Mit der aLLreLi K643 bewegen wir uns heute mal etwas außerhalb unserer sonstigen Berichterstattung – aber nur etwas, denn die mechanische Gaming-Tastatur kommt auch mit zwei Halterungen für euer Smartphone oder Tablet daher. Viel interessanter ist aber die individuell anpassbare RGB-Hintergrundbeleuchtung.
Unser Dank geht an aLLreLi, die uns eine ihrer Tastaturen haben zukommen lassen. Solltet ihr daran Interesse haben findet ihr dieses Modell auch auf Amazon und im Lieferumfang eine Bedienungsanleitung in Englisch, Französisch und eher schwach übersetztem Deutsch sowie vier zusätzliche mechanische Tasten und ein passendes kleines Tool, um diese bei Bedarf einzeln ersetzen zu können. Befreit man das alles aus dem kompakten, aber wenig aufregendem Karton geht die Einrichtung schnell von der Hand. Da keine Treiber installiert oder Batterien eingelegt werden müssen, kann die Windows-kompatible Tastatur über das USB-Kabel einfach mit dem Rechner verbunden und direkt ausprobiert werden.
Die Oberseite der knapp 45 Zentimeter breiten und 18 Zentimeter tiefen Tastatur ist mit einer mattschwarzen Metallplatte verkleidet, die dem aLLreLi Gaming Keyboard eine angenehm kühle Haptik verleiht, aber auch ausgesprochen staubempfindlich ist. Dass die Unterseite aus Kunststoff besteht, fällt nicht weiter störend auf, der USB-Anschluss am andere Ende des 1,8 Meter langen Nylon-ummantelten Kabels könnte aber ein paar Millimeter kürzer sein und sitzt etwas wacklig. Durch zwei kleine Kunststoffklappen auf der Unterseite kann man die Tastatur etwas anwinkeln, um die Nutzung komfortabler zu gestalten, denn eine richtige Auflage für den Handballen fehlt – einfach weil die mechanischen Tasten so weit vom Gehäuse abstehen. Um bequem den Twitch-Stream oder das Youtube-Video zu verfolgen und den Gruppenchat im Auge zu behalten sind zwei Metallhalterungen für das Smartphone oder Tablet integriert.
Die Tasten lassen sich einzeln herausnehmen und ersetzen, auch durch custom keycaps, mit anderen Materialien und Beschriftungen. Die einwandfreie und robuste Verarbeitung hinterlässt dabei einen richtig guten Eindruck. Das fast ein Kilogramm schwere Gehäuse ist verwindungssteif und durch acht Schrauben fest mit der Aluminiumabdeckung verbunden, die Tasten sitzen solide in ihren Halterungen. Nichts knarzt bei der Nutzung und scharfe Kanten sucht man vergeblich. Ob einem die Optik dagegen zusagt, ist sicher eine Geschmacksfrage – für einen vernünftigen Anschlag muss man die deutlich abgehobenen Tasten wohl in Kauf nehmen. Seine Wirkung entfaltet das Gaming Keyboard aber ohnehin erst im Halbdunkeln.
Denn eindeutig überzeugen konnte das aLLreLi-Keyboard mit der anpassbaren RGB-Hintergrundbeleuchtung – mit einem Handgriff kann man durch insgesamt acht Modi schalten.
Besonders hervorzuheben ist dabei der DiY-Modus. Hält man die Funktions- und Pausetaste gedrückt, bis die vier LEDs in der oberen Ecke leuchten, kann man anschließend jede einzelne Taste manuell mit einer von acht Farben belegen oder die Beleuchtung einfach deaktivieren. Da die meisten Spiele auf eine überschaubare Anzahl von Tasten vertrauen kann man so ein eigenes Schema für den derzeitigen Favoriten anlegen: In League of Legends also beispielsweise die Fähigkeiten Q,W,E,R rot gruppieren, Shift, Alt und Strg ebenfalls farbig hinterlegen und die meisten anderen Tasten einfach ausschalten. Zwar ist das Setup etwas unübersichtlich und es lassen sich nicht mehrere DiY-Profile anlegen, um für jedes Spiel im Voraus die passende Beleuchtung zu konfigurieren (dafür bräuchte es dann wohl doch einen Software-Client), das Ergebnis kann sich aber dennoch sehen lassen.
Ansonsten kann man die Helligkeit relativ genau an die eigenen Bedürfnisse anpassen und die Hintergrundbeleuchtung auch durchgängig in einer der acht Farben leuchten lassen – zusammen mit einem passenden Hintergrundbild macht das dann auf dem Schreibtisch eine richtig gute Figur, selbst wenn die Tastatur gerade nicht verwendet wird. Auch die anderen Modi sehen unbestreitbar cool aus, rangieren aber dennoch irgendwo zwischen irritierend und imposant und beleuchten die einzelnen Tasten abwechselnd nach einer festgelegten Geschwindigkeit in unterschiedlichen Farben. Drei von ihnen reagieren auf den einzelnen Tastendruck, lassen diese dann aufleuchten, verblassen oder schicken wellenförmige Reigen über die ansonsten schwarze Tastatur. Optisch durchaus ansprechend, wenn auch für längeres Tippen nicht unbedingt geeignet. Dafür ist die Tastatur primär aber ja auch nicht gedacht und beim Spielen macht die imposante Lichtershow auf dem Schreibtisch einfach Spaß.
