Ausgestattet mit einer Dual-Lens-Kamera, 4000mAh-Akku und jeder Menge Speicher möchte das Honor 8 Pro dem neuen Premium-Anspruch gerecht werden. Wir haben es uns in den letzten Wochen einmal genauer angesehen.
Nachdem ich schon der offiziellen Vorstellung in Berlin beiwohnen durften, hat mir Honor vor einigen Wochen ein marineblaues Exemplar des quasi neuen High-End-Smartphones zukommen lassen – Vielen Dank dafür erstmal! Und “quasi neu” ist das Honor 8 Pro deshalb, weil es in puncto Hardware dem Honor V9 gleicht, das allerdings nicht in Europa erhältlich ist. Neben dem Smartphone selber finden sich in dem Karton, der sich zur VR-Brille umfunktionieren lässt und deshalb zwei kleine Linsen enthält, ein weißes Netzteil und USB-Kabel, ein kleines Werkzeug zum Öffnen des SIM Karten-Schachtes, sowie der übliche Papierkram. Das war es dann auch schon.
Es reicht aus, einen kurzen Blick auf das Smartphone zu werfen, um die High End-Ambitionen des Honor 8 Pro nachzuvollziehen – insbesondere in der dunkelblauen Variante. Dem mattierten Aluminium ist abseits der optischen Aufwertung auch die angenehme Haptik zu verdanken, die sich auf der Front in dezent abgerundetem 2.5D Corning Gorilla Glass 3 fortsetzt. Deshalb kann man dem Smartphone schnell verzeihen, dass der Auftritt vielleicht nicht sonderlich originell ausfallen mag – zumal diese Fragen in der alltäglichen Nutzung wohl kaum eine Rolle spielen.
Relevanter dürfte da sein, dass Honor das hohe Niveau auch bei der Verarbeitung halten kann. So schließt die Dual Lens-Kamera bündig mit der Rückseite ab, Anschlüsse und Lautsprecher wurden absolut sauber in den unteren Rahmen eingefräst und nirgendwo lassen sich störende Spaltmaße oder Kanten finden. Während die Lautstärkewippe rechts vielleicht etwas fest im Rahmen sitzt, kann der leicht texturierte Powerbutton zudem einen sehr angenehmen Druckpunkt auweisen.
Hinter einer unscheinbaren Abdeckung auf der linken Seite des 7 Milimeter dünnen Rahmens verbirgt sich das SIM-Fach, in dem man entweder eine zweite NanoSIM-Karte oder eine microSD einsetzen kann. USB Typ C-Port, 3.5 Millimeter-Klinkenanschluss, der Mono-Lautsprecher und ein Mikrofon wurden auf der Unterseite positioniert, ein zweites Mikrofon gibt es direkt neben dem Infrarotsender am oberen Ende.
Wirft man zuletzt noch einen Blick auf die Rückseite, so finden sich dort neben den beiden Kamera-Sensoren, einem LED-Blitz und dem filigranen Honor-Schriftzug noch der leicht abgesenkte Fingerabdrucksensor, der von einem schmalen silbernen Streifen eingefasst wird. Bedingt durch dessen runde Form ließen sich die EMUI-typischen Swipe-Gesten nicht ganz so intuitiv nutzen wie noch beim Huawei P9 Plus, die Position ist aber sehr angenehm und der Sensor reagierte schnell und absolut zuverlässig.
Insgesamt ist die matte Rückseite insbesondere im direkten Vergleich mit dem LG G6 deutlich unempfindlicher gegenüber Kratzern und Fingerabdrücken . wenn auch leider nicht ganz gefeit. Und durch das konventionellere Displayformat fällt das Honor 8 Pro trotz vergleichbarer Displaydiagonale deutlich weniger kompakt aus, lässt sich aber noch gut mit einer Hand bedienen. Nur wenn man es aus der Hosentasche zieht sollte man darauf achten, es gut festzuhalten, um ungewollten Kontakt mit dem Boden der Tatsachen zu vermeiden.
Die NTSC-Farbabdeckung von 94,5% resultiert in lebendigen, aber natürlichen Farben, die vor allem aus jedem Blickwinkel stabil bleiben. Auch der Kontrast weiß zu gefallen, als AMOLED-verwöhnter Nutzer kann ich einzig den nicht ganz konkurrenzfähigen Schwarzwert kritisieren, der mir aber einzig in Anwendungen wie Monospace oder Pocket aufgefallen ist.
