Mit dem Redmi 3s bringt Xiaomi abermals eine leicht überarbeitete Variante eines Einsteiger-Smartphones. Wie schon beim Vorgänger überzeugen erneut Akkulaufzeit und Verarbeitung, außerdem gibt es nun einen äußerst präzisen und schnellen Fingerprint-Sensor – alles zusammen für knapp 136 Euro.
Mit Xiaomi verbinden die meisten vor allem eins: Qualitativ hochwertige Geräte zu einem überzeugenden Preis. Auch wenn das Unternehmen in allen möglichen Geschäftsbereichen tätig ist, schaffen es aber vor allem die Smartphones international einiges an Aufmerksamkeit zu erregen und auch hierzulande interessieren sich immer mehr für die Produkte des Unternehmens. Das dieses Interesse berechtigt ist, macht vor allem das Xiaomi Redmi 3s deutlich. Wo die Stärken und Schwächen des rund 136 Euro teuren Einsteiger-Smartphones liegen, soll dieser Testbericht klären.
Wir bedanken uns bei Gearbest für die Bereitstellung des Redmi 3s.
“Solide” ist das erste Wort, das einem in den Sinn kommt, wenn man das Redmi 3s in die Hand nimmt. Diese Bezeichnung verdankt das Smartphone vor allem der Rückseite aus Aluminium, die einen wertigen Eindruck hinterlässt und eine sehr angenehme Haptik mit sich bringt, die nichts von dem niedrigen Preis erahnen lässt. Einzig die beiden Streifen an der Ober- und Unterseite sowie der schmale, das Display umlaufende Rahmen bestehen aus Kunststoff und auch die tun dem Premium-Feeling keinen Abbruch. Rein äußerlich entspricht das Redmi dem, was wir schon von anderen Smartphones des Herstellers – etwa dem Redmi 3 oder dem Redmi Note 3 – kennen. Xiaomi etabliert hier für seine Einsteigerklasse langsam eine konsistente Designsprache, die zwar nicht unbedingt alle Blicke auf sich zieht, sich aber auch keine größeren Schwächen leistet.
Keine Selbstverständlichkeit in dieser Preisklasse: Das Redmi 3s ist absolut sauber verarbeitet. Es finden sich keine störenden Spaltmaße am Gerät, nichts knarzt oder verbiegt sich. Lautstärkewippe und Powerbutton, die sich beide auf der rechten Seite befinden, sitzen fest im Gehäuse, wackeln nicht und lassen sich auch im Dunkeln gut ertasten. An der linken Seite findet sich derweil nur die Öffnung für den Hybrid SIM-Slot. Der akzeptiert eine Nano SIM und zusätzlich wahlweise eine zweite Micro SIM-Karte oder eine MicroSD zur Speichererweiterung.
Bedient werden kann das Smartphone über das 5 Zoll große IPS HD Display und die drei kapazitiven Navigationstasten. Weiterhin gibt es auf der Front eine Benachrichtigungs-LED, eine zweite Kamera und die üblichen Sensoren.
An der Oberseite gibt es einen Infrarot-Sender und den 3,5mm Klinkenanschluss, für den allerdings keine passenden Kopfhörer im Lieferumfang beiliegen. Auf USB Type C muss man bei Einsteiger-Geräten in diesem Jahr wohl noch verzichten, an der Unterseite des Gerätes gibt es nur einen Micro-USB Anschluss, der aber immerhin Quick Charge beherrscht.
Auf der Rückseite finden sich die Öffnung für den Lautsprecher und in der oberen Ecke den LED-Blitz und die Kamera, die nur an einer Ecke minimal aus dem knapp 8 Millimeter dicken Gehäuse hervorsteht. Ebenfalls entdeckt man dort den einzig sichtbaren Unterschied zum Redmi 3, das wir bereits im Test hatten: den runden Fingerabdruckscanner.
Die Rückseite ist zu den Seiten hin abgerundet und das Smartphone liegt dadurch sehr gut auch in kleineren Händen. Dank des mit 5 Zoll nicht allzu großen Displays und den schmalen Seitenrändern kann es zudem problemlos einhändig bedient werden. In Sachen Optik und Verarbeitung gibt es hier absolut nichts zu kritisieren, in dieser Preisklasse wird man wohl kaum ein hochwertigeres Smartphone bekommen.
