Politiker und Weggefährten haben am Freitag in der Petruskirche in Kiel Abschied von Schleswig-Holsteins früherer Ministerpräsidentin Heide Simonis (SPD) genommen. Regierungschef Daniel Günther (CDU) würdigte die vor gut zwei Wochen gestorbene Politikerin in seiner Trauerrede als "Wegbereiterin für so viele Frauen in Deutschland". Sie habe viele sichtbare Spuren im Land hinterlassen. Simonis habe "mutig neue Wege eingeschlagen".
"Was sie bei den Menschen beliebt gemacht hat, war ihre unverwechselbare Art", fügte Günther hinzu. Sie habe nicht in Floskeln geredet und Politik so erklärt, dass Menschen sie verstanden hätten. Konflikte habe sie nie gescheut.
Günther griff auch ein Zitat von Simonis auf, laut dem der Pastor an ihrem Grab eines Tages sagen werde: "Hier ruht die Frau, die viermal nicht gewählt wurde". Günther sagte dazu, dass ihre gescheiterte Wiederwahl Teil ihrer Biografie, nicht aber Teil ihres Vermächtnisses sei. "Schleswig-Holstein verneigt sich vor ihrer Lebensleistung", schloss er.
Auch wenn Simonis lange mit ihrer Parkinson-Erkrankung gekämpft habe, sei ihr Tod ein Schock gewesen, sagte die SPD-Landesvorsitzende Serpil Midyatli. "Mit ihr verliert Schleswig-Holstein eine seiner herausragendsten Bürgerinnen, und die SPD verliert eine einzigartige Sozialdemokratin", ergänzte sie.
Simonis habe die Gesellschaft und das Miteinander geprägt. "Sie war keine steife Regierungschefin, und sie war auch keine Landesmutter - sie war ein unverkennbarer Typ mit einem ganz eigenen Stil", sagte Midyatli. Die frühere Ministerpräsidentin habe sich in keine Schublade stecken lassen.
Schleswig-Holsteins ehemaliger Ministerpräsident Björn Engholm (SPD) erinnerte an persönliche Begegnungen mit Simonis. Sie habe für eine weltoffene Heimat gekämpft. "Heide bleibt in unseren Köpfen und Herzen lebendig", sagte er in seiner Ansprache.
Zu den Gästen der Trauerfeier gehörten auch Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) und die SPD-Vorsitzende Saskia Esken. Die Zeremonie war grundsätzlich frei zugänglich. Die Zahl der Sitzplätze für die Öffentlichkeit war aber wegen persönlicher Einladungen der Familie und der Landesregierung begrenzt. Im Anschluss an die Trauerfeier wurde der Sarg zur Beisetzung im engsten Familienkreis aus der Kirche getragen.
Simonis war am 12. Juli wenige Tage nach ihrem 80. Geburtstag gestorben. Sie war von 1993 bis 2005 Regierungschefin des nördlichsten Bundeslands und die erste Frau an der Spitze einer Landesregierung in der Geschichte der Bundesrepublik. Ihre politische Laufbahn endete, als sie 2005 im Kieler Landtag in vier Anläufen ihre Wiederwahl verpasste.
ald/cfm