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Roland Emmerich: Der "schwäbische Spielberg" wird 65

Bald muss der Mond dran glauben

Der Präsident der USA steigt in einen Kampfjet, um eine Alien-Invasion zu verhindern. Eine Monster-Kältewelle bricht über die Welt herein und lässt Menschen auf einen Schlag erfrieren. Ein englischer Bösewicht wird im Unabhängigkeitskrieg mit der amerikanischen Flagge zur Strecke gebracht. Wenn ein Film derart wahnwitzige Szenen beinhaltet, dann stehen die Chancen gut, dass ein gewisser Roland Emmerich für besagten Streifen verantwortlich zeichnet.

Der Regisseur aus Schwaben, versteht es wie kein Zweiter, bombastische Actionsequenzen mit einer gehörigen Portion Pathos und Patriotismus anzureichern. Nun feiert der König der Katastrophe am 10. November seinen 65. Geburtstag und ist von seiner zwischenzeitlichen Ansage, die Welt nicht mehr auf der Leinwand untergehen lassen zu wollen, so weit entfernt wie die Erde vom Mond. Wobei: Besagten Erdtrabanten will Emmerich in "Moonfall" bald schon auf die Erde herunterkrachen lassen.

Sparsamkeit lag ihm noch nie

1955 in Stuttgart geboren und anschließend im schwäbischen Sindelfingen aufgewachsen, begeisterte sich der homosexuelle Regisseur bereits früh für die Filmbranche. Das Jahr 1977, als Emmerich an der Hochschule für Fernsehen und Film in München Szenenbild studierte, fiel genau in die Anfangszeit der Blockbuster-Ära. Filmstudios setzten wieder vermehrt auf teure Produktionen und die Independentfilm-Bewegung der sechziger Jahre fand langsam aber sicher ihr Ende.

Ein ganz besonderer Meilenstein der Kinogeschichte hat dabei den Werdegang des Schwaben maßgeblich beeinflusst: "Star Wars". Nachdem er das Weltraum-Märchen gesehen hatte, wechselte Emmerich noch im selben Jahr ins Regiefach.

Der Regisseur hatte schon früh den Hang zu opulenten Filmen. Seine Abschlussarbeit "Das Arche Noah Prinzip" kostete die stolze Summe von einer Million D-Mark. Damit sprengte der Science-Fiction-Streifen jeglichen Rahmen der Filmschule. Das Budget für einen Abschlussfilm lag damals bei gerade einmal 20.000 Mark. Größtenteils fremdfinanziert konnte das ambitionierte Projekt aber gestemmt werden und feierte 1984 auf den Internationalen Filmfestspielen in Berlin eine äußerst erfolgreiche Uraufführung.

Übersee wurde früh aufmerksam

Mit der Entscheidung, Filme zwar in Deutschland zu produzieren, sie aber in englischer Sprache zu drehen, begann Emmerich schnell Aufmerksamkeit in Hollywood zu erregen. Den Durchbruch in der Traumfabrik hatte er dann spätestens, als er 1992 mit Jean-Claude Van Damme (60) und Dolph Lundgren (62) den Sci-Fi-Actionfilm "Universal Soldier" drehte. Die zu Beginn seiner Karriere sicherlich durch "Star Wars" hervorgerufene Vorliebe für Science-Fiction und Raumfahrt ging auch beim 1994 folgenden "Stargate" mit Kurt Russell (69) klar hervor.

Danach entwickelte Emmerich ein gewisses Faible dafür, die Welt untergehen zu lassen und die Menschheit an den Rand ihrer Auslöschung zu treiben. 1996 kam die Gefahr noch aus dem All, als die Erde in "Independence Day" von zerstörungswütigen Außerirdischen angegriffen wurde. Kurz darauf sorgte er mit seiner Interpretation des japanischen Kultmonsters Godzilla im gleichnamigen Film für Angst und Schrecken. In "The Day After Tomorrow" führten die Folgen der globalen Erwärmung zu einer neuen Eiszeit, welche die Menschheit binnen Sekunden erfrieren ließ.

Nichts mehr zu zerstören?

"Als Alexander die Größe seines Reiches sah, fing er an zu weinen, denn es gab nichts mehr, das er erobern konnte." Nach seinem Film "2012", in dem die Maya die drohende Apokalypse vorhergesehen haben, erging es Emmerich wie Alexander dem Großen: "Es ist die Mutter aller Zerstörungsfilme, mit Effekten, wie man sie noch nie gesehen hat. Ich wüsste wirklich nicht, was ich danach noch zerstören sollte", so der Regisseur zur Zeitung "Merian". Hat er damals, im Jahr 2009, also zum letzten Mal die Welt untergehen lassen?

Rund sieben Jahre lang hielt Emmerich sein Wort. Mit dem Film "Anonymus", dem Drama über die Urheberschaft der Werke von William Shakespeare, schlug er 2010 ungewohnt ruhige Töne an. Nur bei einem Ort kam er auch zwischenzeitlich nicht aus, ihn in Schutt und Asche zu legen: das Weiße Haus. Bereits von Aliens in die Luft gesprengt oder von einer gigantischen Welle hinweg gespült, sorgte sein Film "White House Down" 2013 wieder für umfangreichen Renovierungsbedarf im Heim des Präsidenten.

2016 war von seinem Pazifismus-Vorhaben dann endgültig nichts mehr zu spüren. Mit "Independence Day: Wiederkehr" legte er die Fortsetzung seines Kultstreifens nach und ließ die Aliens mit noch unfriedlicheren Absichten als im ersten Teil auf die Erdbevölkerung los. Im Nachhinein - und nach verheerenden Kritiken - bezeichnete Emmerich das Sequel ohne Will Smith (52) aber als "Fehler". "Ich hätte damals Nein sagen sollen zum Studio. Ich hätte den Film nicht machen sollen. Wir hatten ein viel besseres Script mit Will Smith", sagte Emmerich. "Es ist dann viel zu schnell gemacht geworden, es ist nicht so gut geworden, wie es hätte sein sollen."

Mond-Absturz und späte Vaterfreuden?

Eine irrwitzige Katastrophe wird es auch in seinem anstehenden Film zu sehen geben. Denn in "Moonfall" ist der Name bombastisches Programm: Aus unerfindlichen Gründen gerät der Mond aus seiner herkömmlichen Umlaufbahn rund um die Erde und droht deshalb, auf eben jene herunterzukrachen. Ein in Ungnade gefallener NASA-Astronaut (Patrick Wilson, 47) und seine ehemalige Kollegin (Halle Berry, 54) wollen/sollen/müssen diese Katastrophe um jeden Preis verhindern und zudem noch deren Umstände aufklären.

Beruflich befasst sich Emmerich also nach wie vor gerne mit dem Supergau, privat geht es da schon harmonischer zu. Seit 2017 ist er mit seinem Partner Omar De Soto (32) glücklich verheiratet, über zehn Jahre sind die beiden bereits zusammen. Nur bei einer Sache sind die beiden sich offenbar regelmäßig uneins: dem Thema Kinder.

"Mein Mann will aber Kinder haben, das muss ich respektieren. Wir reden jetzt nicht jeden Tag über dieses Thema, alle halbe Jahre kommt es allerdings wieder auf." Als Kompromiss habe er für seine bessere Hälfte einen zweiten Hund ins Haus geholt. "Bandito. Ich habe gesagt: 'Omar, lass uns doch erst einmal schauen, wie das mit den Hunden funktioniert für ein paar Jahre'", so der immer noch kinderlose Emmerich vor rund einem Jahr zur Zeitschrift "Bunte".