Denn ansonsten weiß das Display des Honor 8 Pro absolut zu überzeugen: Mit einer maximalen Helligkeit von 560 NITs werden höchstens bei hellem Sonnenschein die Spiegelungen zum Problem, umgekehrt profitiert man in dunklen Umgebungen aber von dem augenschonenden Blaulichtfilter, der in EMUI integriert wurde. Ansonsten kann man noch in den Einstellungen auch noch die Farbtemperatur anpassen oder die automatische Helligkeitssteuerung aktivieren, die zwar zuverlässig arbeitet, gelegentlich aber noch etwas verzögert auf neue Lichtverhältnisse reagierte.
Kritisieren kann man eher, was sich UM das Display befindet. Denn mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von 549 Euro konkurriert Honor mit aktuellen High-End-Smartphones und da muss man einfach anmerken, dass der Rahmen ober- und unterhalb des Displays unzeitgemäß ist. Insbesondere weil sich hier kein kapazitiver Homebutton oder ähnliches befindet, kann man da in zukünftigen Smartphones noch nachbessern.
Auch im Honor 8 Pro kommt der aktuelle HiSilicon Kirin 960 SoC zum Einsatz. Aufgebaut nach dem ARM big.LITTLE-Schema setzt dieser sich aus vier Cortex A73 Kernen und weiteren vier Cortex A53-Kerne zusammen, die mit bis zu 2,4 respektive 1,8GHz takten. Dazu kommen 6 Gigabyte LPDDR4 RAM und 64 GB erweiterbarer interner Speicher. Während das identische Honor V9 auf UFS-Speicher setzt, scheinen diesbezüglich bei den europäischen Pendanten vereinzelt noch Unklarheiten zu herrschen. Zumindest meine Review-Einheit erreicht im synthetischen AndroBench beim sequentiellen Lesen 745 MB/s und beim Schreiben 183 MB/s, scheint also auf den schnelleren UFS-Standard zu setzen. Im Alltag konnte ich ebenfalls keine Performance-Unterschiede feststellen und 64GB reichen für meine Daten und Apps absolut aus. Wer auf die zweite SIM-Karte verzichten kann, wird ansonsten auf eine MicroSD ausweichen, wobei Karten mit einer Kapazität von bis zu 256GB offiziell unterstützt werden.
Was sich schon auf dem Papier gut darstellt, wirkt sich in der täglichen Nutzung ebenfalls positiv aus: Das Honor 8 Pro besitzt mehr als genug Leistung um sämtliche Anwendungen und Spiele problemlos darzustellen und auch intensives Multitasking stellt keine wirkliche Herausforderung dar; die 6GB RAM konnte ich in den letzten zwei Wochen zu keinem Zeitpunkt auch nur annähernd ausreizen.
Die Kombination aus der neuen Vulkan API und der Mali G71 MP8-GPU hat schon in diversen Huawei-Modellen ihr Können demonstriert und stellt selbst grafikintensive Spiele und VR-Anwendungen absolut ruckelfrei dar. In synthetischen Benchmarks überzeugt die Grafikeinheit ebenfalls, während sich der Kirin 960 insgesamt auf dem sehr guten Niveau des Snapdragon 820 einordnen kann. Bei intensiver Auslastung findet allerdings eine spürbare Wärmeentwicklung statt.
Der USB Typ C-Port unterstützt leider nur Datenübertragungen mit USB 2.0-Geschwindigkeiten, wird dafür aber von einem 3,5 Millimeter Klinkenanschluss begleitet. Für Musik und Filme kann man auf die gewohnten Kopfhörer zurückgreifen und so dem eher mäßigen Klang des Mono-Lautsprechers entgehen, denn dieser lässt Dynamik und Bass vermissen und klingt bei höherer Lautstärke allzu schnell blechern. Für ein kurzes Video reicht das aus, doch im Vergleich zum Honor V8, das im Videoplayer sogar Stereo-Sound bot, wirkt es wie ein kleiner Rückschritt. Der könnte mir persönlich aber nicht egaler nicht sein.
Wer dennoch Ambitionen verfolgt, das Umfeld mit seiner Musik zu beglücken, kann über Bluetooth 4.2 problemlos eine mobile Box verbinden. Positiv bemerkbar macht sich außerdem der BLE-Standard, der eine sehr viel energiesparendere Verbindung zur Smartwatch ermöglicht und auf eine Distanz von bis zu neun Metern tadellos funktionierte. Selbiges lässt sich von der Internetverbindung behaupten: Mit Dual-Band-WiFi 802.11 a/b/g/n und ac sind Datenübertragungen im 2.4- und 5 GHz-Band möglich, was vor allem in stark ausgelasteten Wohngebieten spürbare Verbesserungen bringt. Unterwegs geht es mit LTE ins Netz, anders als das Schwestermodell V9 unterstützt das Honor 8 Pro natürlich auch LTE Band 20. Die Standorterkennung lässt sich mit A-GPS und GLONASS durchführen und funktionierte in Google Maps einwandfrei, außerdem erlaubt das Smartphone die Verbindung über NFC und ist damit in Zukunft auch für Mobile Payment-Lösungen gerüstet. Beschleunigungssensor, Gyroskop, Lichtsensor, Annäherungssensor und Kompass (sogar mit dedizierter App) sind ebenfalls vorhanden.
