Das Galaxy Note7 ist offiziell. Nach unzähligen Leaks hat Samsung soeben sein neuestes Flaggschiff vorgestellt, das mit zahlreichen neuen S Pen-Funktionen, IP68-Zertfizierung und einem Curved-Display punkten möchte.
Optisch ist die Ähnlichkeit zum Galaxy S7 edge nicht von der Hand zu weisen, wenngleich das Gerät etwas eckiger ausfällt, als sein kleiner Bruder. Auch das Note7 setzt auf eine an den Seiten abgerundete Glasfront, die in einen sehr schmalen Rahmen übergeht. Dadurch wirkt das mit 7,9mm ohnehin sehr dünne Smartphone nochmals deutlich schlanker. Anders als beim S7 edge befindet sich der aus Aluminum gefertigte Rahmen außerdem genau mittig, denn auch die Glasrückseite verjüngt sich zu den Rändern hin und sorgt für ein symmetrisches Profil. An der Unterseite finden sich ein USB Typ C-Eingang, der Kopfhöreranschluss und natürlich der Einschub für den S Pen.
Das Highlight schlechthin ist natürlich das beidseitig gewölbte Curved-Display. Das misst 5,66 Zoll (14,39cm) in der Diagonale und ist damit nur minimal größer als der Bildschirm des Galaxy S7 edge. Wie nicht anders zu erwarten handelt es sich abermals um ein WQHD Super AMOLED Panel, das neben satten Schwarzwerten und kräftigen Farben besonders bei der Helligkeit punkten soll. Größe und Auflösung haben sich seit dem Galaxy Note 4 nicht verändert, was aber keinesfalls schlecht ist. Außer der Gear VR fällt mir zumindest kein Anwendungsszenario ein, bei dem man eine noch höhere Auflösung bräuchte. Die 518ppi des Displays sollten mehr als ausreichen, um alle Inhalte, Bilder und Videos gestochen scharf darstellen zu können. In Sachen Display ist die entscheidende Neuerung des Note7 also zweifelsohne die Dual-Edge. Eine Variante ohne ‘edge’ wird es nicht geben, Samsung geht endlich All-In und setzt einzig auf die neue Designsprache mit den abgerundeten Kanten. Das kann man nun gut oder schlecht finden, ein Alleinstellungsmerkmal ist es aber auf jeden Fall und hat in der Vergangenheit bei den letzten beiden Generationen der S-Serie für durchaus gute Verkaufszahlen gesorgt. Zumindest für mich ist die Edge außerdem ein optisches Highlight des Gerätes.
Ein klarer Vorteil der Ähnlichkeit zum Galaxy S7: auch das Note7 kann mit einer IP68-Zertifizierung punkten. Das bedeutet, das Gerät ist nicht nur staubdicht, sondern kann auch bedenkenlos bei starkem Regen oder in der Badewanne genutzt werden.
Schon das erste Galaxy Note fiel seinerzeit nicht nur durch die schiere Größe und die außerordentlich gute Hardware auf, sondern auch durch den namensgebenden Stylus, den sogenannten S Pen. Auch beim Galaxy Note7 ist der wieder vorhanden und lässt sich wie gewohnt im Gehäuse versenken. Tatsächlich ist der Stift der wohl größte Unterschied zwischen dem Galaxy Note7 und dem S7 edge. Welches der beiden Geräte man sich zulegen möchte, entscheidet sich letztlich wohl über die Frage, ob man den Stift nutzt oder nicht, denn in Sachen Hardware sind die beiden Smartphones ansonsten nahezu identisch. Aber dazu später mehr.
Der Stylus entspricht rein äußerlich jenem Stift, der schon beim Galaxy Note 5 verwendet wurde, allerdings ist der Knopf etwas nach oben gewandert, um nicht so oft versehentlich ausgelöst zu werden. Der neue S Pen ist knapp 10 Zentimeter lang, 3 Gramm schwer und erkennt unglaubliche 4096 Druckstufen. Entsprechend präzise soll die Bedienung des Smartphones damit sein. Mehr noch, der Stift wird sogar erkannt, wenn das Display nass ist – passend zur IP68-Zertifizierung des Gerätes. Auch im Regen sollten eine kurze handschriftliche Notiz also kein Problem darstellen.
Bei einem Druck auf den Stift fährt dieser aus dem Gehäuse und es öffnet sich der Halbkreis von Anwendungen, denn man rein optisch bereits vom Note 5 kennt. Der erste Eindruck ist, dass sich hier nichts geändert hat. Das täuscht aber, denn mittlerweile finden sich in dem Menü nicht mehr viele voneinander unabhängige Anwendungen, sondern man hat die bereits bekannten Tools in der App Samsung Notes zusammengefasst. Damit hat man jetzt alles an einem Ort und kann handschriftliche Notizen, Screenshots und gesammelte Elemente sehr viel schneller austauschen, verwalten und kombinieren. Samsung Notes vereint die Funktionen des Action Menu und der S Note-App in sich und erweitert das Nutzungserlebnis zum Beispiel um eine Pinsel-Funktion, bei der die Farben wie bei einem Aquarell tatsächlich ineinander fließen.
Smart Select bietet nach wie vor die Möglichkeit, bestimmte Bildschirminhalte auszuwählen und in einer Zwischenablage zu speichern, was gerade bei längeren Recherchen im Web eine wirklich praktische Funktion sein kann. Neuerdings kann das Tool auch bewegliche Gif-Dateien erstellen. Dafür markiert man mit dem S Pen einen Bereich des Bildschirms (beispielsweise ein Video in der Youtube-App oder eine besonders gelungene Combo in einem Spiel) und nimmt den Inhalt auf, der sich anschließend natürlich via Social Media mit der Welt teilen lässt. Mit Glance kann man Anwendungen zu einem kleinen Fenster minimieren um einfacher zwischen zwei Apps zu springen. Außerdem kann man den Stift abermals wie eine Maus einsetzen, um Bilder, Dateien und Text auszuwählen oder wie mit einer Lupe bestimmte Bildschirminhalte zu vergrößern. Wie sinnvoll all diese Funktionen im Alltag sind, wird sich noch zeigen müssen, auf mich wirken sie aber wie vernünftige Weiterentwicklungen der bekannten Features.
