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Russische und ukrainische Drohnenangriffe einen Tag nach größtem Angriff auf Kiew

Einen Tag nach dem mutmaßlich größten russischen Drohnenangriff auf Kiew hat Russland nach eigenen Angaben mehrere ukrainische Drohnen- und zwei Raketenangriffe abgewehrt. Auch die Ukraine meldete am Sonntag erneute russische Drohnenangriffe.

Das Verteidigungsministerium in Moskau berichtete am Sonntag von versuchten Drohnenangriffen auf die Hauptstadtregion, zwei weitere Regionen im Zentrum des Landes sowie auf zwei Regionen an der Grenze zur Ukraine. Die Luftabwehr zerstörte demnach insgesamt 13 Drohnen über Moskau, Tula, Kaluga, Smolensk und Brjansk. Zudem habe sie zwei ukrainische Raketen über dem Asowschen Meer abgeschossen, die auf russisches Gebiet zusteuerten.

Am Samstag hatte die ukrainische Luftwaffe nach eigenen Angaben 74 von 75 Drohnen abgeschossen, von denen die meisten die Hauptstadt Kiew als Ziel hatten. Kiews Stadtverwaltung sprach vom größten Angriff auf die Hauptstadt seit Beginn der russischen Invasion im Februar 2022. 

Fünf Menschen wurden demnach verletzt, mehrere Gebäude wurden durch herabstürzende Drohnentrümmer beschädigt oder in Brand gesetzt. In Dutzenden Gebäuden fiel stundenlang der Strom aus. Laut Bürgermeister Vitali Klitschko ertönte sechs Stunden lang Luftalarm in der Stadt. 

Am Sonntag meldeten die ukrainischen Behörden erneute Drohnenangriffe auf ihr Land. Acht der neun Kampfdrohnen, die von russischer Seite abgefeuert worden seien, wurden demnach von der Luftabwehr zerstört.

Kiew rechnet für den Winter mit einer ähnlichen russischen Offensive gegen die ukrainische Energie-Infrastruktur wie im vergangenen Jahr. Hunderttausende Menschen waren damals nach massiven Luftangriffen bei eisigen Temperaturen ohne Strom oder Heizung. Seitdem hat Kiew mehr Luftabwehrsysteme von seinen Verbündeten bekommen, unter anderem aus Deutschland. Diese reichen nach Angaben Kiews aber noch nicht aus.

Am Wochenende fiel erneut in rund einem Dutzend Dörfer der Region Cherson der Strom aus. Die Regionalbehörden machten neben russischen Angriffen das schlechte Wetter dafür verantwortlich. Demnach werde bereits daran gearbeitet, die Ausfälle wieder zu beheben.

Die Drohnenangriffe auf Kiew fielen mit dem Holodomor-Gedenktag in der Ukraine zusammen. Dabei gedenken die Menschen der vor neun Jahrzehnten von der Sowjetführung verursachten Hungersnot, der nach Schätzungen von Historikern allein in der Ukraine bis zu zehn Millionen Menschen zum Opfer gefallen waren. Holodomor heißt auf Deutsch Mord durch Hunger.

In einer Botschaft zu dem Gedenktag erinnerte US-Präsident Joe Biden daran, dass die Hungersnot durch die Zwangskollektivierung der Landwirtschaft unter Josef Stalin ausgelöst worden war, in deren Rahmen der sowjetische Diktator massenhaft Getreide, Vieh und Lebensmittel konfiszieren ließ. Biden warf Kreml-Chef Wladimir Putin vor, in seinem Machtstreben erneut landwirtschaftliche Infrastruktur der Ukraine "gezielt" angreifen zu lassen.

ans/lan