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Schlangen und Kontrollen in Teilen des deutsch-französischen Grenzgebiets

Schärfere Corona-Regeln für französisches Département Moselle in Kraft

Schlangen vor Corona-Testzelten und Polizeikontrollen: In Teilen des deutschen Grenzgebiets zu Frankreich sind am Dienstag verschärfte Einreisebeschränkungen für Grenzgänger in Kraft getreten. Wegen der massiven Ausbreitung der südafrikanischen Corona-Variante im französischen Verwaltungsbezirk Moselle an der Grenze zum Saarland und zu Rheinland-Pfalz hatte das Robert-Koch-Institut das Gebiet zuvor zum Virusvariantengebiet erklärt.

Am Grenzübergang in Saarbrücken wurde ein Drive-in-Testzentrum für Autofahrer eingerichtet, vor dem sich am Dienstag Schlangen bildeten, wie AFP-Reporter berichteten. Franzosen, die aus dem Bezirk Moselle nach Deutschland reisen, müssen einen negativen Corona-Test und eine "digitale Einreiseanmeldung" vorweisen.

Die Auflagen gelten auch für die rund 16.000 französischen Berufspendler. Der Corona-Abstrich darf höchstens 48 Stunden alt sein, akzeptiert werden sowohl PCR-Tests als auch Schnelltests. Systematische Grenzkontrollen sind auf deutscher Seite nicht vorgesehen, die Einhaltung der Auflagen soll laut Bundesinnenministerium aber durch "Schleierfahndung im Hinterraum" kontrolliert werden.

Bei vielen Grenzgängern stießen die verschärften Regeln auf Kritik: "Ich finde das indiskutabel", sagte der französische Berufspendler Serge Illig der Nachrichtenagentur AFP. "Wenn der negative Test nur 48 Stunden gilt, müssen wir alle zwei Tage einen machen." Der Deutsche Martin Wiegand sprach von einer "schwierigen Situation" für alle Grenzgänger.

Frankreich verlangt von Grenzbewohnern aus dem Saarland und Rheinland-Pfalz nun seinerseits auch einen negativen Corona-Test - allerdings nur für nicht beruflich bedingte Fahrten, also etwa zum Einkaufen oder Besuch bei Verwandten oder Freunden. Bisher waren Grenzübertritte von bis zu 24 Stunden in beide Richtungen ohne Auflage erlaubt, um die engen Beziehungen in der Region nicht zu stören.

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) äußerte sich "sehr besorgt über die Ausbreitung der Virusvarianten in unserem Nachbarland Frankreich". Ziel der Landesregierung sei es, einen effektiven Infektionsschutz mit dem grenzüberschreitenden Leben und Arbeiten in der Region zu vereinbaren.

Der Präfekt des Départements Moselle, Laurent Touvet, sprach von "ermutigenden Anzeichen" und leicht gesunkenen Infektionszahlen. Er betonte: "Es gibt keine Covid-Explosion in Moselle." Die Zahl der Neuinfektionen lag in dem französischen Verwaltungsbezirk zu Wochenbeginn bei 284 pro 100.000 Einwohner, wie die regionale Gesundheitsbehörde mitteilte. Sie hatte den Anteil der südafrikanischen Variante zuletzt auf rund 50 Prozent geschätzt.

Als zusätzliche Schutzmaßnahmen verhängte die Präfektur nach Angaben französischer Lokalmedien ein Alkoholverbot im öffentlichen Raum in Städten wie Metz, Sarreguemines und Forbach. Damit sollen Ansammlungen junger Leute verhindert werden. Die französische Regierung hat Moselle unter "verschärfte Beobachtung" gestellt und prüft zusätzlich eine Ausgangssperre an Wochenenden, wie sie in Teilen der Côte d'Azur gilt. In ganz Frankreich gilt zudem eine abendliche Sperrstunde ab 18.00 Uhr.

Der Bahn-, Bus- und Schiffsverkehr aus Moselle nach Deutschland wurde vorläufig ausgesetzt. Im Saarland gilt diese Beschränkung nach Angaben des Verkehrsministeriums vorerst bis Mittwoch. Im Rahmen der Ministerpräsidentenkonferenz am Mittwoch wolle man "gezielt praktikable Lösungen" in die neue Corona-Verordnung des Bundes bringen, um Ausnahmen vom Beförderungsverbot für Grenzgänger zu ermöglichen, teilte das Ministerium mit.

by JEAN CHRISTOPHE VERHAEGEN