Unter der Haube kommt ein Qualcomm Snapdragon 430 zum Einsatz. Der Octa-Core Prozessor besitzt vier Kerne, die mit bis zu 1,1 GHz takten. Vier weitere Kerne erreichen bis zu 1,4GHz und werden nur bei anspruchsvollen Aufgaben aktiviert. Für Budget-Smartphones unter 130 Euro setzt das Xiaomi Redmi 3s damit einen neuen Standard in Sachen Performance. Apps werden schnell geladen und auch das Multitasking funktioniert problemlos. Dank 2 Gigabyte Arbeitsspeicher kann man getrost mehrere Anwendungen parallel nutzen und ohne lange Ladezeiten zwischen diesen wechseln. Und solange man im Hintergrund nicht mehrere aufwändige Spiele geöffnet hat geht auch die Navigation durch die MIUI-Oberfläche schnell von der Hand.
Der Spitzenreiter in den Benchmarks ist das Xiaomi Redmi 3s sicher nicht, die gebotene Leistung reicht für alle Alltagsaufgaben aber allemal aus.
Lags ließen sich nicht feststellen und selbst anspruchsvollere Spiele konnte die integrierte Adreno 505 GPU problemlos und flüssig darstellen, wenn auch nicht immer mit allen Details. Bei kleineren Spielen wie Hook, Angry Birds oder Ninja Jump gab es ohnehin keine Probleme. Nennenswert heiß wurde das Gerät außer beim Ladevorgang oder sehr langen Kamera-Sessions übrigens nie.
Neben der Performance kann auch der Fingerprint-Reader überzeugen. Der runde Sensor ist auf der Rückseite ideal positioniert und lässt sich problemlos erreichen, vor allem liegt der Finger intuitiv an dieser Stelle, wenn man das Smartphone in die Hand nimmt. In den letzten Wochen kam es nicht ein einziges Mal vor, dass mein Finger nicht erkannt wurde. Hat man den Sensor einmal vernünftig eingerichtet funktioniert er stets schnell und zuverlässig.
Der Mono-Lautsprecher hingegen ist längst nicht so gut positioniert. Zwar liefert er für diese Größe einen erstaunlich klaren und lauten Klang, wird aber auch fast immer – zumindest teilweise – verdeckt, wenn man das Smartphone in der Hand hält oder auf dem Tisch ablegt. Ich tendiere aber ohnehin eher zu externen Bluetooth-Boxen oder meist zu Kopfhörern und da funktionierte das Redmi problemlos. mit allen Arten von Kopfhörern. In den Einstellungen kann man für einzelne Kopfhörer des Herstellers sogar bestimmte Audio-Profile aktivieren, was mit meinen Mi Pistons auch problemlos funktionierte.
Kann man auf eine zweite SIM-Karte verzichten, lässt sich der Speicher des Redmi 3s problemlos erweitern. Der interne Speicher ist mit 16 GB für diese Preisklasse zwar ordentlich bemessen, wird aber bei größeren Foto- oder Musiksammlungen auch schnell mal knapp. Da weicht man dann entweder auf die Cloud und Dienste wie Spotify oder Google Fotos zurück oder verzichtet stattdessen auf Dual-SIM und nutzt die Möglichkeit der Speichererweiterung. Das ist letztlich nur eine Frage der persönlichen Präferenz.
Die Front des Smartphones dominiert das 5 Zoll große HD Display, das von angenehm schmalen Rändern eingefasst wird. Bei dieser Größe reicht die Auflösung von 1280×720 Pixeln allemal aus, um alle Inhalte ausreichend scharf darzustellen und einzig bei kleinen Schriften sieht man einen nennenswerten Unterschied zu einem Full HD-Panel. Darüber lässt es sich aber leicht – im wahrsten Sinne des Wortes – hinwegsehen, denn auch abseits der Schärfe überzeugt das Panel mit Blickwinkelstabilität, angenehm natürlichen Farben und deutlichen Kontrasten, wenngleich der Schwarzwert natürlich nicht mit aktuellen OLED-Panels mithalten kann, für die man aber oft auch deutlich tiefer in die Tasche greifen muss.
