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RKI mit massiver Warnung! Schrecklicher Verlauf der Pandemiewelle droht – das ist das Problem

Nachdem die Zahl der Impfungen in Deutschland immer weiter stagnieren, wollen Bund und Länder ab der nächsten vor allem niederschwellige Impfangebote machen. Damit sollen die Zahlen wieder gesteigert werden. Sollten die Impfungen nicht eine deutlich höhere Prozentzahl erreichen, sagt RKI-Chef Wieler einen “fulminanten Verlauf” der nächsten Pandemiewelle voraus und nennt Zahlen aus Modellberechnungen.

Infektionszahlen steigen wieder an

Trotz der Impfungen werden in Deutschland auch weiterhin jeden Tag Tausende von Neuinfektionen mit dem Coronavirus gemeldet. Noch sind weniger als 65 Prozent der Bundesbürger komplett geimpft.

Sowohl Gesundheitsminister Jens Spahn als auch RKI-Chef Wieler appellierten an die Bundesbürger, dass man diese Zahlen steigern müsse, wenn man einen “fulminanten Verlauf” der aktuellen vierten Welle im Herbst vermeiden wolle. Jeder Prozentpunkt an geimpften Menschen helfe dabei die Situation zu entspannen, Aus diesem Grund wird am Montag auch eine bundesweiten Aktionswoche starten, mit der die Bundesregierung wieder Schwung in die Impfungen bringen will. So sollen in ganz Deutschland an möglichst vielen Orten unterschwellige Impfangebote gemacht werden. Im August waren die Impfungen lediglich um 10 Prozentpunkte gestiegen. Bei den über 60-Jährigen seien laut dem aktuelle RKI-Wochenbericht 83 Prozent der Bundesbürger komplett geimpft. Bei den Menschen unter 60 Jahren seien es dagegen lediglich 66 Prozent. Bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 12 bis 17 sind aktuell 25 Prozent gegen Covid-19 geimpft. Für jüngere Kinder ist im Augenblick noch kein Impfstoff zugelasssen.

Experten erwarten einen “schwierigen Herbst”

Auch der Kölner Intensivmediziner Christian Karagiannidis befürchtet Probleme falls die Impfquoten nicht steigen sollten. Dann drohen erneut volle Intensivstationen in den nächsten Monaten. “Für die Intensivmedizin gilt: Wenn wir die Impfquote nicht noch mal deutlich steigern, dann laufen wir in einen ganz schwierigen Herbst hinein”, glaubt der wissenschaftliche Leiter des Intensivregisters der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI). Die Impfquote bei Menschen unter 60 Jahren sei einfach zu gering. “Wir haben das Problem, dass der Altersdurchschnitt auf den Intensivstationen gerade sehr deutlich nach unten geht und viele Patienten unter 60 Jahre alt sind”, best{tigt Karagiannidis. Bei einer Impfquote von 65 Prozent rechnet das RKI mit Inzidenzwerten um die 400 und einer zeitgleichen Behandlung von bis zu 6.000 Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen. Bei 75 Prozent hingegen geht man beim RKI von Inzidenzen um 150 aus und es würden nun 2.000 Intensivbetten von Covid-19-Patienten genutzt werden. Bei der Entwicklung spielen allerdings viele Faktoren eine Rolle. In einer eigenen Modellierung, die Karagiannidis gemeinsam mit Andreas Schuppert von der RWTH Aachen und Steffen Weber-Carstens von der Charité Berlin vorgenommen hat, gehen die Experten davon aus, dass beim Erreichen vom Inzidenzwert 200 wieder mit mehr als 3000 Intensiv-Patienten zeitgleich auszugehen ist. “Das Entscheidende ist, dass die Inzidenz nicht stetig ansteigen darf. Und das ist ein Riesenproblem, das ich sehe”, erklärt Karagianinnidis die Risiken.

5 Millionen weitere Impfungen notwendig

Gesundheitsminister Jens Spahn geht davon aus, dass mindestens 5 Millionen weitere Impfungen notwendig sein werden, um von einem sicheren Herbst und Winter zu sprechen. Dafür müsste bei den über 60-Jährigen eine Impfquote von über 90 Prozent erreicht werden und bei den unter 60 Jährigen 75 Prozent. Damit würde man die Gesamtquote der Impfungen auf über 70 Prozent pushen. Vor allem mit der flächendeckenden Impfung älterer Leute lasse sich laut Spahn die Belegung der Intensivstationen deutlich senken. Bei jungen Leuten hingegen bewirken die Impfungen vorwiegend eine Verminderung der Ausbreitungsgeschwindigkeit. Experten sind sich sicher, dass mit Überzeugungsarbeit eine bessere Impfquote erreicht werden kann.

So vermutet die Braunschweiger Epidemiologin Berit Lange vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung: “Die Menschen sind ja nicht alle Impfgegner, sondern viele sind einfach noch nicht vollkommen überzeugt, haben Fragen und sind unsicher.” Wichtig sei deshalb genau zu ermitteln in welchen Stadtvierteln oder Bevölkerungsgruppen die Impfquote zu gering sei. Dann könne man versuchen diese Menschen zu überzeugen. In den nächsten Wochen müsse es also das Ziel sein eine Impfkampagne zu starten, die vor allem den Skeptiker die Wichtigkeit einer Impfung aufzeigen.

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