Heute nachmittag ist es so weit. Dann stellt Samsung mit dem Galaxy Note7 sein Flaggschiff für die zweite Jahreshälfte vor. Ein guter Zeitpunkt also, um einen Blick zurück zu werfen und die Entwicklung der populären Galaxy Note-Serie zu betrachten, die nicht nur den Stylus zurückbrachte, sondern auch große Smartphones salonfähig gemacht hat.
Ausgestattet mit einem 5,3 Zoll Display war dem Galaxy Note auf der IFA 2011 einiges an Aufmerksamkeit gewiss. Für schmale Hosentaschen und Hände war das Phablet eine mittlere Herausforderung, doch darüber konnte leicht hinwegsehen, wer einen Blick auf das Super AMOLED HD-Panel warf, das neben seiner Größe auch mit starken Kontrasten, knalligen Farben und einer scharfen Darstellung überzeugte. Ein HD-Panel dieser Größe bedeutete weniger Scrollen und Zoomen und mehr Raum für Videos und Texte. Ich habe ein Jahr nahezu alle meine Schulhefte in S Note angelegt; Mathematische Formeln, Texte, Tafelbilder…einfach alles nur mit dem Galaxy Note erstellt. Und es funktionierte prima. Auch rechenintensive Aufgaben wie Spiele waren eine echte Freude mit dem performanten Gerät, wenngleich ein 1,4 GHz Dual-Core Prozessor und 1 Gigabyte RAM heute wirklich keinen mehr beeindrucken können.
Mit dem Galaxy Note fiel man allerdings auch auf. Nicht allein wegen der Größe, sondern auch wegen dem integrierten S Pen, der mittlerweile ebenfalls zum Markenzeichen der Serie geworden ist. Nachdem kapazitive Displays den Einsatz eines Stylus unerheblich gemacht hatten, erfand der S Pen diese Art der Bedienung grundlegend neu. Der Stift ließ sich im Gehäuse versenken, konnte mehrere Druckstufen erkennen und war auch softwareseitig hervorragend integriert. Im schulischen oder beruflichen Umfeld eröffnete das ganz neue Möglichkeiten: für handschriftliche Notizen, Foto-Memos, Zeichnungen, Skizzen und Kalendereinträge. Mit zwei großen „Premium Suite“-Updates wertete man die Funktionalität der Software zudem stark auf und brachte löblicherweise auch nahezu alle Features des Nachfolgers auf das Galaxy Note.
Dass so ein Nachfolger kam, war auch bald keine Frage mehr, denn das Galaxy Note fand trotz Preisgestaltung und Größe seine Käufer und konnte innerhalb des ersten Jahres über 10 Millionen Mal abgesetzt werden.
Nach dem unerwarteten Erfolg der ersten Generation, den herausragenden Verkaufszahlen des Galaxy S III und einem ersten Tablet mit S Pen – dem Galaxy Note 10.1 – wurde das Note 2 mit Spannung erwartet und erneut im Rahmen der Internationalen Funk Ausstellung in Berlin präsentiert. Das Galaxy Note 2 stellte im Wesentlichen eine konsequente Weiterentwicklung des Vorgängers da. Nach wie vor setzte man auf ein HD Super AMOLED Display, das allerdings nun auf 5,5 Zoll angewachsen war und dank des neuen 16:9 Formats vor allem beim Betrachten von Filmen noch mehr Spaß machte. In Sachen Performance machte man einen größeren Sprung, verdoppelte die Anzahl der Prozessorkerne und den Arbeitsspeicher und verbaute erstmals einen Akku mit über 3000mAh.
Die größten Veränderungen fanden aber in Sachen Stylus und Software statt. Mit der Nature UX hatte man TouchWiz schon für das Galaxy S III deutlich umgestaltet und stellenweise mit Funktionen geradezu überladen. Wenn man heute TouchWiz-Kritiker über die UI lästern hört, dann klingt das weniger nach Kritik an neueren Versionen, sondern nach bösen Erinnerungen an die Nature UX, an unnötige Funktionen und verspielte Effekte, die das Gerät und die Nutzererfahrung oft spürbar ausgebremst haben.
Aber nicht alles war überflüssig, denn man hatte sich viel Mühe gegeben, dem Galaxy Note 2 und seinem großen Bildschirm einen Zusatznutzen zu verleihen. Die Vorschaufunktion von Air View beispielsweise ähnelte vom Funktionsumfang sehr stark Apples neuem Force Touch und erst jetzt – über vier Jahre später – hält auch Multi-Window Einzug bei Vanilla-Android.
Wie so oft bei Samsung stieß neben der Software vor allem die Materialwahl auf Kritik, denn gerade die fingerabdruckanfällige Plastikrückseite entsprach nicht der sonstigen Premium-Experience, die das Gerät unbestreitbar bot. Dafür konnte man sie aber problemlos entfernen und hatte so sehr einfach Zugang zum austauschbaren Akku und den Slots für SIM- und MicroSD-Karten.