Die automatische Helligkeitsregelung funktionierte problemlos und reagierte zuverlässig und schnell auf sich ändernde Lichtbedingungen. Die maximale Helligkeit befindet sich subjektiv im guten Bereich, denn nur an wirklich sonnigen Tagen war es nicht immer ganz einfach, zu erkennen, was auf hellen Hintergründen abgebildet war. Nach unten hin ist die Helligkeit aber eher begrenzt, was das Lesen im Dunkeln nicht sehr angenehm macht. Mit Drittanbieter-Apps wie Twilight oder dem integrierten Reading-Mode kann man hier aber ja problemlos nachhelfen. Auch Farben und Kontraste lassen sich einzeln einstellen, einzig Double-Tap-To-Wake habe ich in den Settings vermisst. Dafür regiert das Display aber schnell und präzise auf Toucheingaben und kann problemlos bis zu 10 Finger erkennen.
Alles in allem verbaut Xiaomi im Redmi 3s ein wirklich gutes Display, das den meisten Smartphones dieser Preisklasse ein gutes Stück voraus ist.
MIUI gehört mittlerweile zu den bekannteren Android-Oberflächen und muss hier wohl nicht mehr allzu ausführlich vorgestellt werden. Wer damit noch keine Erfahrungen gemacht hat, den verweise ich an dieser Stelle zusätzlich gerne an Daniels Review des Redmi 3s, der euch die einzelnen Details der Oberfläche aufzeigt und gleich noch jede Menge Screenhsots mitliefert:
Zur Xiaomi Redmi 3 Review von Daniel
MIUI verzichtet auf einen App-Drawer und legt Applikationen und Widgets gleichermaßen auf dem Homescreen ab. Ob einem das gefällt ist Geschmackssache, unter Android haben wir ja zum Glück die Freiheit einfach einen alternativen Launcher zu installieren und alles an unsere Bedürfnisse anzupassen. MIUI arbeitet viel mit bunten Farben und transparenten Menüs. So legt zum Beispiel das Aufrufen der Benachrichtigungsleiste, die in zwei Register aufgeteilt ist, oder des horizontal scrollbaren Recents-Menü einen schicken Blur-Filter über die Oberfläche.
Die meisten System-Apps sind wirklich schick, gerade auch die Kalender-, Memo- und Kamera-Applikation, leider sind aber auch einige Dienste vorinstalliert, die hierzulande nicht verfügbar oder nicht auf Englisch sind, sich aber auch nicht alle deinstallieren lassen. Darüber kann man aber sicher hinwegsehen.
Fest steht, dass man bei MIUI, das hier auf Android 6.0.1 Marshmallow aufsetzt, sehr viel an die eigenen Wünsche anpassen kann. Sowohl die Auswahl an Themes im Store, als auch die Einstellungen sind extrem umfangreich und erlauben eine genaue Anpassung von fast allen Aspekten der Nutzung. Ob einem das System liegt ist Geschmackssache, zu meinen Favoriten gehört es nicht, ist aber definitiv schick und flüssig zu bedienen. Wer einen App-Drawer benötigt greift einfach zu einem alternativen Launcher, den man zuvor in den Settings als Standard festlegen muss.
LTE Band 20 fehlt! Das sollte keine Überraschung sein, ist das doch bisher bei allen Smartphones Xiaomis der Fall gewesen. Ärgerlich ist es dennoch und wohl das Einzige, was zu dem Preis nicht so ganz zu überzeugen weiß. Wer eher in ländlichen Regionen lebt oder aus anderen Gründen auf LTE angewiesen ist, sollte vielleicht doch eher zum Moto E oder G Play greifen.
Im 3G-Netz ist man dagegen uneingeschränkt unterwegs und die Verbindung war im Raum Köln-Bonn durchgehend stabil und schnell. Diejenigen, die mit ihren Smartphones tatsächlich telefonieren (Ich gehöre nicht dazu) dürfte es außerdem freuen zu hören, dass auch die Gesprächsqualität keinen Anlass zur Kritik gibt. Gleiches gilt für das GPS, das den Standort auf wenige Meter genau bestimmen konnte. Ein Kompass ist ebenfalls integriert.
Das integrierte W-LAN-Modul verrichtet ebenso anstandslos seine Arbeit und sorgte für eine stabile Internetverbindung, ohne das es zu Abbrüchen kam. Bluetooth ist natürlich auch mit an Bord und verband sich sowohl mit anderen Smartphones, als auch mit meiner Anlage problemlos und bei einer Reichweite von etwa 10 Metern. Auf NFC muss man – wie bei den meisten Einsteiger-Smartphones – verzichten. Alles in allem gibt es aber kaum etwas zu beanstanden. Wie schwer das fehlende Band 20 wiegt hängt davon ab wo man lebt und wie sehr man auf die Vorteile von 4G Wert legt. Wer das Redmi 3s beispielsweise für seine Kinder in Betracht zieht oder sich vor allem in urbanen Gebieten bewegt, kann vermutlich darüber hinwegsehen.
