Die Lage spitzt sich zu. Russische Streitkräfte bombardieren seit über einem Jahr die Ukraine. Aber nicht nur das: Auch Rumänien, Mitglied der NATO, wird regelmäßig von russischen Explosionen erschüttert. Die rumänische Grenzpolizei bezeichnet die Situation mittlerweile als "Kriegsgebiet". Wie lange wird die NATO diese Lage noch hinnehmen?
Das rumänische Verteidigungsministerium in Bukarest teilte am vergangenen Samstag mit, dass russische Streitkräfte in der Nacht vom 29. auf den 30. September erneut Ziele in der Ukraine angegriffen hätten. Die rumänischen Luftüberwachungskräfte wurden daraufhin sofort in Alarmbereitschaft versetzt. Über 700.000 Menschen in den Bezirken Tulcea und Galati erhielten um 22.38 Uhr Warnmeldungen auf ihrem Handy: "Es könnten Gegenstände aus der Luft fallen. Bleiben Sie ruhig! Suchen Sie Schutz in einem Keller oder Luftschutzraum. Falls kein solcher Raum in der Nähe ist, bleiben Sie im Haus und halten Sie sich von den Fenstern fern." Dieser dramatische Aufruf war eine Reaktion auf die vermehrten Bombardierungen des ukrainischen Hafens Izmail durch Russland in den vergangenen Monaten. Izmail liegt direkt an der Donau, nur wenige Meter von der rumänischen Grenze entfernt.
Es scheint, dass auch in dieser Nacht ein solches Objekt auf rumänischem Territorium gelandet ist, in der Nähe der Stadt Galati mit ihren 217.000 Einwohnern. Die Behörden sind zurzeit damit beschäftigt, nach Wrackteilen zu suchen. Besonders betroffen von den Angriffen in den letzten Monaten ist eine kleine Region im Donaudelta, direkt gegenüber von Izmail. Die Region ist nur per Fähre erreichbar und spärlich besiedelt. Dies könnte einer der Gründe sein, warum die rumänische Regierung die Einschläge bisher ignoriert hat.
Die Bürger von Plauru sind enttäuscht und verärgert über die Untätigkeit ihrer Regierung. Trotz des offensichtlichen Einschlags von Trümmerteilen behauptete Präsident Klaus Johannis (64) zunächst, dass nichts passiert sei. Für die betroffenen Bürger, deren Grundstücke oft von Trümmerteilen getroffen werden und die die Bombenangriffe auf Izmail mit bloßem Auge sehen können, klingt das wie ein schlechter Scherz. Erst später räumte die rumänische Regierung die Angriffe ein, und Verteidigungsminister Angel Tilvar (61) besuchte Plauru persönlich.
Im März 2022, einen Monat nach dem massiven russischen Angriff auf die Ukraine, beschloss die NATO, eine zusätzliche multinationale Kampfgruppe in Rumänien zu stationieren, um die Ostflanke des Bündnisses zu schützen. Bisher scheint dies jedoch den Kreml nicht von seinen Angriffen abzuhalten. Die Einwohner von Plauru berichteten sogar, dass viele der Drohnen, die in Izmail einschlugen, nicht aus dem Norden, sondern aus östlicher Richtung kamen. Das bedeutet, dass sie vor ihrem Angriff über etwa 70 Kilometer rumänischen Luftraum geflogen sind - 70 Kilometer in NATO-Gebiet.