Eine ganze Zeit später komplementierte man das Line-Up mit dem Galaxy Note 8.0, das allerdings ebenso wie schon das 10 Zoll Tablet mit einer Auflösung von 1280×800 Pixeln trotz S Pen und Quad-Core Prozessor nicht so recht überzeugen konnte.
Bei der Vorstellung des Galaxy Note 3 ließ Samsung wenig Zweifel daran, dass man dem Namen der Serie auch optisch gerecht werden wollte. Das Note 3 sah aus wie ein Notizbuch: die Rückseite im Lederlook war leicht gummiert und wies sogar eingestanzte Nähte auf, der Rahmen erinnerte an die Seiten eines geschlossenen Buches. Auch sonst wirkte das Design sehr viel erwachsener, denn das Gerät war etwas schmaler und kantiger geworden, die Ecken nicht mehr so stark abgerundet, wie noch beim Vorgänger, und den Rahmen ums Display hatte man merklich geschrumpft.
Dennoch hatte Samsung es sich nicht nehmen lassen, das Display abermals zu vergrößern und verbaute im Galaxy Note 3 nun ein erstklassiges 5,7 Zoll großes Super AMOLED Panel, das mit Full HD, also 1920×1080 Pixeln, auflöste. Das Betrachten von Inhalten war damit eine helle Freude, ganz besonders wenn es um Filme oder Webseiten ging, die gestochen scharf dargestellt wurden. Auch in Sachen Geschwindigkeit setzte man Maßstäbe: Im Inneren werkelten je nach Modell ein Exynos 5 Octa-Core oder Snapdragon 800, außerdem gab es 3 Gigabyte Arbeitsspeicher und erstmalig einen USB 3.0 Anschluss. Vor allem aber hatte sich softwareseitig einiges getan: Nicht nur war Touchwiz endlich deutlich verschlankt worden und mittlerweile sogar recht ansehnlich, man hatte auch abermals an den Funktionen des S Pen geschraubt. Zog man den Stift aus dem Gehäuse öffnete sich ein kreisrundes Menü, über das sich Screenshots erstellen, Inhalte mit dem Scrapbook teilen oder schnell Notizen anlegen ließen. Auch Multi-Window und der Fenstermodus für die Systemanwendungen wurden abermals verbessert und waren im Alltag wirklich praktisch, wenngleich die Anzahl der unterstützen Anwendungen überschaubar war.
In Sachen Software und Optik identisch, technisch aber etwas abgespeckt war das minimal kleinere Note 3 Neo, das einige Monate später das Licht der Smartphone-Welt erblickte. Mit der passenden Preisgestaltung wäre der Akku-Dauerläufer sicher besser angekommen, so hat Samsung letztlich nur eine gute Chance vertan, ein Mittelklasse-Note zu etablieren und seitdem keinen neuen Anlauf gewagt. Immerhin: Ebenso wie das normale Galaxy Note 3 erhielt das Note 3 Neo per Software-Update nahezu alle Funktionen des Galaxy Note 4, was zumindest für mich eine willkommene Änderung darstellte, denn das Action Menu getaufte kreisförmige Menü wurde dadurch erheblich aufgewertet und auch S Note angepasst.
Parallel zum Galaxy Note 3 stellte Samsung nicht nur seine erste Smartwatch – die Galaxy Gear – vor, sondern auch den heiß begehrten Nachfolger des ersten Note-Tablets, der vor allem in Sachen Displayauflösung einen großen Sprung machte. Der Name Galaxy Note 10.1 2014 Edition war für das Jahr 2014 sicher etwas großspurig gewählt, kam aber nicht von ungefähr, denn technisch entsprach das Note 10.1 bereits den eigenen High-End-Tablets des Folgejahres. Und von denen gab es einige, denn Anfang 2014 überschwemmte Samsung mit den Tab Pro und später den Tab S Geräten den Markt der Tablet-Oberklasse regelrecht. Mit dabei war auch das Galaxy Note Pro 12.2, das mit 12-Zoll Bildschirm, S Pen und der Möglichkeit bis zu vier Anwendungen parallel darzustellen, dem iPad Pro Konkurrenz machen könnte – wenn es denn einen Nachfolger mit aktualisierter Hardware gäbe. Der ist aber nicht in Sicht und auch das Windows-Convertible Galaxy Tab Pro S hat unverständlicherweise keinen wirklichen Pen-Support.
Aber genug der Tablets: Zurück zu den Smartphones, denn da kam 2014 das Galaxy Note 4 und damit zumindest für mich das Highlight der Note-Serie.
Die erste Hälfte des Jahres 2014 war in Sachen Smartphones eher schwierig für Samsung und das hatte man sich allein selbst anzukreiden. In der Mittel- und Einsteigerklasse bot man mittlerweile eine unüberschaubare Anzahl an Geräten mit minimalen Unterschieden und absolut lächerlichen Namen an, die noch dazu oftmals nicht gerade mit einer zurückhaltenden Preisgestaltung glänzten. In der Oberklasse versuchte man das Galaxy S5 zu positionieren, das zwar eine IP67-Zertifizierung und USB 3.0 mitbrachte, abermals jedoch sehr viel Kritik für die Materialwahl einstecken musste.
