Nach der offiziellen Nominierung von Donald Trump zum Präsidentschaftskandidaten haben die US-Republikaner ihren Parteitag für scharfe Attacken auf dessen Herausforderer Joe Biden genutzt. Redner wie Trumps ältester Sohn Donald junior warnten am Montagabend, bei einem Wahlsieg Bidens drohten in den USA "Unruhen" und "Anarchie". Die US-Bürger hätten die Wahl zwischen "Kirche, Arbeit und Schule" oder "Unruhen, Plünderungen und Vandalismus", sagte der Junior. Trump wiederum warnte erneut vor Wahlbetrug.
Trump trat nach seiner Nominierung kurz persönlich vor die in Charlotte im Bundesstaat North Carolina versammelten Delegierten. Er wiederholte dabei seine Behauptung, die Demokraten wollten die Wahl durch Briefwahlbetrug "stehlen". "Wir müssen sehr, sehr vorsichtig sein," sagte Trump in seiner düsteren Rede.
Trump junior, der aus einem Theater in der Hauptstadt Washington zugeschaltet war, verteidigte in seiner Rede auch das Corona-Krisenmanagement seines Vaters. Der Präsident habe "schnell gehandelt", um das Coronavirus einzudämmen, sagte er. Jetzt sorge sein Vater für die Schaffung von Jobs. "Er hat die großartigste Wirtschaft aufgebaut, die unser Land je gesehen hat." Biden wolle das Land dagegen in einen neuen Lockdown führen. "Das ist Wahnsinn."
In den USA sind bereits mehr als 177.000 Menschen an den Folgen des Coronavirus gestorben, die höchste Zahl weltweit. Die US-Wirtschaft steckt in einer schweren Krise. Trump wird für seinen Umgang mit der Corona-Pandemie viel kritisiert und liegt in Umfragen für die Wahl am 3. November derzeit hinter Biden, dem Kandidaten der US-Demokraten.
Die Republikaner sehen ihren am Montag begonnenen Parteitag als Startschuss für eine Aufholjagd im Wahlkampf und hoben Erfolge von Trumps erster Amtszeit hervor. Trump will mit dem Thema Sicherheit punkten und bezeichnet sich als "Präsident von Recht und Ordnung". Er baut auch darauf, dass viele Wähler ihm nach wie vor große Wirtschaftskompetenz zuschreiben. Trump setzt zudem auf rechte Kernthemen wie das Recht auf Waffenbesitz.
Schwarze Trump-Unterstützer wie der Senator Tim Scott und der ehemalige Football-Star Herschel Walker sprachen gezielt afroamerikanische Wähler an. Die ehemalige UN-Botschafterin Nikki Haley erzählte ihre eigene Aufstiegsgeschichte vom Einwandererkind zur Gouverneurin von South Carolina.
Im Mittelpunkt der meisten Reden standen aber die Warnungen vor Biden. "Egal wo Ihr wohnt, Eure Familie wird im Amerika der radikalen Demokraten nicht sicher sein", sagte Patricia McCloskey, die im Juni für Schlagzeilen gesorgt hatte, weil sie in St. Louis eine Waffe auf Black-Lives-Matter-Demonstranten gerichtet hatte.
Der Abgeordnete Matt Gaetz sagte in seiner Videoansprache, eine Präsidentschaft Bidens wäre wie ein "Horrorfilm": "Sie (die Demokraten) werden euch entwaffnen, die Gefängnisse leeren, euch zu Hause einsperren und (die zentralamerikanische Gang) MS-13 einladen, bei euch nebenan einzuziehen." Biden sei eine Marionette der "gefährlichen Linken", die die USA schwächen wolle.
Der Abgeordnete Jim Jordan sagte, Trump sei der "Pro-Amerika-Kandidat". Die Demokraten dagegen wollten der Polizei, dem Grenzschutz und dem Militär die Finanzmittel streichen - "und euch eure Waffen wegnehmen".
Der viertägige Parteitag in Charlotte im Bundesstaat North Carolina wurde wegen der Corona-Krise stark eingeschränkt, die meisten Redner halten ihre per Video übertragenen Ansprachen in Washington. Trump will seine offizielle Nominierungsrede am Donnerstag im Weißen Haus halten, was auch in den eigenen Reihen auf Kritik stößt: Für gewöhnlich sind Wahlkampfauftritte im Amtssitz des Präsidenten tabu.
Trumps Ehefrau Melania wird ihre Parteitagsrede am Dienstag (10.30 Uhr Ortszeit; 16.30 Uhr MESZ) im Rosengarten des Weißen Hauses halten. Die Demokraten hatten ihren Parteitag bereits vergangene Woche abgehalten und Biden dabei formell zu ihrem Präsidentschaftskandidaten für die Wahl im November gekürt.
by Von Brendan SMIALOWSKI