In Chile ist auch der zweite Versuch einer Verfassungsreform gescheitert. Bei einem Referendum in dem südamerikanischen Land sprach sich am Sonntag eine Mehrheit der Teilnehmer gegen den Entwurf für ein neues Grundgesetz aus, das die aus der Zeit der Pinochet-Diktatur stammende aktuelle Verfassung ablösen sollte. Nach Auszählung von mehr als 75 Prozent der Stimmen lag der Anteil der Nein-Stimmen bei 55 Prozent, wie die Wahlbehörden mitteilten.
Der linksgerichtete Präsident Gabriel Boric hatte im Vorfeld angekündigt, dass der vorliegende Entwurf sein letzter Versuch sein werde, die Verfassung zu reformieren. Der Ausgang des Referendums gilt auch als Abstimmung des Volkes über die Politik des Staatschefs, der 2021 im Alter von 35 Jahren an die Macht gekommen war.
Im September 2022 hatte sich in einer Volksabstimmung eine deutliche Mehrheit von knapp 62 Prozent der Chilenen gegen einen progressiven Textentwurf für eine neue Verfassung ausgesprochen, der unter anderem mehr Umweltschutz und mehr Rechte für die indigene Bevölkerung vorsah. Dies war eine herbe Niederlage für Boric. Der am Sonntag zur Wahl stehende neue Text war deutlich konservativer ausgerichtet.
Mit dem Scheitern des zweiten Entwurfs bleibt die Verfassung aus der Zeit von Diktator Augusto Pinochet in Kraft. Der General hatte Chile zwischen 1973 und 1990 mit harter Hand regiert.
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