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Robert-Koch-Institut hält bisherigen Lockdown für nicht ausreichend

Verband: Lage auf Intensivtationen hat Höhepunkt überschritten

Das Robert-Koch-Institut (RKI) ist angesichts der derzeitigen Infektionslage für eine Verschärfung des bisherigen Lockdowns in Deutschland. RKI-Präsident Lothar Wieler kritisierte die derzeit geltenden Einschränkungen am Donnerstag als nicht ausreichend. Es gebe noch immer zu viele Ausnahmen. Auf den Intensivstationen dürfte nach Einschätzung der zuständigen Fachärzte allerdings das Schlimmste überstanden sein.

"Diese Maßnahmen, die wir jetzt machen - für mich ist das kein vollständiger Lockdown", sagte Wieler. "Es gibt immer noch zu viele Ausnahmen." Zuvor war mit 1244 Corona-Toten binnen 24 Stunden ein neuer Höchststand erreicht worden. Die Zahl der Neuinfektionen gab das RKI am Donnerstag mit 25.164 an. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag mit 151,2 leicht unter dem Wert des Vortags.

Wie der RKI-Präsident sagte, lässt sich die aktuelle Infektionslage wegen der zurückliegenden Feiertage und der damit verbundenen geringeren Zahl von Arztbesuchen nicht leicht interpretieren. Es gebe aber eine positive Entwicklung. "Der Anstieg ist vermutlich nicht mehr so steil wie im Dezember."

In Deutschland gilt seit Mitte Dezember ein harter Lockdown mit weitgehenden Schließungen im Handel und bei Dienstleistungen, in Schulen und Kitas sowie Kontaktbeschränkungen. Anfang Januar wurden die Maßnahmen verschärft und bis 31. Januar verlängert. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten wollen spätestens am 25. Januar über das weitere Vorgehen beraten. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) forderte am Donnerstag bereits ein Treffen in der kommenden Woche.

Nach den Feststellungen des RKI schränkt sich die Bevölkerung aktuell deutlich weniger in ihrer Mobilität ein als im ersten Lockdown im Frühjahr 2020. So habe sich an den Sonntagen im Dezember gezeigt, dass die Menschen viel häufiger unterwegs gewesen seien als im Frühjahr. Die Mobilität sei immer noch zu hoch. Wieler forderte außerdem Unternehmen auf, noch mehr Homeoffice möglich zu machen.

RKI-Epidemiologe Dirk Brockmann sagte, es sei eine "totale Konsensaussage" aller Modellberechnungen, dass die Lockdownmaßnahmen weiter verschärft werden müssten, um das Infektionsgeschehen einzudämmen. Wieler befürwortete eine Verschärfung etwas zurückhaltender als "Option".

Dem RKI sind bisher 16 Fälle der in Großbritannien aufgetauchten Mutation bekannt, dazu vier Fälle aus Südafrika. Bei der britischen Mutation habe sich erwiesen, dass die Ansteckungsgefahr um etwa 50 Prozent höher liege.

Zur Lage auf den Intensivstationen sagte der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), Gernot Marx, der "Rheinischen Post" (Onlineausgabe), es sehe so aus, "als hätten wir den Höhepunkt bei den intensivpflichtigen Patienten überschritten".

Derzeit scheine es zudem so, als ob die befürchtete Verschärfung der Lage auf den Intensivstationen durch Treffen an Weihnachten und Silvester ausbleiben würde, fügte der Verbandschef hinzu.

Das Divi-Intensivregister, das bundesweit Daten zur Belegung der Intensivstationen sammelt, meldete am Donnerstagmittag 5125 Corona-Patienten in intensivmedizinischer Betreuung. 2943 von ihnen mussten demnach invasiv beatmet werden. Insgesamt waren 22.616 Intensivbetten in Deutschland belegt und 4383 frei.

Die Linke verlangte vom Bund mehr Anstrengungen für zusätzliches Pflegekräfte in den Kliniken. Nötig sei dafür ein gesetzlicher Personalschlüssel, erklärte Parteichef Bernd Riexinger. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) müsse mehr dafür tun, Beschäftigte wieder zurück in die Pflege zu holen. Nötig sei eine Rückkehrprämie.

by John MACDOUGALL