Gerade bei Tageslicht und in gut ausgeleuchteten Innenräumen lassen sich mit der Kamera des Redmi 3s gute Ergebnisse erzielen. Die Bilder sind detailreich, scharf und weisen kräftige Farben auf. Ein nenneswertes Rauschen lässt sich ebenfalls nicht feststellen. Werden die Lichtverhältnisse schlechter, nimmt aber auch die Qualität der Ergebnisse der 13 Megapixel Kamera schnell ab.
Neben einem HDR-Modus bietet die Kamera-Applikation einen Panorama-, Beauty- und Nachtmodus, sowie einen Timer. Leider noch immer nicht selbstverständlich ist, dass es einen manuellen Modus gibt, in dem sich ISO-Wert und Weißabgleich von Hand einstellen lassen. Die Kamera-App lässt sich auch vom Sperrbildschirm aus aufrufen und ist in drei Bereiche aufgeteilt. Ein Wisch nach Links führt einen in die verschiedenen Modi, ein Wisch nach Rechts gibt eine Vorschau auf die anwendbaren Filter.
Videos nimmt das Redmi 3s in Full HD auf, die Frontkamera bringt es auf eine Auflösung von 5 Megapixeln und setzt auf eine f/2.2 Blende. Für Videotelefonie und Snapchat reicht das allemal, Abzüge würde ich von den Frontkamera-Bildern aber nicht gerade erstellen.
Auch in Sachen Kameras leistet sich das Redmi 3s keinen Schnitzer. Zugegeben, von den Ergebnissen eines Huawei P9 Plus, iPhone 6s oder Galaxy S7 sind die Bilder ein ganzes Stück entfernt, können aber problemlos mit den Kameras anderer Einsteiger-Smartphones mithalten.
Kommen wir zum Schluss noch zu dem Punkt, an dem das Redmi 3s so richtig glänzen kann: der Akkulaufzeit. Xiaomi hat hier eindeutig die richtigen Prioritäten gesetzt und statt einem vollschlanken Gehäuse, das höchstens einen optischen Mehrwert bietet, einen 4100mAh starken Akku verbaut. In Kombination mit der HD-Auflösung des Displays kann man überragende Ergebnisse erwarten und die liefert das Redmi dann auch ab.
Bei moderater Nutzung und automatischer Helligkeitsregelung sind locker 2-3Tage und mehr drin. Selbst bei meinem typischen Nutzungsszenario mit voller Displayhelligkeit, aktivierten Funkverbindungen und regelmäßigem Web-Browsing und Messaging kam ich problemlos zwei Tage aus. Wer beispielsweise nach einem nicht allzu teuren Smartphone für seine Kinder sucht, das auch mit mehreren Stunden Pokemon Go nicht in die Knie zu zwingen ist, der sollte einen genaueren Blick auf das Redmi werfen.
Dazu kommt, dass der Akku trotz seiner Größe schnell wieder aufgeladen ist. Die Benachrichtigungs-LED unter dem kapazitiven Home-Button wechselte nach etwas über zwei Stunden von rot auf grün um darauf hinzuweisen, dass der Akku voll ist. Geht man abends mit 50 Prozent ins Bett kann man also auf das nächtliche Laden verzichten und das Gerät morgens nochmal kurz ans Kabel hängen – über den Tag wird man damit sicher kommen.
Die Akkulaufzeit ist sicher die Parade-Disziplin des Redmi 3s und wer in der Einsteigerklasse nach einem wahren Dauerläufer sucht ist hier genau richtig.
Das Xiaomi Redmi 3s liefert eine ganze Menge Technik für sehr wenig Geld. Etwa 136 Euro kostet das Smartphone hierzulande und dafür erhält man nicht nur ein sehr gut verarbeitetes Smartphone mit starkem Display, überzeugender Kamera und einem blitzschnellen Fingerabdrucksensor, sondern vor allem auch einen echten Dauerläufer, der selbst Power-User problemlos über den Tag bringt.
Außer dem fehlenden LTE Band 20 gibt es eigentlich nichts zu kritisieren. Wer auf der Suche nach einem wirklich günstigen Einsteiger-Smartphone ist, das in keiner Disziplin enttäuscht, der wird beim Xiaomi Redmi 3s sicher fündig werden.