Steht Deutschland vor neuen Herausforderungen im Herbst? Eine exponentielle Zunahme der gemeldeten Corona-Fälle in Deutschland wurde vom Robert Koch-Institut (RKI) in der zweiten Augustwoche verzeichnet. Die Verbreitung der neuen Variante EG.5 (Eris) scheint für diese Entwicklung verantwortlich zu sein. Die Frage ist nun, was Deutschland in den kommenden Monaten erwartet.
Nicola Buhlinger-Göpferth, die Erste Stellvertretende Bundesvorsitzende des Hausärzteverbands, gibt zu bedenken, dass die Praxen eine signifikante Zunahme der Corona-Fälle feststellen. Sie rät daher den Patientinnen und Patienten, bei Symptomen eines Infekts auch an eine mögliche Covid-19-Infektion zu denken. Hajo Zeeb, Epidemiologe am Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie, empfiehlt Personen mit Erkältungssymptomen, sich erneut auf Covid-19 testen zu lassen. Er betont, dass die Tests auch bei der neuen Variante zuverlässig sind. Die derzeitige Sieben-Tage-Inzidenz des RKI liegt bei vier. Zeeb weist darauf hin, dass die Dunkelziffer hoch sein könnte und die genauen Zahlen unbekannt sind. Die positiven Testergebnisse zeigen nur einen Trend auf. Das Abwassermonitoring deutet nicht auf eine massive Welle wie in vorherigen Pandemiephasen hin. Obwohl die Corona-Zahlen steigen, hält Zeeb eine Maskenpflicht momentan für nicht notwendig. Er sieht die Situation als neue Welle in der Endemie und betont, dass die individuelle Entscheidung, eine Maske zu tragen oder nicht, sinnvoll bleibt. Das RKI bestätigt in seinem jüngsten Bericht, dass die neue Variante keine Veränderung der Krankheitsschwere mit sich bringt.
Die Hausärzte stellen aktuell ein eher geringes Interesse ihrer Patientinnen und Patienten an der Corona-Schutzimpfung fest. Buhlinger-Göpferth hofft, dass bald Einzeldosen der Impfstoffe zur Verfügung stehen, um die Terminplanung zu vereinfachen und übrig gebliebene Impfdosen zu minimieren. Die Ständige Impfkommission empfiehlt eine regelmäßige Auffrischungsimpfung, vor allem für Personen ab 60 Jahren, Personen ab sechs Monaten mit relevanten Grunderkrankungen, Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeeinrichtungen sowie medizinisches und pflegerisches Personal.
Gerald Gaß, Vorstand der Deutschen Krankenhausgesellschaft, meldet trotz eines leichten Anstiegs der Hospitalisierungsrate eine kontrollierbare Situation in den Krankenhäusern. Er rechnet nicht mit einer erneuten großen Belastung durch Corona-Infektionen im Herbst und Winter. Allerdings könnten die Grippewelle und andere Viruserkrankungen zu einer Herausforderung werden.