Mit dem Honor 6x wurde vergangenen Herbst ein ausgesprochen günstiges Smartphone mit Dual-Cam vorgestellt, das es mittlerweile auch offiziell in Deutschland zu kaufen gibt. Wir haben es uns einmal ausführlich angesehen.
Zunächst einmal bedanken wir uns recht herzlich beim CECT-Shop, dafür dass sie uns ein silbernes Honor 6x mit 32 GB internem Speicher haben zukommen lassen.
Durfte man vor einigen Jahren in den niedrigeren Preisklassen noch Abstriche bei der Verarbeitung und den verwendeten Materialien erwarten, hat sich das Bild mittlerweile gewandelt und das 250 Euro teure Honor 6x ist ein hervorragendes Beispiel dafür. 2,5D Curved Glass bedeckt die Front des Smartphones, die je nach Modell in schwarz oder weiß gehalten ist. Das Display darunter misst zwar 5,5 Zoll in der Diagonale, ist aber von relativ schmalen Rändern eingefasst und lässt sich durchaus mit einer Hand bedienen. Außerdem finden sich auf der Front neben Kamera, Lautsprecher und Sensoren auch der Honor-Schriftzug und eine unauffällige kleine Benachrichtigungs-LED – auf einen physischen Homebutton oder kapazitive Tasten wird bewusst verzichtet.
An der Unterseite finden sich neben dem MicroUSB-Anschluss auch noch zwei Lautsprecheröffnungen, die aber wohl einzig der Symmetrie dienen, nur der rechte gibt tatsächlich Ton aus. Echter Stereo-Sound wäre bei dieser Positionierung ohnehin relativ wirkungslos, also sei es ihnen verziehen. Wer ordentlich Musik hören möchte, sollte auch weiterhin auf Kopfhörer zurückgreifen – ein passender Klinkenanschluss findet sich an der Oberseite des Smartphones. Die seitlichen Tasten sitzen etwas locker, weisen aber einen guten Druckpunkt auf und sind gut zu erreichen.
Auf der Rückseite setzt das Honor 6x auf abgerundetes Aluminium das an den Übergängen zum Frontglas dezent abgeschliffen wurde und insgesamt für eine wertige Haptik sorgt, dafür aber etwas rutschig ist – das Smartphone im Winter mit Stoffhandschuhen aus der Hosentasche zu ziehen wird stets zu einem kleinen Abenteuer. Einzig die beiden Abdeckungen oben und unten sind aus etwas dunkler eingefärbtem Plastik und beherbergen wohl die Antennen. Leider steht die Dual-Cam, die über dem kreisrunden Fingerabdruckscanner positioniert ist, etwas aus dem Gehäuse hervor und könnte dadurch auf Dauer den ein oder anderen Kratzer davon tragen. Mir wäre es lieber, dass Smartphone wäre ein paar Millimeter dicker und würde dafür noch ein wenig mehr Akkukapazität liefern, aber gut…bis auf diese Kleinigkeit ist das Honor 6x rundum gelungen und kann mit einem nicht unbedingt spektakulärem, aber solidem Design und erstklassiger Verarbeitung überzeugen. Das gilt auch für das beiliegende Zubehör: Ein Netzteil mit Schnelllade-Unterstützung und ein weißes MicroUSB-Kabel. Ansonsten findet sich in der Verpackung nur der übliche Papierkram und ein Tool zum Öffnen des Sim-Schachtes.
Die Front des Smartphones dominiert ein 5,5 Zoll großes IPS-Display, dass die Erwartungen standesgemäß erfüllen kann. Insgesamt könnte es zwar etwas heller sein, Farben und Schwarzwerte wissen aber zu überzeugen. Letztere reichen vor allem aus seitlichen Blickwinkeln nicht ganz an die Spitzenwerte aktueller OLED-Panels heran, sorgen aber in Apps wie Monospace oder Pocket dennoch für einen angenehmen, augenschonenden Effekt. Die automatische Helligkeitsregelung funktioniert ebenfalls zuverlässig und passt sich schnell an ändernde Umgebungslichtbedingungen an. Auf 5,5 Zoll stellt die gegebene Full HD-Auflösung wohl den idealen Kompromiss zwischen Akkulaufzeit und ausreichend scharfer Darstellung dar. Schriften und Symbole sind gut erkennbar und einzelne Pixel lassen sich mit bloßem Auge nur ab einer Distanz von wenigen Zentimetern erahnen. Außerdem kann man in den Einstellungen das Display noch weiter den eigenen Wünschen anpassen und einen Blaulichtfilter aktivieren, die Lesbarkeit bei Sonnenlicht verbessern lassen oder die Farbtemperatur manuell festlegen. Zu kritisieren wäre höchstens, dass das 2,5D-Displayglas ausgesprochen anfällig für Fingerabdrücke scheint, ansonsten ist das Panel für diese Preisklasse einwandfrei.