Die zum Infrarotsender passende Smart Controller-App weiß durch eine umfangreiche Unterstützung diverser Fernseher, Set-Top-Boxen und Kameras zu gefallen und überzeugt mit einer einfachen Einrichtung und anpassbarer Oberfläche. Das Honor 8 Pro kann also einspringen, wenn die Fernbedienung mal wieder unerreichbar weit weg auf dem Wohnzimmertisch liegt.
Telefonieren kann man mit dem Smartphone übrigens auch und die Gesprächsqualität geht absolut in Ordnung. Mehr kann ich dazu nicht sagen, denn sonderlich häufig hab ich weder mit dem Honor 8 Pro noch mit irgendeinem anderem Smartphone jemanden angerufen. So möchte ich als letzten Punkt noch den ausgezeichneten Fingerabdrucksensor ansprechen, der das Gerät durch einfaches Auflegen innerhalb von Sekundenbruchteilen entsperrt – aus jedem Winkel und selbst dann, wenn die Finger nicht ganz trocken sind. In den Einstellungen können mehrere Fingerabdruck IDs hinterlegt werden, es lassen sich einzelne Apps sperren und vor allem kann man durch Auflegen des Fingers oder knappe Gesten grundlegende Funktionen wie das Aufnehmen eines Fotos oder das Anzeigen des Benachrichtigungsfeldes durchführen.
Auch wenn sich diese Gesten bei dem quadratischen Sensor des Huawei P9 Plus etwas angenehmer darstellten, vermisst man diese Funktion unweigerlich bei jedem anderen Handy, erlaubt sie doch das Smartphone innerhalb einer Sekunde zu entsperren und einen schnellen Blick auf die Benachrichtigungen zu werfen. Der Fingerabdrucksensor des Honor 8 Pro jedenfalls ist über alle Zweifel erhaben.
Mit einer Akkukapazität von 4000mAh ist das Honor 8 Pro geradezu prädestiniert, nicht jeden Abend an die Steckdose zu müssen. Das QHD-Display fordert zwar seinen Tribut und verhindert, dass man an Dauerläufer wie das Xiaomi Redmi 3s heranreicht, die Werte sind aber absolut konkurrenzfähig und lassen diverse High-End-Smartphones deutlich hinter sich. Für ein 7 Millimeter dünnes Smartphone sind 4000mAh auch schon ziemlich ordentlich, vermutlich zahlt sich hier der breite Rahmen wieder aus.
So blieben an einem typischen Arbeitstag – mit mehreren Stunden Musik-Streaming, dauerhafter Bluetooth-Verbindung zur Samsung Gear S2 classic, voller Helligkeit, aktivierten Standortdiensten und Mobilen Daten sowie gelegentlicher Nutzung von Telegram, Onedrive, Pocket und Samsung Health – noch meist um die 50-60 Prozent über – ein zweiter Tag wäre also mindestens noch drin gewesen. Überlässt man die Helligkeitssteuerung dem Smartphone und verzichtet auf eine ständige Bluetooth-Verbindung kann man über die von mi erreichte Screen-On-Time von 6-7 Stunden sicher deutlich hinauskommen. Und wird es dennoch einmal knapp, lässt sich der in EMUI integrierte Ultra-Akku-Modus aktivieren, indem dann nur bestimmte – aber frei definierbare – Anwendungen zur Auswahl stehen. Wen das zu sehr einschränkt: einen normalen Energiesparmodus gibt es natürlich auch.
Aufgeladen ist das Honor 8 Pro mit dem mitgelieferten Huawei QuickCharge-Netzteil mit 9V bei 2A in unter zwei Stunden (Von 3 auf 100 Prozent in 1:55h). Auch das ist ein ausgezeichneter Wert, der zusammen mit der respektablen Akkulaufzeit ein nächtliches Laden überflüssig macht. Schon wenige Minuten am morgen reichen aus, um sicher durch den Tag zu kommen. Hier kann sich das Honor 8 Pro positiv von vielen aktuellen Smartphones in dieser Preisklasse absetzen. Wireless Charging ist aber nicht integriert und der Akku ist nicht wechselbar – der offensichtliche Nachteil des Unibody-Designs.
