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RKI: Frankreichs Grenzgebiet zu Deutschland wieder Risikogebiet

Neue Hamsterkäufe aus Furcht vor Reisebeschränkungen

Das französische Grenzgebiet zu Deutschland gilt erstmals seit Mitte Juni wieder als Corona-Risikogebiet. Die Bundesregierung stufte die Region Grand Est mit Elsass, Lothringen und Champagne-Ardenne als Risikozone ein, wie das Robert-Koch-Institut (RKI) am Donnerstag in Berlin mitteilte. Damit ist nun ganz Festland-Frankreich von dieser Einstufung betroffen, ab Samstag dürfte erneut eine Reisewarnung in Kraft treten.

Aus Furcht vor neuen Einreisebeschränkungen kam es in dem Grenzgebiet zwischen Straßburg und Kehl bereits vor der RKI-Mitteilung zu neuen Hamsterkäufen, wie AFP-Reporter berichteten. Auf der Europabrücke über den Rhein stauten sich Autos. In einigen Läden in Baden-Württemberg waren Toilettenpapier, Windeln und andere Hygieneprodukte ausverkauft. Franzosen schleppten säckeweise Zigaretten und Tabak nach Hause, die in Deutschland günstiger sind.

Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) erteilte neuen Grenzschließungen unterdessen eine Absage. Im Frühjahr hätten alle EU-Länder "schlechte Erfahrungen" damit gemacht, sagte er bei einem Besuch in Paris. Deutschland werde dies mit Rücksicht auf die vielen Pendler "nicht noch einmal wiederholen".

Wie französische Medien berichten, war die Zahl der Neuinfektionen in der Region Grand Est zuletzt auf 93 pro 100.000 Einwohnern gestiegen - fast das doppelte des Corona-Warnwerts von 50.

Damit würde erstmals seit dem Frühjahr wieder eine Reisewarnung für das gesamte französische Festland in Kraft treten, nur Korsika gilt bisher nicht als Risikogebiet. Nach den bisher geltenden deutschen Corona-Regeln müssen Einreisende aus Risikogebieten einen negativen Test vorlegen oder für 14 Tage in Quarantäne gehen.

Für Menschen in Grenzregionen sind aber Ausnahmen geplant, wie der CDU-Politiker Andreas Jung unter Berufung auf die Bund-Länder-Beschlüsse vom Mittwochabend mitteilte. Danach soll die Quarantänepflicht nicht greifen, "wenn der grenzüberschreitende Aufenthalt nicht länger als 24 Stunden dauert". Dies gilt bereits im nordrhein-westfälischen Grenzgebiet zu Belgien.

Zudem sind Grenzbewohnern bis zu 72-stündige Aufenthalte in Deutschland erlaubt, wenn sie Familienangehörige oder Lebenspartner besuchen wollen oder beruflich in die Bundesrepublik reisen müssen. Die neuen Regeln sollen laut Jung spätestens bis November durch die Bundesländer umgesetzt werden.

In Frankreich werden die Corona-Regeln unterdessen noch einmal verschärft: Präsident Emmanuel Macron kündigte nächtliche Ausgangssperren in Paris, Lyon, Marseille und fünf weiteren Hotspots an. Dort dürfen die Bürger ab diesem Wochenende das Haus zwischen 21.00 Uhr abends und sechs Uhr morgens nicht mehr verlassen. Ausnahmen gelten etwa für die Arbeit und in medizinischen Notfällen.

Scharfe Kritik kam von Restaurant- oder Kinobetreibern, die von den Maßnahmen ebenfalls betroffen sind. Die Bürgermeisterin von Marseille, Michèle Rubirola, äußerte "Wut" über die Beschlüsse der Zentralregierung, da sie die Freiheit der Bürger einschränkten. Grundlage für die Verschärfung ist ein landesweiter "Gesundheitsnotstand", der ab Freitagnacht wieder in Kraft tritt.

In Paris und anderen Städten traten tausende Krankenhausmitarbeiter in Streik. Unter dem Hashtag #JeSuisEpuisé(e) (Ich bin erschöpft) machten sie auf die Notlage der Kliniken in der Pandemie aufmerksam. Premierminister Jean Castex versprach eine Prämie von bis zu 200 Euro für alle Kräfte, die in den Herbstferien auf Urlaub verzichten.

Am Wochenende war die Zahl der Neuinfektionen in Frankreich auf einen Tages-Höchststand von fast 27.000 gestiegen. Die Zahl der Todesfälle überstieg zuletzt die Marke von 33.000.

by Von Stephanie LOB und Valérie LEROUX