Mit den zahlreichen Funktionstasten kann man mit ein paar Handgriffen komfortabel auf die Grundfunktionen des Computers zugreifen. Nicht nur kann man damit die Lautstärke und Wiedergabe von Medieninhalten steuern – was unter Windows 10 auf einem Microsoft Surface Book auch hervorragend funktioniert hat – , es gibt außerdem dedizierte Tasten zum Starten des Webbrowsers, der Mail-Applikation und des Rechners. Dass man sich Gedanken gemacht hat, zeigt auch ein weiteres Detail: Mit einem Handgriff kann man die Belegung von wasd und den Pfeiltasten wechseln. Setzt also ein Spiel wie Anno 1404 die Pfeiltasten zur Navigation ein, ihr möchtet aber lieber mit der linken Hand und wasd eure Siedlungen begutachten, muss man sich nicht ewig lange durch die Optionen scrollen, sondern kann die Tastenbelegung schnell und einfach wechseln. Ebenfalls interessant ist, dass man bis zu fünf Makros anlegen kann, um mit einem Tastendruck bestimmte Phrasen zu tippen – als eine Art Autocomplete.
Wer sein Smartphone auch beim Spielen nicht aus den Augen lassen kann (schuldig) – sei es, um keine Benachrichtigung zu verpassen, oder um es einfach als kleinen Zweitbildschirm einzusetzen und ein Video zu schauen – , der kann auf die beiden angewinkelten Metallelemente als Halterungen zurückgreifen. Die könnten zwar etwas länger sein, um auch Phablets einen sicheren Halt zu geben und wenn der Nachfolger einen USB-Anschluss mitbringen würde, um das Smartphone dabei auch noch bequem aufzuladen, wäre das sicher auch nicht verkehrt…es ist aber eine nette kleine Zusatzfunktion und deutlich angenehmer, als das Smartphone oder Tablet auf dem Tisch zu positionieren und am Ende im Halbdunkeln danach suchen zu müssen.
Über den USB-Anschluss lässt sich die Tastatur problemlos mit stationären Rechnern und Notebooks verbinden. Zumindest unter Windows 10 mussten bei mir keine zusätzlichen Treiber installiert werden und auch die Stromversorgung läuft über den USB-Anschluss. Die Einstellungen für die Beleuchtung werden übrigens im Flash-Speicher der Tastatur gespeichert, gehen also nicht verloren, wenn man die Stromversorgung trennt.
Ich habe bisher nie eine mechanische, sondern immer nur flache Notebook-Tastaturen verwendet, das aLLreLi Gaming-Keyboard war also eine ziemliche Umstellung für mich. Dabei hat die Technik durchaus ihre Vorteile: Mit rund 50 Millionen Anschlägen sollten die Tasten eine ganze Ecke länger durchhalten und sie verhindert effektiv Ghosting, also dass bestimmte Tastenkombinationen nicht eindeutig registriert werden können – für kompetitive Spiele besonders interessant.
Zum Nachteil gereicht dem mechanischen Keyboard aber die Lautstärke des Tastenanschlags, die in etwa vergleichbar mit dem Klick-Sound einer Schreibmaschine und deutlich höher als bei vergleichbaren Tastaturen ist. Wenn man die K643 wirklich nur zum Spielen einsetzen sollte, ist das wohl kaum ein Thema, das deutlich bessere Feedback des Tastendrucks wird dann sogar noch akustisch unterlegt…wenn man aber längere Texte schreibt oder nicht alleine im Raum ist, fängt das schnell an zu nerven und wird durch das verbesserte Schreibgefühl in meinen Augen Ohren nicht ausreichend kompensiert. Sicher auch eine Frage der Gewöhnung und Präferenz, für mich scheidet die Tastatur damit dann aber für die alltägliche Nutzung aus und wird wohl nur beim Gaming Verwendung finden. Da fällt die Geräuschentwicklung nicht so penetrant aus und die K643 kann die zweifelsfrei vorhandenen Vorzüge einer mechanischen Tastatur voll ausspielen.
Wer nach einer mechanischen Tastatur für die abendlichen Gaming-Sessions sucht, sollte die aLLreLi K643 im Auge behalten. Die cleveren Funktionstasten und die robuste Verarbeitung wissen ebenso zu gefallen wie die beiden Smartphone-Halterungen und die individuell konfigurierbare Hintergrundbeleuchtung macht auf dem Schreibtisch ziemlich was her. Ob einen die Geräuschentwicklung stört, hängt von der persönlichen Empfindlichkeit und Nutzungsweise ab, für den Preis von regulär 60-80 Euro erhält man aber ein solides Gesamtpaket, an dem es nicht viel auszusetzen gibt.