An dem Dual-Lens-Setup hält Huawei auch 2017 fest und stellt dem RGB-Sensor einen monochromen Sensor zur Seite. Während ersterer beim Einfangen des Lichtes darauf achten muss, welche Farbe dieses hat, konzentriert sich der monochrome Sensor nur auf die Intensität und fängt so bis zu dreimal mehr Licht ein. Die beiden Sensoren nehmen gleichzeitig ein Foto auf und das Smartphone setzt diese dann zusammen, kombiniert also die Vorteile der beiden Komponenten – der eine sorgt für ein sehr detailliertes und scharfes Bild, der andere für die Farben darin.
Und mit etwas Geduld lassen sich so auch ziemlich gute Ergebnisse erzielen – das Galaxy S8- oder Pixel- Prinzip, bei denen nahezu jedes Foto aus dem Stand gelungen ist, trifft zwar nicht ganz zu, doch die Dual-Lens Kamera überzeugt auch ohne Leica-Beteiligung mit farbkräftigen, scharfen und kontrastreichen Resultaten (Die Bilder werden von uns komprimiert).
Die Kamera-Anwendung ist sehr übersichtlich aufgebaut und lässt einem im aktivierten Profi-Modus freie Hand über die meisten Einstellungen. So kann man Weißabgleich, ISO-Wert und Belichtungszeit manuell regeln und zwischen verschiedenen Fokus- und Messungsmodi wechseln. Das lässt sich auch in Videoaufnahmen anwenden und die Veränderungen können auf dem farbtreuen Display direkt nachvollzogen werden, natürlich kann man diese Anpassungen aber auch der Software überlassen.
Ein Swipe nach rechts führt in die etwas spartanischen Einstellungen, wo sich GPS-Tags, Wasserzeichen und Timer aktivieren lassen und die Auflösung auf bis zu 12 Megapixel (im 4:3-Format) festgelegt werden kann. Leider fehlt aber eine Option, die Aufnahmen für eine umfangreiche nachträgliche Editierung im RAW-Format zu speichern. Nach links kommt man zu den diversen Aufnahme-Modi: Neben einem rauschunterdrückenden Nacht- und dem obligatorischen HDR-Modus, lassen sich auch 3D-Modelle anfertigen, Zeitraffer- und Zeitlupen-Videos sowie natürlich Panorama-Bilder erstellen. Weitere können bei Bedarf nachinstalliert werden.
Dem Dual-Lens Setup sind zwei weitere Besonderheiten der Kamera zu verdanken: Einerseits lassen sich native Monochrom-Aufnahmen anfertigen, bei denen nur einer der beiden Sensoren angesprochen wird, und andererseits kann man im “Modus “Große Blende” Bilder mit einer geringen Tiefenschärfe aufnehmen – also den beliebten Bokeh-Effekt erzielen, den man von DSLRs kennt. Softwareseitig scheint man da noch etwas nachzuhelfen, aber die Resultate wissen zu gefallen und brauchen sich vor den Aufnahmen des Huawei P10 nicht zu verstecken. Auch in lichtschwachen Umgebungen können mit etwas Geduld vor allem im manuellen Modus schöne Ergebnisse erzielt werden, in allzu dunklen Bereichen lässt die Bildqualität aber trotz des dual LED-Flash schnell spürbar nach.
Die Frontkamera setzt ebenfalls auf einen Blur-Effekt, der in Selfies den Hintergrund verschwimmen lässt, und löst bei einer f/2.0-Blende mit bis zu acht Megapixeln auf. Dazu kommen ein fixer Fokus und diverse Beauty-Filter und Profile, in dunklen Umgebungen setzt die Cam auf einen “Front-Blitz” und lässt das Smartphone-Display weiß aufleuchten. Videotelefonate und Social Media-taugliche Selfies sind damit kein Problem, sonderlich häufig nutze ich die Frontkamera aber einfach nicht.
Anders als bei Vernee lassen sich mit dem Honor 8 Pro tatsächlich 4k-Videoaufnahmen bei 30fps anfertigen und sogar im optimierten h.265-Codec speichern. Meine Aufnahmen wirkten zuweilen aber etwas blass und unscharf – eventuell kann man da softwareseitig noch nachbessern. Auch der fehlende Optische Bildstabilisator macht sich naturgemäß vor allem in Videos bemerkbar.