Vergangenes Jahr waren Dual-Kameras in Smartphones ein echter Trend, den Huawei recht früh aufgegriffen hatte um sich dann mit Leica auch gleich einen klangvollen Kooperationspartner zu suchen, der nicht unbeteiligt an der hervorragenden Kamera-Performance des Huawei P9 Plus gewesen sein dürfte. Nachdem man mit dem Honor 8 und V8 die Technik bereits in den niedrigeren Preissegmenten platziert hatte, setzt nun auch das Honor 6x auf eine rückseitige Dual-Cam und stellt dem 12 Megapixel-Hauptsensor einen weiteren Sensor zur Seite, der allerdings nur mit 2 Megapixeln auflöst. Der zweite Sensor nimmt Tiefenschärfe-Informationen auf und ermöglicht Fotos mit einem gewissen Unschärfe-Effekt. Bei der Betrachtung der Ergebnisse muss man sich aber einerseits dessen bewusst, dass das Honor 6x einerseits nur einen Bruchteil aktueller High-End-Smartphones kostet und andererseits trotz des DSLR-artigen Bokeh-Effekts natürlich nicht mit einer dedizierten Kamera mithalten kann. Dennoch weiß die Gesamtperformance des Dual-Cam Set-Ups durchaus zu gefallen.
Die Farbwiedergabe wirkt unter bestimmten Lichtbedingungen zwar etwas blass, insgesamt aber sehr natürlich – selbst im HDR-Modus, wo manche Hersteller dazu tendieren, allzu knallige Farben einzusetzen. Insbesondere bei Aufnahmen im Tageslicht lassen sich Details gut erkennen und das Bildrauschen hält sich insgesamt sehr in Grenzen – bei schwachem Umgebungslicht hat das Honor 6x mit beidem aber zu kämpfen. Wie die (komprimierten) Bilder aber zeigen sollten, sind die Ergebnisse jedoch auch dann noch brauchbar, selbst wenn es hin und wieder einen zweiten Anlauf braucht und man das Smartphone am besten irgendwo abstützen sollte, da der Phasen-Detektions-Autofokus sich dann ein wenig mehr Zeit genehmigt.
Die Kamera-Applikation ist sehr übersichtlich aufgebaut und bietet wie schon die P9-Modelle einen Pro-Mode, der dem geneigten Nutzer freie Hand über fast alle Einstellungen bietet. So lassen sich neben ISO-Wert und Weißabgleich auch Kontrast und Belichtungszeit frei bestimmen und die Veränderungen können direkt auf dem Bildschirm nachvollzogen werden. Für etwas unbedarftere, aber motivierte Fotografen wie mich gibt es außerdem den Modus “Große Blende”, über den man eben diese manuell ändern kann, um einen Tiefenschärfe-Effekt zu erzeugen. Die Ergebnisse reichen nicht ganz an das High-End-Modell heran, wissen aber durchaus zu gefallen und offenbar hat sich Huawei meine kleine Kritik letztes Mal zu Herzen genommen und das kleine Icon nun blau eingefärbt, sodass es sich auch im Sonnenlicht besser erkennen lässt. Vom Hauptbildschirm aus lassen sich weitere Modi durch einen Wisch nach Links aufrufen – besonders sehenswert ist neben dem HDR- und Profi-Modus auch der für Lichtmalerei, mit dem sich beispielsweise an Silvester hervorrangende Ergebnisse erzielen lassen. Ein Wisch nach Rechts führt in die Einstellungen, wo sich die Auflösung und verschiedene Bedienelemente konfigurieren lassen.
Die Frontkamera löst mit bis zu 8 Megapixeln auf und macht ebenfalls ordentliche Fotos, denen es jedoch ab und an etwas an Details fehlt. Der obligatorische Beauty-Mode ist auch an Bord – ich kann mit beidem nicht wirklich etwas anfangen. Dennoch bleibt als Fazit zur Kameraleistung nur festzustellen, dass das Honor 6x in dieser Preisklasse seinesgleichen sucht und sich mit etwas Geduld durchaus gute Ergebnisse erzielen lassen.
