Was sein jüngerer Bruder Joaquin Phoenix (45, "Joker") dieses Jahr geschafft hat, hätte River Phoenix (1970-1993) wohl auch erreichen können: einen Oscar gewinnen. Doch dazu sollte es nie kommen. Der talentierte Schauspieler starb bereits im Alter von 23 Jahren. Am heutigen 23. August wäre er 50 Jahre alt geworden.
River Phoenix' Einfluss auf seinen jüngeren Bruder Joaquin sei enorm gewesen, erzählte der Oscarpreisträger im Interview mit "60 Minutes". Denn eines Tages zeigte River Phoenix seinem Bruder einen seiner liebsten Filme: das Schwarz-Weiß-Drama "Wie ein wilder Stier" aus dem Jahr 1980, für das Hauptdarsteller Robert De Niro (77) mit dem Goldjungen ausgezeichnet wurde.
"Er kam herein, war total begeistert und sagte zu mir: 'Du musst dir diesen Film ansehen!' Durch meinen Bruder und seine Sicht auf die schauspielerischen Leistungen in diesem Film wurde irgendetwas in mir erweckt. Und ich konnte plötzlich durch seine Augen sehen, was er meinte. Ich erkannte in dem Film unglaublich schöne Details", erinnerte sich Joaquin Phoenix. Die beiden Brüder verband seither die Begeisterung für die Schauspielerei. Doch lange konnten sie diese nicht miteinander teilen.
Als die Phoenix-Brüder gemeinsam mit ihrer Schwester Rain (47) und Rivers Freundin, der Schauspielerin Samantha Mathis (50, "The Thing Called Love - Die Entscheidung fürs Leben"), am 31. Oktober 1993 den Hollywood-Club Viper Room besuchten, nahm das Drama seinen Lauf. Der damals 23-jährige River Phoenix starb nach der Partynacht vor dem Club, den Hollywood-Star Johnny Depp (57, "Fluch der Karibik") erst kurz zuvor eröffnet hatte. Die Todesursache: River Phoenix hatte einen Drogencocktail zu sich genommen. Er starb auf dem Gehsteig in den Armen seines 19-jährigen Bruders Joaquin.
Damals seien tagelang Hubschrauber über dem Anwesen der Familie gekreist und manch einer habe sogar versucht, sich auf das Grundstück zu schleichen, berichtete Joaquin Phoenix über die Zeit nach dem Tod seines Bruders. Das habe das Trauern besonders schwer gemacht. "Wir waren uns seiner Berühmtheit damals gar nicht so sehr bewusst, weil wir uns weder TV-Shows im Fernsehen ansahen noch Klatschmagazine kauften. Uns war nicht klar, was für ein bedeutender Schauspieler und großer Filmstar River wirklich war", so der 45-Jährige.
"Vor allem meine Mutter und meine Schwestern schaffen es, den Geist von River am Leben zu erhalten", erklärte Joaquin Phoenix. In einem ihrer Songs singt Rain Phoenix: "In my mind, I still see your light. I keep it alive." (Zu Deutsch: "In meinen Gedanken sehe ich immer noch dein Licht. Ich halte es am Leben.") Eines ihrer Alben benannte sie sogar nach ihrem Bruder, es heißt schlicht "River".
Ihm sei es über Jahre hinweg schwergefallen, den Namen seines Bruders auszusprechen, erzählte Joaquin Phoenix. "Aber in allem, was wir in den Jahren seit seinem Tod getan haben, ist seine Präsenz zu spüren. In jedem Film, den ich bisher gedreht habe, gab es auf die ein oder andere Weise eine Verbindung zu River." Er leite die Familie auf verschiedenste Weisen durchs Leben.
River Phoenix, der bis die Familie den Nachnamen änderte River Bottom hieß, spielte bereits als Kind in zahlreichen US-Werbespots mit und konnte so Filmproduzenten auf sich aufmerksam machen. Mit 15 Jahren gab er sein Filmdebüt in "Explorers - Ein phantastisches Abenteuer" (1985). Zu größerer Bekanntheit gelangte er durch "Stand by Me - Das Geheimnis eines Sommers" (1986), der auf dem Buchklassiker "Die Leiche" von Stephen King (72) basiert. Danach folgten einige Filme, in denen er neben namhaften Schauspielern arbeitete. In "Indiana Jones und der letzte Kreuzzug" (1989) schlüpfte er neben Harrison Ford (78) in die Rolle des jungen Indiana Jones.
1989 wurde River Phoenix für einen Oscar in der Kategorie "Bester Nebendarsteller" für seine Leistung im Drama "Die Flucht ins Ungewisse" (1988) nominiert - und das im Alter von 18 Jahren. Seine Karriere ging weiter steil bergauf. In "My Private Idaho - Das Ende der Unschuld" (1991) spielte er an der Seite von Keanu Reeves (55) einen homosexuellen Prostituierten, wofür Phoenix zahlreiche Preise einheimste, darunter die Auszeichnung als bester Hauptdarsteller bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig.
Seinen letzten Film drehte River Phoenix 1993: das Liebesdrama "The Thing Called Love - Die Entscheidung fürs Leben". Zwei weitere seiner Filme sind posthum veröffentlicht worden: "Schweigende Zunge - Die Rache der Götter" (1993) und "Dark Blood", der erst 2012 erschien. Phoenix war auch schon für den nächsten Hollywood-Streifen vorgesehen. Er sollte in "Interview mit einem Vampir" (1994) die Rolle des Journalisten spielen. Nach seinem überraschenden Tod übernahm Christian Slater (51) den Part. Im Abspann des Films wurde mit "In Memory of River Phoenix" ("In Erinnerung an River Phoenix") des toten Stars gedacht.