viele fälschlicherweise, dass Wohlstand und Sozialstaat ohne Anstrengungen aufrechterhalten werden können. Diese Haltung habe sich über Jahre entwickelt, auch durch eine ängstliche Politik, die notwendige Veränderungen gescheut habe.
Schließlich warf Steinbrück der ehemaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel vor, die Deutschen nicht ausreichend auf notwendige Reformen vorbereitet zu haben. Merkels Politik sei darauf ausgelegt gewesen, Konflikte zu vermeiden und die Bevölkerung in einer bequemen Gegenwart zu halten. Dies habe der Gesellschaft letztlich geschadet, da sie sich zu sehr auf den Status quo verlassen habe.