Ein neuer Bakterienstamm greift derzeit die Atemwege an: Mykoplasmen. Besonders betroffen sind Kinder und Jugendliche.
Ärzte beobachten mit zunehmender Sorge, dass die Zahl der durch Mykoplasmen verursachten Lungenentzündungen in den letzten Monaten stark angestiegen ist – und das nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Hier alles, was Sie jetzt wissen müssen:
Während typische Lungenentzündungen, wie die durch Pneumokokken, hohes Fieber, Schüttelfrost und starken Husten hervorrufen, verläuft eine Mykoplasmen-Infektion langsamer. Zu den Symptomen zählen leichtes Fieber, trockener Husten und Kopfschmerzen. Dr. Roger Dumke, Virologe am Universitätsklinikum Dresden, erklärt in der „Apotheken Umschau“: "Wir beobachten aktuell einen deutlichen Anstieg von Mykoplasmen-Pneumonien, wie wir ihn so bisher nicht gesehen haben.“ Mykoplasmen sind extrem kleine Bakterien ohne Zellwand. ► Sie befallen unter anderem Lungenzellen. Die Inkubationszeit, also die Zeit bis zum Auftreten der ersten Beschwerden, beträgt ein bis drei Wochen. ► Bei Kindern und Jugendlichen verlaufen Mykoplasmen-Infektionen meist milder als andere Lungenentzündungen. Gefährlich wird es jedoch für ältere Menschen oder Personen mit geschwächtem Immunsystem. Zwei mögliche Gründe könnten den Anstieg erklären:
Dr. Dumke vermutet: "Während der Pandemie haben Schutzmaßnahmen die Verbreitung von Mycoplasma pneumoniae, wie auch vieler anderer Atemwegserreger, stark eingeschränkt.“ Dadurch habe sich das Immunsystem teilweise von diesem Erreger "entwöhnt“. Ähnliches sei bereits bei schnelleren Erregern, wie dem Grippevirus, beobachtet worden. Die jüngste Infektionswelle könnte somit eine Art "Training“ für das Immunsystem darstellen, nach dem die Fälle wieder zurückgehen sollten. ► Bekannt ist außerdem, dass solche Lungenentzündungen zyklisch auftreten – etwa alle drei bis sieben Jahre häufiger und dann wieder seltener werden. Dr. Dumke erklärt weiter: "Wenn ein neuer Untertyp auftritt, muss sich das Immunsystem erst darauf einstellen – dies führt vorübergehend zu einer erhöhten Zahl von Pneumonien.“