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Rebellen: Mindestens 85 Tote und über 300 Verletzte bei Massengedränge im Jemen

Bei einem Massengedränge im Jemen sind nach Angaben der Huthi-Rebellen mindestens 85 Menschen ums Leben gekommen. Mindestens weitere 322 Menschen seien bei dem Tumult während einer Wohltätigkeitsaktion in der Hauptstadt Sanaa verletzt worden, teilte am Donnerstagmorgen ein Mitarbeiter des Sicherheitsapparats der Rebellen mit. Unter den Toten seien Frauen und Kinder. 

Ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP in der von den Huthi-Rebellen kontrollierten Hauptstadt berichtete, zu dem tödlichen Gedränge sei es in einem Schulgebäude gekommen, als dort Hilfen verteilt worden seien. Das Innenministerium der Rebellen teilte mit, während der Wohltätigkeitsaktion hätten einige Händler Geld an die Menge verteilt, woraufhin es zu dem wilden Gedränge gekommen sei.

Die Hilfsaktion in der Schule hatte wenige Tage vor dem islamischen Aid-al-Fitr-Fest stattgefunden, welches das Ende des Fastenmonats Ramadan markiert. Der politische Chef der Huthi-Rebellen, Mahdi al-Mascha, teilte mit, es sei eine Ermittlungskommission zu dem Vorfall eingesetzt worden. Nach Angaben der Rebellen wurden drei Menschen im Zusammenhang mit dem Vorfall festgenommen.

Die Toten und Verletzten wurden in umliegende Krankenhäuser gebracht. Die Zahl der registrierten Todesopfer und Verletzten stieg im Laufe der Stunden deutlich an. In ersten Zwischenbilanzen war zunächst noch von 53, dann von 79 Toten die Rede gewesen. 

Der Ort des Unglücks wurde laut der Schilderung des AFP-Reporters von Sicherheitskräften abgeriegelt. Sie verweigerten Menschen den Zutritt zu der Schule, wo sie nach ihren Verwandten suchen wollten. Videos in den Onlinenetzwerken zeigten Leichen auf dem Boden eines großen Gebäudekomplexes, während Menschen um sie herum schrien. AFP konnte die Echtheit der Aufnahmen jedoch nicht unabhängig verifizieren.

Der Jemen wird seit dem Jahr 2014 von einem Bürgerkrieg zerrüttet. Der Konflikt hat nach Angaben der Vereinten Nationen die weltweit schlimmste humanitäre Krise verursacht. Mehr als zwei Drittel der Bevölkerung leben demnach unterhalb der Armutsgrenze. Mehr als 21,7 Millionen Menschen - zwei Drittel der Bevölkerung - sind nach UN-Angaben in diesem Jahr auf humanitäre Hilfe angewiesen.

In dem Konflikt stehen sich die Truppen des ins Exil geflüchteten sunnitischen Präsidenten Abd Rabbo Mansur Hadi und die schiitischen Huthi-Rebellen gegenüber. Die Regierungstruppen werden von einem Militärbündnis unter Führung Saudi-Arabiens unterstützt, die Huthi-Rebellen haben die Rückendeckung des Iran. 

Seit dem vergangenen Jahr hatte es allerdings Annäherungen zwischen den Kriegsparteien gegeben. Die Kämpfe ebbten deutlich ab, nachdem ein sechsmonatiger Waffenstillstand ausgehandelt worden war. Die Vereinbarung lief zwar im Oktober aber aus und wurde nicht formell verlängert. Dennoch wird sie nach wie vor weitgehend eingehalten. Die Hoffnungen auf weitere Deeskalation wurden in den vergangenen Tagen dadurch befördert, dass die saudiarabische Regierung und die Huthi-Rebellen mit dem Austausch hunderter Gefangener begonnen hatten.

dja