Bereits seit geraumer Zeit vertraut Huawei auf die Kirin-Prozessoren von HiSilicon, dem hauseigenen fabless Halbleiter-Produzenten, und auch im Honor 6x verrichtet ein solcher SoC seinen Dienst. Der im 16 Nanometer-Verfahren gefertigte Kirin 655 setzt sich aus zwei Quadcore-Clustern auf ARM Cortex A53-Basis zusammen, die mit 1,7 respektive 2,1 GHz takten und kann je nach Speichervariante auf bis zu 4 GB LPDDR3 RAM zurückgreifen. Im vorliegenden 32GB-Modell muss man mit 3GB Arbeitsspeicher auskommen, die EMUI-Oberfläche lief aber auch in dieser Konfiguration jederzeit flüssig – Anwendungen waren schnell geladen und auch intensives Multitasking stellte das Smartphone vor keine große Herausforderung. Hier überzeugt das Honor 6x auf ganzer Linie und sollte man sich dennoch für das 64GB-Modell entscheiden, dann wohl nur wegen des größeren internen Speichers, der sich aber in beiden Fällen auch bequem und kostengünstig mit einer MicroSD-Karte erweitern lässt. Der Slot für die zweite NanoSIM ist dann allerdings belegt.
Wenn sich signifikante Unterschiede zu aktuellen High-End-Smartphones feststellen lassen, dann einmal beim Kopieren großer Datenmengen – der fehlende UFS 2.0-Speicher macht sich nur im direkten Vergleich negativ bemerkbar und stört im Alltag kaum- und bei aufwändigen Spieletiteln wie GTA San Andreas oder The Path, wo die Mali-T830 MP2 mit den Grafikeinheiten aktueller Snapdragon-Prozessoren nicht mithalten kann. Mit Blick auf den Preis ist das aber kein Problem – ich kaufe auch keinen Office-Rechner und beschwere mich, dass Tomb Raider nicht mit 60fps läuft – und die üblichen Spiele und Anwendungen laufen absolut problemlos. An dieser Stelle könnte man nun ein paar Dutzend Screenshots von verschiedenen synthetischen Benchmarks zeigen, in denen sich das Honor 6x im guten Mittelfeld zu positionieren weiß, letztlich zählt aber nur die Performance im Alltag und da gibt keinen Anlass zur Klage.
Mittlerweile ist das Honor 6x auch in Deutschland offiziell erhältlich und unterstützt dann auch alle gängigen LTE-Frequenzen. In dem uns vorliegenden CN-Modell ist das noch nicht der Fall, weshalb ich zur mobilen Internetverbindung nur beitragen kann, dass der Empfang auch ohne LTE Band 20 keine großen Probleme machte, zumindest in urban geprägten Gebieten mit entsprechendem Netzausbau. Von einem Punktabzug für die fehlende LTE-Frequenz sehen wir aber natürlich ab. Ansonsten sind auch GPS, Bluetooth 4.1 und Wi-Fi a/b/g/n mit an Bord und leisten sich keine Schwächen: Die Verbindung mit der Samsung Gear S2 Classic oder den Bluetooth-Kopfhörern blieb in einem Radius von etwa neun Metern durchgehend stabil und das GPS bestimmte den Standort mit nur kurzer Verzögerung auf wenige Meter genau. Durchwachsen zeigt sich einzig die Telefonfunktion: Überzeugte das Honor 6x meist mit einer ordentlichen Gesprächsqualität, ohne dass sich ein Hintergrundrauschen oder andere Störgeräusche feststellen ließe, traten diese sporadisch in einigen wenigen Telefonaten deutlich hervor. Ein Software-Update könnte hier noch etwas nachbessern.
Eher könnte man kritisieren, dass das Honor 6x noch auf NFC und USB Typ-C verzichtet und für das Aufladen und die Datenübertragung auch weiterhin auf einen MicroUSB-Anschluss setzt. Auch in dieser Preisklasse darf sich das langsam mal ändern, wobei andere Hersteller hier nicht unbedingt besser sind. Ein 3,5 Millimeter-Klinkenanschluss ist dagegen vorhanden, sodass man auch weiterhin auf handelsübliche Kopfhörer ausweichen kann, wenn einem die eher durchschnittliche Audioqualität des unteren Mono-Speakers nicht zusagt, der durch die Positionierung dazu tendiert, ständig mit dem Finger verdeckt zu werden.
