Fast drei Monate nach seiner Haftentlassung gegen Kaution hat der international bekannte iranische Regisseur Jafar Panahi sein Heimatland zum ersten Mal seit 14 Jahren verlassen. Der 62-jährige Filmemacher sei zu seiner Tochter nach Frankreich gereist, teilte Panahis Anwalt Saleh Nikbacht am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP mit. Wie lange Panahi dort bleibt, ließ der Anwalt offen.
Panahi war Anfang Februar nach sieben Monaten Haft auf Kaution freigelassen worden. Der international bekannte Regisseur war im Juli vergangenen Jahres in Teheran festgenommen worden, als er der Gerichtsanhörung eines befreundeten Kollegen beiwohnte, der bereits in Haft saß. Die Justiz entschied daraufhin, dass Panahi eine bereits 2010 wegen "Propaganda" gegen die Regierung verhängte sechsjährige Haftstrafe antreten müsse. Die Entscheidung war international scharf kritisiert worden.
"Nachdem er seine Strafe verbüßt hat, hat Herr Panahi die Genehmigung erhalten, das Land zu verlassen, und seinen Pass bekommen", erklärte sein Anwalt nun. Seines Wissens liefen gegen Panahi keine Verfahren mehr. Am Dienstagabend hatte Panahis Frau im Onlinedienst Instagram ein Foto veröffentlicht, das sie und ihren Mann auf einem Flughafen zeigte. Sie schilderte ihre Freude, den Iran zu verlassen.
Panahi zählt zu den bekanntesten iranischen Filmemachern. Beim Filmfestival in Venedig im Jahr 2000 hatte er den Goldenen Löwen für "Der Kreis" erhalten. Mit dem heimlich gedrehten Film "Taxi Teheran" gewann er 2015 den Goldenen Bären der Berlinale, konnte aber nicht zur Preisverleihung anreisen.
2018 wurde sein Film "Drei Gesichter" in Cannes mit dem Preis für das beste Drehbuch ausgezeichnet. Während seiner Haft gewann er im vergangenen Jahr beim Filmfestival in Venedig für seinen erneut heimlich gedrehten Film "Keine Bären" den Spezialpreis der Jury.
yb/ jes