Auf dem Galaxy Note7 kommt Android 6.0.1 zum Einsatz. Darüber liegt die neugestaltete Touchwiz-Oberfläche, die man schon im Vorfeld in einigen Videos betrachten konnte. Neben einer neuen Statusleiste bringt die GraceUX eine Reihe neuer Icons, schnellere Animationen, übersichtlichere Menüs und merklich umgestaltete und hellere Quick Settings.
Aktuelle Android-Smartphones liefern mittlerweile durch die Bank eine Performance, die für die nächsten Jahre und alle möglichen Anwendungsszenarien ausreichen sollte. Das Galaxy Note 7 bildet da keine Ausnahme. Je nach Region bekommt man einen Exynos 8890 oder einen Qualcomm Snapdragon 820, denen jeweils 4 Gigabyte LPDDR4 Arbeitsspeicher zur Seite stehen. Wem diese Kombination bekannt vorkommt: Das entspricht genau der Hardware, die sich auch im Galaxy S7/S7edge findet. Das man darauf verzichtet, gleich 6GB RAM zu verbauen ist zwar nicht problematisch, aber etwas merkwürdig, da auch die 6GB LPDDR4 des OP3 von Samsung stammen. Auch die Kamer entspricht übrigens der des Galaxy S7 und sollte ebenso wie diese folglich zu den besten Smartphone-Kameras am Markt gehören. Die rückseitige Dual-Pixel Hauptkamera steht nur knapp einen halben Millimeter aus dem Gehäuse hervor, besitzt einen Optischen Bildstabilisator und eine f/1.7 Blende. Sie löst mit 12, die Frontkamera mit 5 Megapixeln auf.
Beim internen Speicher geizt man erfreulicherweise nicht: Wie erwartet setzt man in der Basis-Version auf 64 Gigabyte internen UFS 2.0-Speicher, der zudem mittels MicroSD-Karten um bis zu 256 Gigabyte erweitert werden kann. Nachdem zuletzt das Galaxy Note 5 in dieser Hinsicht enttäuscht hatte eine sehr positive Entwicklung, auch wenn man sich wohl bis zum S8 gedulden muss, um in den Genuss der schnelleren UFS MicroSD-Karten zu kommen.
In puncto Akku ist die von mir erhoffte positive Überraschung leider ausgeblieben: Mit einer Kapazität von 3500mAh ist der Energiespeicher des Note7 zwar nicht gerade schwach auf der Brust, dennoch hatte ich mir nach dem überraschend großen Akku des Galaxy S7 mehr erhofft. Über den Tag wird man aber trotz des großen Displays locker kommen, zudem sollte der Akku dank Fast Charging und Fast Wireless Charging schnell aufgeladen sein.
Zwei weitere Neuerungen gibt es in Sachen Hardware dann noch. Nachdem man beim S7 noch darauf verzichten musste, setzt das Galaxy Note7 endlich auf den neuen USB Type C-Anschluss. Das bedeutet ein komfortableres Einstecken, schnelleres Aufladen und höhere Übertragungsgeschwindigkeiten. Ein entsprechendes Ladekabel ist selbstverständlich im Lieferumfang enthalten und auch die neue Gear VR setzt folglich auf USB Type C, lässt sich allerdings per Adapter auch mit dem S6/S7/Note 5 nutzen. Die andere Neuerung ist der verbaute Iris-Scanner, dessen Existenz dank diverser Leaks ebenfalls kein Geheimnis mehr war. Der Scanner soll bis zu 200 Mal sicherer sein, als ein herkömmlicher Fingerprint-Reader und erkennt den Nutzer über eine frontseitige Infrarot-LED und eine zusätzliche Kamera auch bei mittelmäßigen Lichtverhältnissen. Leider muss man aber wie schon beim Lumia 950XL einen bestimmten Abstand einhalten und das Display zuvor aktivieren – umständlich. Den mittlerweile sehr populären Fingerabdruckscanner kann die Funktion vielleicht nicht ablösen, dafür kann sie aber optional parallel zu diesem genutzt werden um für etwas zusätzliche Sicherheit zu sorgen. Wie gut das Ganze in der Praxis funktioniert, kann wohl erst ein ausführlicher Langzeit-Test klären.
TL;DR Das Samsung Galaxy Note7 ist hierzulande der Nachfolger des Note 4 und ein durchaus spannendes Upgrade. Auch wenn sich die Veränderungen in Sachen Performance und Akkulaufzeit in Grenzen halten dürften, das neue Design, der aktuelle Anschluss, die IP68-Zertifizierung, die Kamera und vor allem die neuen S Pen-Features ergeben in der Summe ein wirklich starkes High-End-Smartphone. Im Wesentlichen handelt es sich aber eben auch “nur” um ein minimal größeres Galaxy S7 edge mit Stylus und USB Type C-Anschluss. Wer auf diese beiden Features verzichten kann, greift also wohl besser zum S7 edge und bleibt damit wohl deutlich unter den 849 Euro, die Samsung als UVP für das Note7 aufruft. Wer das Smartphone ab dem 16. August vorbestellt, erhält die neue Gear VR erneut als Beigabe dazu, der offizielle Marktstart in Deutschland ist der 2. September.