Eigentlich wollte Robert Friedla (90) keinen großen Wirbel machen: "Aber irgendwie musste ich ja auf meine missliche Lage aufmerksam machen“, erklärt der Senior aus Apolda in Thüringen. "Heiliger Bimbam“, so Friedla, "ich war elf Stunden in der Lutherkirche eingesperrt!“ Dann aber kam er auf die rettende Idee - so konnte er sich befreien:
Wie konnte das passieren? Robert Friedla, ein getaufter Christ, besucht mindestens einmal wöchentlich die Kirche. Auch an diesem Samstag wollte er einem Orgelkonzert im neugotischen Gotteshaus am Melanchthonplatz lauschen. Vom 300 Meter entfernten "Haus an der Glockengießerei“, dem Seniorenheim, in dem Friedla lebt, machte er sich auf den Weg: "Um 17.45 Uhr ging ich durch die weit geöffnete Tür, setzte mich und wartete“, erinnert sich der Kirchgänger. Was er nicht wusste: Das 30-minütige Konzert hatte schon um 17 Uhr begonnen und war bereits beendet. Alle Besucher waren gegangen, und der Organist bemerkte den Rentner nicht, als er die schwere Holztür abschloss und Friedla einsperrte. Als Friedla die Situation erkannte, war er zunächst sicher, "dass es schon jemand bald bemerken würde“. Doch das passierte nicht, da kommt er auf eine geniale Idee! Lesen Sie hier mehr:
Im Seniorenheim löste sein Ausbleiben Besorgnis aus, und die Pfleger riefen die Polizei. Sechs Streifenwagen durchsuchten die Umgebung erfolglos. Währenddessen vergingen die Stunden für den 90-Jährigen im stockdunklen Kirchenschiff langsam und zäh. Doch er blieb ruhig: "Wer Angst hat, kann sich gleich begraben lassen…“ Stattdessen überlegte er, wie er sich befreien könnte. Mit seinem Rollator suchte er die Notausgänge ab: "Aber ich habe sie nicht aufbekommen.“ Dann hatte er eine Idee! Um etwa 3.15 Uhr fand er die Steuerung der Glockenläutanlage und betätigte die Schalter. „Ich ließ die Glocken vielleicht eine halbe Minute lang läuten und war mir sicher, dass das meine beste Chance war, bemerkt zu werden“, erzählt Friedla.
Die Nachricht aus dem Glockenturm wurde tatsächlich sofort im nahegelegenen Polizeirevier wahrgenommen. Hauptkommissar Jens Tamm und seine Kollegen überprüften das unplanmäßige Glockenspiel und hörten Friedlas Stimme durch die Kirchentür. Um 4.30 Uhr war Pfarrer Thomas Robscheit (55) mit dem Schlüssel zur Stelle und befreite Friedla: "Zum Glück habe ich das Telefon gehört“, sagte der Pfarrer. Friedla resümiert: „Auf dieses Abenteuer hätte ich verzichten können, aber es ging ja noch mal alles gut.“ Gott sei Dank!