Bereits im September 2021 hatte Russland angefangen mit dem selbst entwickelten Impfstoff Sputnik V die eigene Bevölkerung zu impfen. Doch trotz angeblich hoher Wirksamkeit des Impfstoffes plant der Kreml nun das Image des Vakzin weiter zu verbessern. Dazu soll Putin das Siegel “Made in Germany” dienen.
Offenbar plant man in Moskau eine Image-Offensive für seinen Impfstoff. Aus diesem Grund entsendeten die Russen Sergej Netschajew (67), ihren Botschafter in Deutschland, zu einem Treffen mit hochrangingen Mitarbeitern des Gesundheitsministeriums. Netschajew soll wohl dafür sorgen, dass der russische Impfstoff sich schon bald mit dem Güte-Siegel “Made in Germany“ schmücken darf. Dies würde den Ruf des russischen Impfstoffes deutlich aufwerten.
Denn der Impfstoff wurde zusammen mit verschiedenen Militär-Instituten entwickelt, von den einige auf den Sanktionslisten des Westens stehen. Zudem war der Impfstoff vor seiner Zulassung in Russland fast ausschließlich an Soldaten getestet worden, weshalb bis heute noch transparente Daten fehlen. Selbst im Corona-Notstandsgebiet Brasilien steht man dem russischen Impfstoff skeptisch gegenüber. Kein Wunder, denn selbst die russische Bevölkerung strotzt nicht gerade vor Vertrauen, wenn es um den heimischen Impfstoff geht. Seit September sind gerade einmal 4,8 Prozent der der Russen vollständig geimpft worden.
Damit das weltweite Vertrauen in den russischen Impfstoff erhöht wird, plant man von Seiten der russischen Regierung künftig den Impfstoff an mindestens 2 Standorten in Deutschland produzieren zu lassen. Schon bald soll die Produktion des Impfstoffes in Werken in Illertissen (Bayern) und in Dessau (Sachsen-Anhalt) bei IDT Biologika anlaufen. Das Unternehmen Biologika erhielt von der Bundesregierung im Sommer 2020 eine Millionen-Förderung. Damals forschte man in Dessau jedoch noch an einem eigenen Corona-Impfstoff. Doch nun sieht es fast so aus als könne der Kreml von dem dort investierten deutschen Steuergeld profitieren. Weil bisher kein eigener Impfstoff entwickelt werden konnte, soll wenigstens das Werk dort ausgelastet werden. Zudem bietete eine Produktion in Deutschland den Russen einen weiteren Vorteil. Denn Teil des Zulassungsverfahrens eines Impfstoffes für die EU sind auch die Anlagen, wo die Impfstoffe hergestellt werden. “Die Anlagen in Deutschland wären da wohl von Vorteil“, vermutet man in Kreisen der Bundesregierung.
Allerdings sind die Verhandlungen mit Russland für die deutsche Regierung ein zweischneidiges Schwert. Zuletzt hatten die Russen offenbar gar versucht einen Impfstoff-Krieg vom Zaun zu brechen, um den eigenen Impfstoff in ein besseres Licht zu setzen und gleichzeitig die im Westen entwickelte Impfstoffe mit unbelegten Aussagen über angeblich hohe Nebenwirkungen und unklare Inhaltsstoffe zu diskreditieren. “Russland versucht aggressiv, seinen Impfstoff Sputnik V in Europa zu vermarkten. Die russischen Staatsmedien haben immer wieder verschiedene Verschwörungstheorien rund um die Pandemie und die Impfstoffe verbreitet“, schreibt die Tas-Force gegen Desinformation der EU zu diesen Thema. Doch vor allem die Politiker in den ostdeutschen Bundesländern sprechen sich für einen Einsatz des russischen Impfstoffes aus. Zuletzt hatten mehrere deutsche Bundesländer bestätigt, den russischen Impfstoff kaufen zu wollen. Dies erfolgte allerdings unter dem Vorbehalt, dass der Impfstoff in der EU zugelassen werde. Die EU selbst hatte beschlossen nicht mit Russland über deren Impfstoff zu verhandeln. In Deutschland gibt es aber offenbar einige Fürsprecher und auch viele Kritiker.
Die Kritiker des russischen Impfstoffes in Deutschland weisen immer wieder darauf hin, dass man eigentlich bereits genug Impfstoff eingekauft habe. Zudem kritisieren sie, dass die russischen Geheimdienste immer wieder Hackerangriffe auf deutsche und amerikanische Impfstoffhersteller, deren Forschungseinrichtungen und die EU-Zulassungsbehörde EMA durchführen. Schon im letzten Jahr landeten die geklauten Daten eines Hackerangriffs auf die EMA in russischen Internetforen. Ein weiterer Kritikpunkt liegt darin, dass Russland offenbar deutlich mehr Impfstoff zusagt, als deren aktuelle Kapazitäten zulassen. Un zu guter letzt scheint es ein weiteres Vertrauensproblem rund um den russischen Impfstoff zu geben. Denn ausgerechnet das 48. Zentralforschungsinstitut des russischen Verteidigungsministeriums soll den Impfstoff auf Toxizität, Sicherheit und Schutzwirkung getestet haben. Gegen genau dieses Institut wird jedoch wegen seiner Nowitschok-Forschung ermittelt und es befindet sich auf der US-Sanktionsliste. Das Nervengift war unter anderem beim Mordanschlag auf Oppositionsführer Alexej Nawalny zum Einsatz gekommen. Wie man sieht, bleiben eine Menge Fragen offen, ob der Kauf des russichen Impfstoffes durch Deutschland wirklich eine gute Idee ist.