Von der vorinstallierten und halbwegs aktuellen Android-Version 7.0 bekommt man nicht immer etwas mit, denn darüber legt Huawei seine EMUI-Oberfläche, die auch in Version 5.1 noch deutliche Anpassungen mit sich bringt. Die wichtigste davon dürfte sein, dass man im MIUI- oder iOS-Style noch immer auf einen App-Drawer verzichtet. Für mich bedeutet das – wie eigentlich bei jedem Smartphone – ab in den Play Store, den Nova-Launcher und das passende Icon Pack herunterladen und das aktuellste Nova-Backup einspielen, um baldmöglichst Ordnung auf dem Homescreen zu schaffen.
Auch EMUI kann man mit Wallpapern, diversen Einstellungen und der integrierten Theming-Engine durchaus umfangreich personalisieren, neben dem App-Drawer fehlt aber eine Möglichkeit, Apps auszublenden. Wenn man auf Alternativen zu den vorinstallierten Anwendungen zurückgreifen möchte, beispielsweise um den gewohnten Kalender, einen anderen Datei-Explorer oder die Memo-App mit Cross-Device-Sync zu verwenden, ensteht unweigerlich ein “Stuff”-Ordner mit diversen vorinstallierten Apps, von denen sich nur einige deinstallieren lassen. Was nicht heißen soll, dass sich keine Perlen darunter finden würden: Die Musik-App beispielsweise überrascht mit einer ansehnlichen Alben-Ansicht, die erwähnte Smart Controller-App mit ihrer umfangreichen Kompatibiltät und HiCare bietet für weniger versierte Nutzer eine zentrale Anlaufstelle für Anleitungen, Support und Software-Updates (auch wenn sich die meisten Inhalte nur als WebView entpuppen).
Von früheren EMUI-Versionen hat man die transparenten Effekte in Notification Center, Suche und Ordnern übernommen, durch kleinere Anpassungen unterscheidet sich Version 5.1 in anderen Punkten aber rein optisch weniger radikal von Vanilla-Android. Die integrierte Suchfunktion sticht das Google-Derivat außerdem in manchen Punkten aus und bietet eine schnelle und übersichtliche Auflistung von Kontakten, Apps, Kalendereinträgen und selbst Google Drive-Inhalten. Und wer sich mit zwei verschiedenen Konten gleichzeitig in Facebook- oder Whatsapp anmelden möchte, kann das über die Funktion App-Twin erledigen – bei einem Dual-SIM Handy wie dem Honor 8 Pro sicher für manche interessant. Dennoch sind auch die Nougat-typischen Funktionen, wie Multi-Window-Support, effizienteres Energie- und Datenmanagement und die neue Vulkan-API mit an Bord.
In den Einstellungen lassen sich auf einen Blick die Apps einsehen, die eine bestimmte Berechtigung einfordern, die Navigationstasten anpassen oder eine interessante Bewegungssteuerung aktivieren, bei der man mit den Knöcheln verschiedene Aufzeichnungen der Bildschirminhalte triggern kann. Allerdings müssen Software-seitig auch die Basics stimmen: Bei einem High-End-Smartphone wie diesem ist eine Android-Sicherheitspatch-Ebene Stand März 2017 zwar keine Katastrophe, aber da geht noch mehr.
Mit einem farbstarken und kontrastreichen Display, intuitiven Fingerabdruckgesten und einer hervorragenden Verarbeitung kann das Honor 8 Pro schon in den ersten Minuten überzeugen und hat auch im weiteren Verlauf der vergangenen Wochen keine echte Schwäche demonstrieren müssen. Stattdessen stellen auch anspruchsvolle Anwendungen und intensives Multitasking das Smartphone vor keine echte Herausforderung und die Kamera liefert selbst in lichtschwachen Umgebungen solide Ergebnisse.
Allerdings wird man sich Honor bei einer Unverbindlichen Preisempfehlung von 549 Euro auch den Vergleich zu aktuellen High-End-Smartphones in dieser Preisklasse gefallen lassen müssen. Und da fallen so Punkte wie der mäßige Stereo-Lautsprecher, die fehlende IP-Zertifizierung, der USB 2.0-Port und die unzeitgemäße Display-To-Body-Ratio schon mal eher negativ auf. Den gewonnenen – beziehungsweise nicht aufgegebenen – Platz hat das Unternehmen aber ideal genutzt und einen massiven 4000mAh-Akku verbaut, der locker seine zwei Tage durchhalten kann und auch noch schnell wieder aufgeladen ist. Zusammen mit den sogar noch erweiterbaren 64GB an internem Speicher relativiert sich der Preis also durchaus und das Honor 8 Pro bekommt von mir eine Kaufempfehlung. Es fühlt sich nicht ganz so futuristisch an, wie die noch etwas kostspieligeren Konkurrenten aus Südkorea, aber ist ganz eindeutig das bisher beste Honor-Smartphone.