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Schlichtung bringt Durchbruch im Bau-Tarifstreit

Corona-Prämie und erstmals Entschädigung für Wegezeiten vorgesehen

Die Schlichtung im wochenlangen Tarifstreit der Bauwirtschaft hat einen Durchbruch gebracht: Der Schlichterspruch vom frühen Donnerstagmorgen sieht ein Lohn-Plus von insgesamt 2,6 Prozent im Westen und 2,7 Prozent im Osten vor, wie die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) und die Arbeitgeberverbände nach den Gesprächen in Kassel mitteilten. Darin enthalten ist erstmals eine Vergütung für Fahrzeiten zur Baustelle.

"Wir sind froh, dass wir für die diesjährige Tarifrunde einen tragfähigen Kompromiss zwischen den Arbeitgebern und der Gewerkschaft gefunden haben und dass uns ein Arbeitskampf erspart bleibt", erklärte der Vizepräsident des Zentralverbandes Deutsches Baugewerbe (ZDB), Uwe Nostitz.

Die Vizepräsidentin des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie (HDB), Jutta Beeke, sprach von schwierigen Verhandlungen, "doch am Ende gab es zu den einzelnen Punkten gute Kompromisse. Wir haben eine faire Lösung gefunden, die der schwierigen wirtschaftlichen Lage der Branche Rechnung trägt."

Der Kompromiss sieht vor, dass die Löhne für die rund 850.000 Beschäftigten im Bauhauptgewerbe ab Januar 2021 um 2,1 Prozent im Westen und um 2,2 Prozent im Osten steigen. Dazu kommt ein Lohnzuschlag von einem halben Prozentpunkt für die Zeit, die Bauarbeitern bei Fahrten zu den Baustellen verlorengeht.

Diese Wegezeit-Entschädigung soll bereits ab Oktober gezahlt werden. Aus Sicht der Arbeitgeberverbände konnte mit dem Schlichterspruch "eine wesentlich bürokratischere und höhere Wegezeitenvergütung jeweils konkret nach Entfernung und Fahrtdauer" verhindert werden, wie sie die IG BAU gefordert habe.

Laut Schlichterspruch soll es außerdem eine "Corona-Prämie" von 500 Euro für Beschäftigte und 250 Euro für Auszubildende als einmalige steuerfreie Sonderzahlung geben.

Die Tarifparteien müssen die Einigungen nun allerdings noch annehmen. Die IG BAU und die Arbeitgeberverbände haben dafür zwei Wochen Zeit. "Zudem wurde vereinbart, sogenannte 'Gipfelgespräche' unter Moderation des Schlichters durchzuführen, in denen unter anderem die Regelung zur Wegezeitenvergütung sowie eine zukunftsfähige Regelung der Mindestlöhne Thema sein werden", erklärten ZDB und HDB.

Die Schlichtung hatte am Mittwoch vergangener Woche begonnen, nachdem drei Tarifrunden ohne Ergebnis geblieben waren. Schlichter war der Präsident des Bundessozialgerichts, Rainer Schlegel. Die IG BAU hatte ursprünglich 6,8 Prozent mehr Lohn gefordert. Die Arbeitgeber sahen dafür unter anderem wegen der Corona-Krise keinen Spielraum.

by Tobias SCHWARZ