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Russland will Angriff auf Belgorod mit massivem Militäreinsatz zurückgedrängt haben

Mit einem massiven Militäreinsatz hat die russische Armee nach eigenen Angaben den bisher schwerwiegendsten Angriff von aus der Ukraine eingedrungenen Kämpfern auf das eigene Staatsgebiet aufgehalten. Die in die Grenzregion Belgorod eingedrungenen "nationalistischen" Gruppierungen seien durch einen "Anti-Terror-Einsatz" mit Luftangriffen und Artilleriefeuer "aufgehalten und zerstört" worden, erklärte das russische Verteidigungsministerium am Dienstag. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow erklärte, der Angriff "ukrainischer Kämpfer" löse "große Sorge" aus. Zwei russische, gegen Präsident Wladimir Putin gerichtete Gruppen bekannten sich zu den Angriffen, die Ukraine wies jede Verantwortung zurück.

Das Verteidigungsministerium in Moskau erklärte, nach dem Einsatz auf russischem Gebiet seien die verbliebenen "Nationalisten" auf das "Territorium der Ukraine zurückgedrängt" worden, wo die "zerstörerischen Schläge" der russischen Armee bis zur "vollständigen Vernichtung" der Kämpfer fortgesetzt worden seien. Demnach tötete die russische Armee mehr als 70 "ukrainische Terroristen". Die Angaben konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden. 

Wie üblich machte das Verteidigungsministerium keine Angaben zu Verlusten oder Schäden auf russischer Seite. Dem Gouverneur von Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, zufolge gab es in der Region "zahlreiche" Angriffe der eingedrungenen Kämpfer durch Artilleriegeschütze, Mehrfach-Raketenwerfer und Drohnen gegen mehrere Orte. Demnach wurden neun Ortschaften evakuiert und zwölf Zivilisten verletzt.

Seit Beginn der russischen Offensive in der Ukraine ist die Grenzregion Belgorod wiederholt beschossen worden, dutzende Menschen wurden bisher getötet. Bei dem nun erfolgten Angriff handelte es sich aber um den schwerwiegendsten Vorfall dieser Art auf russischem Staatsgebiet seit Beginn der Ukraine-Offensive im Februar 2022. In der Region Belgorod wurden als Reaktion darauf Anti-Terror-Regeln eingeführt. Es ist die erste Maßnahme dieser Art seit Beginn der Offensive, ähnliche Regeln waren etwa im Jahr 1999 im Verlauf des militärischen Vorgehens Russlands in Tschetschenien eingeführt worden.

Zu den am Montag aus Moskau bestätigten Angriffen in der Region Belgorod hatten sich zwei russische, gegen Kreml-Chef Putin kämpfende Gruppen bekannt - die Miliz "Freiheit für Russland" und das "Russische Freiwilligenkorps". Russland beschuldigt die Ukraine, hinter dem Angriff in Belgorod zu stecken. Kiew bestreitet dies und sieht die Verantwortung bei den russischen Kämpfern, die sich gegen Putin auflehnen. 

Auf ukrainischer Seite erklärte Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar, Kiew führe "keinen Krieg auf dem Gebiet anderer Länder". Es handle sich vielmehr um eine "innerrussische Krise". Auch der ukrainische Präsidentenberater Michail Podoljak legte eine Beteiligung "russischer Guerrilla-Gruppen" nahe.

In Russland wird wegen der Angriffe unterdessen wegen eines "Terrorangriffs" ermittelt. Es würden "Maßnahmen ergriffen", um "die Identität der Angreifer festzustellen und alle Umstände des Vorfalls zu klären", gab am Dienstag das russische Ermittlungskomitee bekannt, das für Fälle von großer Bedeutung zuständig ist.

Die Vorwürfe richteten sich dem Ermittlungskomitee zufolge gegen bewaffnete ukrainische Gruppen, den Beteiligten würden neben einem "Terrorangriff" auch versuchter Mord, Zerstörung oder Beschädigung von Privateigentum sowie illegale Verbreitung von Waffen und Sprengstoff zur Last gelegt. 

Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte, die Angriffe seien "Anlass zu großer Sorge", da "ukrainische Kämpfer" ihre "Aktivitäten gegen unser Land" fortsetzten. Es seien "größere Anstrengungen" Russlands nötig. Diese Anstrengungen fänden derzeit statt, die "militärische Spezialoperation" laufe weiter, damit sich ein solcher Vorfall nicht wiederhole. Mit dem Ausdruck "militärische Spezialoperation" bezeichnet der Kreml die Offensive in der Ukraine.

Putin war nach Angaben Peskows am Montag über den Angriff in Belgorod informiert worden. Der russische Präsident äußerte sich bisher persönlich nicht dazu, sprach bei einer Ordensverleihung im Kreml am Dienstag jedoch allgemein über die Lage im Ukraine-Konflikt. "Ja, Russland steht vor schwierigen Zeiten, aber heute ist ein besonderer Moment für unsere nationale Konsolidierung", sagte Putin. Er bekräftigte zudem seine Äußerung, dass Moskau die russische Bevölkerung im ukrainischen Donbass verteidige.

Der Kreml hatte bereits am Montag Kiew beschuldigt, mit dem Angriff von der nach russischen Angaben erfolgten vollständigen Einnahme der seit Monaten heftig umkämpften ostukrainischen Stadt Bachmut "ablenken" zu wollen. Kiew bekräftigte jedoch am Dienstag, die "Kämpfe um die Stadt" gingen weiter.

bur/se/cp