Alles umsonst?! Seit drei Wochen macht die Ukraine Fortschritte in der russischen Region Kursk. Die ukrainische Armee konnte über 1000 Quadratkilometer und zahlreiche Ortschaften zurückerobern sowie Hunderte russische Soldaten gefangen nehmen. Das Ziel von Präsident Wolodymyr Selenskyj (46): eine Pufferzone zu schaffen, die Russland dazu zwingt, Truppen aus dem hart umkämpften Donbass abzuziehen und an der eigenen Grenze zu verstärken. Dadurch erhofft sich die Ukraine eine Entlastung der eigenen Truppen im Donbass. Dieser Plan droht jetzt zu scheitern, hier mehr:
Russlands Militärführung hat offenbar entschieden, nur wenige Kräfte von der Front im Donbass nach Kursk zu verlegen. Diese Information stammt vom US-Nachrichtenportal Bloomberg, das sich auf eine dem Kreml nahestehende Quelle beruft. Auch Igor Korotchenko, Chefredakteur der russischen Zeitschrift "National Defense“, vermutet: "Der Druck entlang der gesamten Frontlinie in der Ukraine wird aufrechterhalten. Es ist nicht geplant, Truppen von dort in die Region Kursk zu verlegen.“ Stattdessen könnten Soldaten aus dem russischen Landesinneren, vor allem unerfahrene Wehrdienstleistende, in den Verteidigungskampf geschickt werden. Obwohl ihnen zuvor versichert wurde, nicht im Ukraine-Krieg kämpfen zu müssen, bezog sich das Versprechen offenbar nur auf Einsätze auf ukrainischem Boden.
Dies birgt ein großes Risiko für Russland: Die jungen Rekruten verfügen über kaum Kampferfahrung. Ihre Altersgenossen wurden bereits zu Beginn der Ukraine-Invasion überrannt und gerieten massenhaft in Kriegsgefangenschaft. Laut dem Institute for the Study of War (ISW) scheint der Kreml jedoch keine Eile zu haben, die ukrainischen Streitkräfte aus der Region Kursk zurückzudrängen.
Ist Wladimir Putin das eigene Land gleichgültig? Wahrscheinlich nicht. Doch die Lage in der Ostukraine, insbesondere im Donbass, ist für die Ukraine derzeit extrem angespannt. Das ISW vermutet daher, dass "der Kreml weiterhin seine Offensivoperationen in der Ostukraine priorisieren wird.“ Für Kiew und Selenskyj sind das schlechte Nachrichten. In der Region Donezk rücken russische Truppen auf Pokrowsk vor, ein wichtiges Versorgungszentrum für das ukrainische Militär. Sollte Russland die Stadt einnehmen, könnte es eine bedeutende Nachschubroute der ukrainischen Armee abschneiden.