Im Westen Frankreichs haben rund 2500 Menschen eine illegale Silvesterparty gefeiert. Die Raver stammten aus verschiedenen Regionen Frankreichs und aus dem Ausland, wie die Präfektur des Départements Ille-et-Vilaine in der Bretagne am Freitag mitteilte. Bei der versuchten Auflösung der Party in der Stadt Lieuron südlich von Rennes gab es am Donnerstagabend gewaltsame Ausschreitungen. Die zur Eindämmung des Coronavirus in Frankreich verhängte nächtliche Ausgangssperre, die auch in der Silvesternacht galt, soll in besonders betroffenen Gebieten ab Samstag bereits um 18.00 Uhr beginnen.
Nach den gewaltsamen Ausschreitungen in Lieuron nahm die Staatsanwaltschaft Ermittlungen auf. Als die Polizei auf der Party in einer leerstehenden Lagerhalle erschienen war, sah sie sich "gewalttätiger Feindseligkeit" gegenüber, wie es in einer Mitteilung der Beamten hieß.
Partygäste warfen demnach Steine und Flaschen auf die Polizisten; einige Sicherheitskräfte wurden leicht verletzt. Ein Polizeiauto wurde in Brand gesetzt, drei weitere beschädigt. Noch am Freitagmorgen tanzten sehr viele Raver in der Halle zu Techno-Musik, wie ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP beobachtete. Viele der Techno-Fans trugen keine Masken und hielten keine Sicherheitsabstände ein. Sicherheitskräfte verteilten Desinfektionsgel und Masken.
Eine illegale Party wurde in der Silvesternacht auch in Marseille aufgelöst - an dem Fest hatten nach Angaben der Behörden 300 Menschen teilgenommen. Fast 120 Feiernde trafen die Sicherheitskräfte in einem leerstehenden Hangar in der Region Seine-et-Marne östlich von Paris an.
Die Ausgangssperre gilt in 15 Regionen Frankreichs ab Samstag von 18.00 bis 6.00 Uhr und nicht erst ab 20.00 Uhr, wie die Regierung in Paris am Freitag mitteilte. Von der Ausweitung der Ausgangssperre betroffen ist beispielsweise das Départment Alpes Maritimes einschließlich Nizza. Die anderen betroffenen Regionen liegen vorwiegend im Osten des Landes, Paris bleibt von der Neuregelung vorerst ausgenommen.
"Das Virus breitet sich weiter in Frankreich aus", sagte Regierungssprecher Gabriel Attal in Paris. Eine ursprünglich geplante mögliche Wiedereröffnung von Theatern, Kinos und Konzertsälen am 7. Januar komme nicht in Frage.
Der Regierungssprecher wies zugleich Kritik an Verzögerungen bei den Impfungen gegen das Coronavirus zurück. Auf den Hinweis, dass erst gut 330 Impfungen erfolgt seien, antwortete er, eine Impfkampagne, die auf sechs Monate ausgelegt sei, könne nicht schon nach "ein paar Tagen" beurteilt werden. Die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus innerhalb von 24 Stunden betrug laut den französischen Behörden am Donnerstag rund 20.000.
Die Neujahrsnacht verlief in Frankreich nach Angaben des Innenministeriums "im Allgemeinen ruhig". Landesweit waren rund 100.000 Polizisten im Einsatz. In Straßburg wurden nach Polizeiangaben rund 60 Autos in Brand gesetzt - weniger als in früheren Jahren.
Im Elsass kam es zu einem tragischen Feuerwerksunfall: Dort wurde einem 25-jährigen Mann beim Zünden eines Feuerwerkskörpers der Kopf abgerissen, wie die Präfektur Bas-Rhin, nahe der Grenze zu Deutschland, mitteilte.
by Von Benjamin MASSOT