Ab Werk läuft auf dem Honor 6x Android 6.0 Marshmallow. Darüber legt Huawei aber seine bekannte EMUI-Oberfläche, die sich bis Version 5.0 deutlich von Stock Android distanziert hatte und auf den klassischen App-Drawer verzichtet. Es werden also alle Anwendungen auf dem Homescreen abgelegt und man muss auf das Anlegen von Ordnern zurückgreifen, um ein wenig Ordnung zu schaffen – für den passenden Look kann man durch die integrierte Theming-Engine sorgen. Eines der besten Features des Honor 6x ist es, dass man mit einer Wischgeste auf dem rückseitigen Fingerabdruckscanner bequem die semi-transparente Notification Bar aufrufen kann. Die ist in zwei Bereiche aufgeteilt: einer für Benachrichtigungen, die in einer ansprechenden Timeline angeordnet werden und einer für die Quick Settings, die sich nach Belieben anpassen lassen. Leider kann man zwischen den beiden Bereichen nicht ebenfalls mit den Fingerabdruck-Gesten wechseln, schon durch das Herunterziehen wird das schnelle Einsehen der Benachrichtigungen aber deutlich bequemer. Auch sonst weiß der Fingerprint-Reader zu gefallen: Er entsperrt das Smartphone in neun von zehn Fällen beim ersten Anlauf innerhalb von wenigen Augenblicken, egal in welchem Winkel man den Finger auflegt
In der deutschen Version dürften die Google Play-Services und der Store vorinstalliert sein, außerdem liefert Huawei eine ganze Reihe seiner HI-Dienste mit, von denen sich die allermeisten aber entfernen lassen. Das gilt wie bei den meisten Herstellern aber nicht für die üblichen Standardanwendungen wie Notizen, Taschenrechner, Sprachrekorder und Huaweis aufdringlichen Sprachassistenten Hi Voice, die je nach Nutzungsverhalten mal mehr mal weniger sinnvoll ausfallen. Wer sie lieber ausblenden möchte, den App-Drawer vermisst oder sich mit der generellen Optik von EMUI nicht anfreunden kann, der greift einfach auf alternative Launcher zurück.
In dem 8,2 Millimeter schlanken Gehäuse ist ein Akku mit einer Kapazität von 3340mAh untergebracht, der vor allem bei den Standby-Zeiten zu beeindrucken weiß. Überlässt man bei moderater Nutzung und deaktiviertem Bluetooth auch die Helligkeitsregelung dem Smartphone, sind zwei Tage absolut machbar und auch über Nacht verliert das Honor 6x trotz aktiver Internetverbindung meist nur wenige Prozentpunkte. Ich persönlich rotiere meist den ganzen Tag zwischen Telegram, Pocket, G+ und OneDrive, protokolliere alle relevanten Informationen in S Health und höre einige Stunden Musik – nicht selten über Bluetooth Kopfhörer. Auch GPS und die Synchronisation mehrerer Konten sind stets aktiv. Bei dieser Nutzungsweise kam ich dennoch problemlos über den Tag und nicht selten schaffte es das Honor 6x dann noch bis zum nächsten Nachmittag, ehe eine Steckdose oder Powerbank von Nöten war. Ob sich das mit EMUI 5.0 und dem abermals verbesserten Doze-Energiesparmodus in Nougat nochmals verbessern wird, wird sich zeigen müssen, derzeit kann das Honor 6x in diesem Punkt aber absolut überzeugen.
Wireless Charging ist nicht integriert und der Akku ist bedingt durch die Bauweise auch leider nicht austauchbar – beides Sachen, die ich an meinem Note 4 sehr zu schätzen weiß. Dafür ist das Honor 6x über das beiliegende Schnelladegerät und den MicroUSB-Anschluss innerhalb von knapp zwei Stunden komplett aufgeladen.
An Smartphones wie dem Honor 6x kann man ausgesprochen gut erkennen, wie schnell sich der Markt entwickelt. Was vor nicht allzu langer Zeit noch allen High-End-Standards gerecht geworden wäre, gibt es nun ab 250 Euro. Und in dieser Preisklasse ist das Honor 6x eine echte Empfehlung: die Kamera erzielt gute Ergebnisse, Performance und Akkulaufzeit können ebenfalls überzeugen und Verarbeitung und Displayqualität wissen auch zu gefallen. Sieht man von kleineren Schwächen wie der hervorstehenden Kamera und dem fehlenden Typ C-Anschluss ab, gibt es nicht wirklich etwas zu kritisieren und irgendwas muss sich Honor ja auch noch aufsparen, dass man am Nachfolger verbessern kann. Wer aber schon heute nach einem Mittelklasse-Smartphone sucht und nicht mehr als 300 Euro ausgeben möchte, der ist mit dem Honor 6x sehr gut beraten.