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Schlichtung zwischen Bahn und Lokführergewerkschaft geplatzt

Konzern kritisiert Scheitern scharf - GDL: Bahn stellt Existenz in Frage

Der Schlichtungsversuch im Konflikt zwischen Deutscher Bahn und der Lokführergewerkschaft GDL ist gescheitert. Die Bahn warf der Gewerkschaft am Mittwoch vor, sich einer Lösung in der Corona-Krise zu verweigern. Demnach legte Brandenburgs früherer Ministerpräsident Matthias Platzeck, den die GDL Mitte Oktober als Schlichter vorgeschlagen hatte, beiden Parteien seine Empfehlung für einen Tarifabschluss vor. Die Bahn habe dem Einigungsvorschlag zugestimmt - die GDL "einen Solidarbeitrag in Krisenzeiten" hingegen abgelehnt.

Personalvorstand Martin Seiler kritisierte es als "völlig unverständlich, dass die GDL sich mitten in dieser größten Krise der Verantwortung entzieht und sich einer Lösung verweigert". Das Lösungspaket sah nach Konzernangaben unter anderem Lohnerhöhungen um 1,5 Prozent und zusätzlich eine Corona-Sonderprämie in Höhe von 800 Euro beziehungsweise in einzelnen höheren Entgeltgruppen von 600 Euro vor.

Die GDL erklärte hingegen, über die gesamte dreiwöchige Verhandlungsdauer hinweg hätten "keinerlei Fortschritte im Hinblick auf die Stabilität der Sozial- und Tarifpartnerschaft erzielt werden" können. GDL-Chef Claus Weselsky warf dem Konzern vielmehr vor, "die künftige Anwendung unserer Tarifverträge von der Zustimmung der EVG abhängig" zu machen. Dies aber stelle "die Eigenständigkeit der Tarifpartei GDL in Frage und ist für uns unannehmbar".

Mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hatte sich die Bahn im September auf ein Tarifpaket geeinigt. Die GDL hatte Tarifverhandlungen Anfang September hingegen abgelehnt und auf laufende Verträge bis Februar 2021 verwiesen. Im Oktober hatte die Bahn dann die Schlichtung eingeleitet.

Nach dem Scheitern der Schlichtung will die GDL nach eigenen Angaben nun am Donnertag kommender Woche bei einer Pressekonferenz in Dresden über ihr weiteres Vorgehen informieren. Bis Ende Februar 2021 gilt die Friedenspflicht - Streiks etwa an Weihnachten müssen Reisende also nicht fürchten.

by John MACDOUGALL