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Rettungskräfte arbeiten sich nach Erdbeben in Marokko in entlegene Gebiete vor

Sechs Tage nach dem schweren Erdbeben in Marokko mit fast 3000 Toten haben sich die Rettungskräfte am Donnerstag weiter in entlegene Bergdörfer vorgearbeitet, die seit der Katastrophe von der Außenwelt abgeschnitten waren. Trotz der verheerenden Auswirkungen des Bebens nimmt Marokko weiterhin wenige internationale Hilfsangebote an: Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) musste einen geplanten Flug mit Hilfsgütern in das nordafrikanische Land kurzfristig absagen. 

"Aus Gründen, auf die wir und auch unsere Partner der Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung keinen Einfluss haben, wurden kurzfristig Vorschriften bekanntgegeben, die den Start des Flugzeugs am heutigen Tag unmöglich machen", erklärte das DRK. Nähere Angaben wurden zunächst nicht gemacht. "Wir bedauern diese Entwicklungen zutiefst, denn die Menschen vor Ort brauchen nach den schweren Erdbeben dringend Hilfe."

Der Flug in das nordafrikanische Land sollte am Donnerstag vom Flughafen Leipzig starten. Dem DRK zufolge hatte die Schwestergesellschaft, der Marokkanische Rote Halbmond, um Unterstützung gebeten. Offiziell hat Marokko bisher jedoch kein Hilfeersuchen gestellt. Nur Rettungsteams weniger Länder, unter anderem aus Spanien und Großbritannien, wurden ins Land gelassen.

Laut DRK ist mehr internationale Hilfe aber dringend geboten. "Die Lieferung von humanitären Gütern in Absprache mit unserem Partner vor Ort ist für die humanitäre Mission unserer Bewegung und die Menschen vor Ort unerlässlich." Es werde "mit Hochdruck" daran gearbeitet, die "Verzögerung zu beseitigen".

Das verheerende Erdbeben hatte Marokko in der vergangenen Woche am späten Freitagabend erschüttert. Das Epizentrum lag rund 70 Kilometer südwestlich von Marrakesch in der Provinz Al-Haouz. Viele Dörfer in den umliegenden Bergen wurden dem Erdboden gleichgemacht.

Das genaue Ausmaß der Katastrophe war auch am Donnerstag noch nicht absehbar. Laut einer am Vorabend veröffentlichten Bilanz wurden durch das Beben 2946 Menschen getötet und mehr als 5600 verletzt. Es wurde befürchtet, dass beim Vorrücken der Helfer in entlegene Bergdörfer weitere Opfer gefunden werden.

Im Katastrophengebiet wurden inzwischen drei Hilfsdepots errichtet, von denen aus mit Hubschraubern und über teilweise beschädigte Straßen Nahrungsmittel und andere wichtige Dinge in die betroffenen Dörfer gebracht werden. Dort machte den ohnehin oft obdachlosen und notleidenden Menschen die bevorstehende Regensaison große Sorgen. 

"Die Behörden sagen dazu nichts", klagte Afrah Fouzia im fast völlig zerstörten Dorf Tikht der Nachrichtenagentur AFP. "Bald fängt es an zu regnen und auch kälter zu werden." Dies werde vor allem für die vielen Kinder schwierig.

jes/se