Die Niederlage von Paris St. Germain (PSG) gegen den FC Bayern München im Champions-League-Finale hat in der französischen Hauptstadt zu heftigen Randalen geführt. Die Pariser Polizei nahm in der Nacht zum Montag 148 Menschen fest, darunter viele Minderjährige. Gewaltbereite Fans setzten Fahrzeuge in Brand und verwüsteten Geschäfte. Bei Siegesfeiern von Fans in München wurden die Corona-Abstandsregeln missachtet und Pyrotechnik gezündet; es gab rund ein Dutzend Festnahmen.
Die Krawalle in Paris nannte Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin "inakzeptable Exzesse". Die Ausschreitungen ereigneten sich nach Angaben der Polizei vor allem rund um den Prinzenpark, das Stadion von PSG, und auf den Champs-Elysees. Dort hatten sich tausende Anhänger von PSG versammelt, um das in Lissabon ausgetragene Finale zu verfolgen. Sie sangen und zündeten Leuchtraketen während der Übertragung an.
Die Krawalle begannen zum Teil bereits während des Spiels. Die Randalierer bewarfen die Polizisten mit Flaschen und schossen Feuerwerkskörper auf Polizeibeamte. Diese setzten Tränengas und Gummigeschosse ein, wie ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP berichtete.
Die Ausschreitungen dauerten mehrere Stunden an und weiteten sich auch auf den Prachtboulevard Champs-Elysées aus. Dort wurden Fahrzeuge in Brand gesetzt und Schaufenster zertrümmert. Wie das französische Innenministerium in einem Tweet mitteilte, wurden 16 Polizeibeamte während der Ausschreitungen verletzt. Außerdem seien zwölf Geschäfte und etwa 15 Fahrzeuge beschädigt worden.
Zu den 148 festgenommenen Randalieren zählten nach Angaben der Staatsanwaltschaft 49 Minderjährige. Insgesamt 108 Festgenommenen kamen in Polizeigewahrsam, größtenteils wegen Delikten wie Gewalt gegen Polizeibeamte oder schweren Diebstahls.
Vor der Austragung des Finales hatte die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo zu einem "erwachsenen Feiern" aufgerufen. "Wir sind enttäuscht, aber wir waren nicht furchtbar," kommentierte PSG-Fan Anne Vaneson das verlorene Spiel der Franzosen.
Trotz der Corona-Pandemie hatten 5000 PSG-Fans im Prinzenpark die Übertragung des Finales verfolgen dürfen. Wegen des Verstoßes gegen die Corona-Maskenpflicht verhängten Ordnungshüter jedoch mehr als 400 Bußgeldbescheide aus, wie die Polizei mitteilte.
Der deutsche Rekordmeister FC Bayern besiegte Paris St. Germain im Champions-League-Finale mit 1:0. Das Siegtor schoss der ehemalige PSG-Spieler Kingsley Coman.
Die Münchner Polizei verband ihren Glückwunsch an den FC Bayern im Kurzbotschaftendienst Twitter mit einem Aufruf zur Einhaltung der Corona-Schutzregeln wie Abstandhalten und Maskentragen. Diese Regeln wurden aber nach Polizeiangaben vielfach nicht eingehalten. Daher setzte die Polizei nach eigenen Angaben bei Feiern von mehreren tausend FCB-Fans in der Münchner Leopoldstraße einen Lautsprecherwagen ein, um auf die geltenden Infektionsbestimmungen aufmerksam zu machen.
Auch bei der Feier von mehreren hundert Fußball-Fans am Marienplatz und und von rund tausend Menschen am Siegestor war die Polizei im Einsatz. Am Siegestor beschlagnahmten die Beamten Pyrotechnik und nahmen eine 46-jährige Frau und einen 48-jährigen Mann fest. Insgesamt gab es nach Angaben der Polizei im Rahmen der Siegesfeiern etwa ein Dutzend Festnahmen sowie mehrere Platzverweise.
by Alain JOCARD