Mit dem Note 4 sollte das alles besser werden und nachdem man mit dem Galaxy Alpha eine neue Material- und Designsprache ausprobiert hatte, setzte auch das Galaxy Note 4 endlich auf erstklassig verarbeitete Materialien. Ein lackierter Metallrahmen mit abgeschliffenen Kanten, 2,5D-Glas und eine texturierte Polycarbonat-Rückseite, die dennoch abnehmbar war und einen schnellen SIM-, SD- und Akkuwechsel erlaubte – das Note 4 vereinte altbewährte Stärken mit einem ansprechenden Design. Auch technisch war man erneut auf der Höhe der Zeit, hob die Displayauflösung bei gleicher Diagonale auf QHD an, konnte dank Snapdragon 803 und 3GB RAM auch in Sachen Performance überzeugen und ebenso bei Kamera und Akkulaufzeit punkten.
Wieder einmal hatte man zudem Hand an die Möglichkeiten des S Pen gelegt. Betätigte man den Button des Stiftes konnte man diesen wie eine Maus nutzen, um Bilder und Text zu markieren. Außerdem gab es eine deutlich aufgebohrte S Note-App, das neue Smart Select und eine abermals verbesserte Handschrifterkennung. Das kreisrunde Menü des Galaxy Note 3 war allerdings geblieben und lediglich etwas aufgebohrt worden. Der ein oder andere Negativpunkt fand sich aber natürlich auch: anders als beim Galaxy S5 musste man auf USB 3.0 und eine IP67-Zertifizierung verzichten. Kritisiert wurden außerdem wieder einmal die Preisgestaltung und die Touchwiz-Oberfläche. Mir persönlich fällt nicht viel ein, das man hätte besser machen können und folglich ist das Galaxy Note 4 bis heute mein Daily Driver.
Das Note Edge, das neben der Gear S ebenfalls parallel zum Galaxy Note 4 vorgestellt wurde, entsprach technisch in den meisten Punkten eben jenem, fiel allerdings durch die namensgebende seitliche Edge auf. Als erstes Smartphone setzte man dort auf das abgerundete Display, das nicht nur äußerst schick aussah, sondern auch softwareseitig die ein oder andere Änderung mit sich brachte.
Das Galaxy Note 5 stellte einen Wendepunkt in der Entwicklung der Note Serie dar – und das nicht unbedingt im positiven Sinne. Aus europäischer Perspektive vor allem deshalb, weil man das Galaxy Note 5 auch hier in Deutschland nicht offiziell erwerben konnte, wir bekamen nur das Galaxy S6 edge Plus, das zwar ein beidseitig gewölbtes Display besaß, aber leider ohne S Pen auskommen musste.
Der andere umstrittene Punkt war die neue Designsprache und die damit einhergehenden Kompromisse. Das Galaxy S6 und S6 edge läuteten bei Samsung unbestreitbar eine neue Ära ein und setzten mit Metall und Glas auf hochwertige Materialien und ein auffälliges und eigenständiges Design, dem auch das Galaxy Note 5 folgte. Der Aluminiumrahmen, eine abgerundete Glasrückseite und die schmalen Bezel ließen zweifelsohne das nötige Premium-Feeling aufkommen, dem allerdings Features wie der austauschbare Akku und die Erweiterbarkeit des Speichers zum Opfer fielen.
Auch wenn sich die Neuerungen abseits der Äußerlichkeiten in Grenzen hielten, war das Note 5 ein sehr gutes Android-Smartphone, das in Sachen Performance und Kamera abermals neue Maßstäbe für die Serie setzte und in Sachen Software ebenfalls einige sinnvolle Neuerungen mit sich brachte, die glücklicherweise ihren Weg auch auf den Vorgänger fanden. Dazu gehörten neben einer neuen Optik auch zahlreiche Verbesserungen an den System-Apps und S Note, sowie ein neues, seitlich aufklappendes, Menü, das neben den üblichen Screenshot- und Notiz-Funktionen auch das Anlegen von Shortcuts erlaubte.
Wenn man sich die Entwicklung seit 2011 so ansieht, haben sich die Note Geräte doch ganz schön verändert, auch wenn es bei dem Grundkonzept von großem Display, herausragender Technik und S Pen im Wesentlichen geblieben ist. Mal sehen, ob Samsung für das Galaxy Note7 noch eine Überraschung bereithält, nachdem mittlerweile ja doch schon eine ganze Menge bekannt geworden ist. Ausgehend von dem, was wir bisher wissen, können wir aber auch dieses mal ein sehr solides Smartphone erwarten, das hoffentlich in Sachen Hardware und Software sinnvolle Neuerungen mit sich bringt und diesmal auch hierzulande problemlos erhältlich ist.
Aber wie war es bei euch? Habt ihr schon einmal ein Galaxy Note besessen und wenn ja welches? Oder gibt es andere Smartphone-Reihen oder Hersteller, die ihr schon eine ganze Weile begleitet?
Quellen: Bilder von Samsung