Es ist das neue Duell der Weltpolitik: Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan (69) legt sich offen mit dem Kreml-Diktator Wladimir Putin (70) an. Erdogan baut in Zusammenarbeit mit der Ukraine neue Drohnen, gibt grünes Licht für Schwedens Beitritt zur NATO und befürwortet sogar die Aufnahme der Ukraine in die NATO. Besonders ärgerlich für die Putin-Propaganda ist zudem, dass Erdogan die Anführer des Asow-Regiments ausreisen ließ, obwohl sie eigentlich bis Kriegsende in der Türkei bleiben sollten – so die Absprache mit dem Kreml. Jetzt gibt es eine beängstigende Antwort aus dem Kreml:
Moskau ist schockiert. Putin ließ Erdogan panisch eine Drohung übermitteln und warnte vor einer “destruktiven” Politik und “negativen Konsequenzen”. Doch Erdogan zeigt sich unbeeindruckt und fordert Putin weiterhin auf, den Deal mit Kiew zur Ausfuhr von Getreide zu verlängern. Nun eskaliert die Situation weiter! Der Kreml schickt einen Senator vor, um die Türkei zum Feind zu erklären! Senator Viktor Bondarew (63), der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im russischen Föderationsrat, erklärte laut der russischen Nachrichtenagentur TASS: “Die Ereignisse der letzten Wochen zeigen leider deutlich, dass sich die Türkei allmählich und stetig von einem neutralen zu einem unfreundlichen Land entwickelt”, schimpfte der Russe. Aus russischer Sicht gehören zu den “unfreundlichen” Staaten unter anderem die Ukraine und ihre westlichen Unterstützer, darunter die USA und Deutschland. Mit anderen Worten: Putins absolute Erzfeinde. Und bald auch die Türkei. Die russische Agentur TASS titelt: “Der Föderationsrat erklärt, dass die Übergabe der Anführer des Asow-Regiments an die Ukraine die Türkei zu einem unfreundlichen Land macht.” Der Putin-Anhänger spricht von einem “Schlag in den Rücken”.
Senator Bondarew fährt fort: “Der vielschichtige Recep Tayyip Erdogan hat schon früher törichte und impulsive Entscheidungen getroffen: Er flirtete mit ISIS, beeinflusste den Abschuss russischer Flugzeuge, lieferte Drohnen an die Ukraine…” Das verbitterte Fazit des Putin-treuen Senators: “Ein solches Verhalten kann nur als Schlag in den Rücken bezeichnet werden!” Der Kreml-Anhänger fügt fast flehend hinzu: “Die Türkei sollte über einen Austritt aus der NATO und aus dem Bündnis mit Russland nachdenken, da dies für beide Seiten von Vorteil ist. Die Türkei würde ihren wirtschaftlichen und politischen Einfluss in der Region stärken und eine führende Rolle einnehmen. Wenn sie unter europäischer Kontrolle bleibt, ist sie dazu verdammt, sich in der Politik einzuschmeicheln und eine untergeordnete Rolle zu spielen.”Der Konflikt zwischen Putin und Erdogan ist von besonderer Brisanz. Experten zufolge hat Putin noch Respekt vor Erdogan und er betrachtet ihn als einen der letzten Staatschefs, vor denen er Achtung hat.
Der Politikprofessor Peter Neumann (48, King’s College London) ist der Meinung: “Putin und Erdogan ähneln sich. Beide sind starke, konservative Populisten, die in Interessen und geopolitischen Kategorien denken, die Schwächen des anderen ‘riechen’ können und bereit sind, sie gnadenlos auszunutzen.” Neumann fordert den Westen zur Wachsamkeit auf: “In Europa haben wir solche Figuren gerne ‘weggewünscht’, aber es ist entscheidend für die Zukunft des Westens, sie zu verstehen.” Der Experte Thomas Jäger (62, Universität Köln) erklärt, warum Putin den türkischen Präsidenten als ebenbürtig betrachtet: “Putin sieht in Erdogan einen Gleichgesinnten. Beide nutzen demokratische Verfahren zum Schein, handeln im Innern repressiv, führen Krieg und haben ihre Herrschaft ganz auf die eigene Person zugeschnitten.” Laut Jäger hat Putins Respekt vor Erdogan sogar historische Dimensionen: “Putin sieht die geschichtspolitische Rivalität zwischen Russland und dem Osmanischen Reich als bestimmend für den regionalen Raum an.” Jäger fügt hinzu: “Das heißt: Erdogan ist auch historisch auf Augenhöhe. Das unterscheidet Erdogan auch von den anderen Staatschefs, die in Koalitionen eingebunden sind oder dauernd Rücksicht auf Wahlen nehmen müssen.”