Wie es scheint muss der aktuelle Lockdown nun wieder verschärft werden. Denn die Infektionszahlen steigen auch weiterhin munter an. Immer mehr Politiker und Mediziner fordern eine erneute Verschärfung der Corona-Maßnahmen. Die ersten Bundesländer ziehen die beim letzten Bund-Länder-Gipfel festgelegten “Notbremsen” und werden beschlossene Lockerungen zurückziehen.
Seit dem Beginn der Corona-Pandemie ist SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach (58) einer derjenigen, der immer wieder davor warnt das gefährliche Coronavirus auf die leichte Schulter zu nehmen. Nun warnt Lauterbach vor einer “fulminanten dritten Welle“ und kritisiert die Tatsache, dass einige Bürger sich Gedanken um den Osterurlaub machen. Lauterbach fordert jetzt einen “schnellen und harten“ Voll-Lockdown für das gesamte Land. Sollte dieser Lockdown nicht schnellstens umgesetzt werden, rechnet Lauterbach bereits für Mitte April mit einem durchschnittlichen Inzidenzwert von 200, der dann auch schnell zu einer Überlastung der Klinik-Intensivstationen führen könnte. Sorgen macht sich auch Gesundheitsminister Jens Spahn (40, CDU), der bereits ankündigt: “Wir werden noch einen langen Atem brauchen!“ Schon am Freitag hatte Kanzlerin Angela Merkel (66, CDU) Bundesländer mit Inzidenzwerten über 100 dazu aufgefordert sofort die “Notbremse“ zu ziehen. In der Praxis bedeutet dies die erneute Schließung vieler Geschäfte und eine erneute Verschärfung hinsichtlich der erlaubten Sozialkontakte.
Mittlerweile haben tatsächlich mehrere Bundesländer angekündigt die Notbremse ab Samstag oder am Montag zu ziehen. Dazu gehören unter anderem Baden-Württemberg, Brandenburg und Hamburg.
Baden-Württembergs Regierungschef Winfried Kretschmann (72, Grüne) erklärte zu diesem Punkt: “Damit muss man rechnen, dass Dinge verschärft und zurückgenommen werden.“ Auch in Bayern will man die Maßnahmen wieder drastisch verschärfen. “Entscheidend ist vor allem, dass die Notbremse funktioniert“, erklärte CSU-Politiker Markus Blume (46), der dafür plädierte überall dort die Lockerungen zurückzunehmen, wo der Inzidenzwert von 100 überschritten wird. Die erneut steigenden Infektionszahlen gäben in dieser Hinsicht keinen Spielraum. Im Unterschied zur Infektionswelle im Herbst stecken sich diesmal allerdings vorwiegend jüngere Menschen an. Dies hat unter anderem auch damit zu tun, dass mittlerweile ein Großteil der über 80-Jährigen bereits mit Impfstoff immunisiert wurde.
Doch es wird auch Kritik an einem erneuten Lockdown laut. Der Chef der Kassenärzte (KBV), Andreas Gassen (58) ist damit nämlich absolut nicht einverstanden und kritisiert: “Der Lockdown hat es nicht geschafft, die Todeszahlen relevant zu reduzieren“, gab Gassen beim TV-Sender “Phoenix“ verärgert zu Protokoll. Nach Meinung des Mediziners sei der einzige Ausweg in der Corona-Pandemie das schnelle Impfen der deutschen Bevölkerung. Auch von Seiten der FDP gab es Kritik an erneut drohenden Verschärfungen. “Ein allgemeiner, undifferenzierter Lockdown bringt außer Frustration bei den Menschen gar nichts“, glaubt Gesundheitsexpertin Christine Aschenberg-Dugnus (61). Die FDP-Politikerin kritisiert vor allem, dass die Regierung keine anderen Maßnahmen ausschöpfe, sondern wie immer lediglich auf den Lockdown zurückgreife. Sie selbst setzte sich hingegen für mehr Schnelltests, die Verwendung von Luftfiltern in geschlossenen Räumen und besser Hygienekonzepte ein.