Vor der nächsten Corona-Schalte der Regierungschefs von Bund und Ländern am 5. Januar geht der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) von einer Verlängerung des Lockdowns aus. "Der Lockdown ist und war notwendig, und er muss wohl auch Anfang Januar verlängert werden", sagte Hans der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Donnerstagsausgabe). Zudem appellierte er, sich nicht von den aktuellen Corona-Infektionszahlen täuschen zu lassen.
"Die derzeit sinkenden Corona-Infektionszahlen sind trügerisch." Die Zahlen hätten "Feiertagssymptome", da sich über Weihnachten und Silvester weniger Menschen testen ließen. "Mitte Januar müssen wir nochmal überprüfen, wie sich die Infektionszahlen entwickeln, um dann weiter zu planen", kündigte Hans an.
Kritische Worte für die deutsche Corona-Politik kommen derweil von der Ko-Vorsitzenden der SPD, Saskia Esken. "Wir haben fast alle die zweite Infektionswelle unterschätzt", sagte sie den Zeitungen der Funken Mediengruppe. "Es hat zu lange gedauert, bis sich die Ministerpräsidentenkonferenz zu dem Wellenbrecher-Shutdown entschlossen hat, und der war dann nicht stark genug."
Einer Rücknahme von Corona-Beschränkungen nach dem 10. Januar erteilte Esken eine Absage. "Ich glaube nicht, dass wir Zahlen haben werden, die uns Lockerungen im Januar erlauben", sagte sie.
Auch die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) spricht sich angesichts der drohenden Überlastung von Krankenhäusern für eine Verlängerung des derzeitigen Lockdowns aus. "Wir verzeichnen weiterhin eine steigende Belegung der Krankenhäuser mit Patienten, die an Covid-19 erkrankt sind. Mittlerweile sind es etwa doppelt so viele wie in der ersten Welle", sagte DKG-Präsident Gerald Gaß dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Hinzu kämen zwischen 20.000 und 25.000 Patienten mit Covid-19 auf den Infektionsstationen.
"Die Zahlen werden frühestens ab Mitte Januar zurückgehen, wenn denn der Lockdown wirkt", warnte der DKG-Chef. Die klare Forderung der Krankenhäuser an die Politik sei daher: "Es muss bei den Kontaktbeschränkungen über den 10. Januar hinaus bleiben. Ansonsten wird es zu einer Überforderung der Krankenhäuser kommen," betonte Gaß.
by John MACDOUGALL