Bei einer Razzia wegen des Verdachts der schweren Steuerhinterziehung haben Polizei und Staatsanwaltschaft am Mittwoch Geschäftsräume des Deutschen Fußballbunds (DFB) in Frankfurt am Main durchsucht. Die Ermittlungen richten sich gegen sechs ehemalige und derzeitige DFB-Verantwortliche, wie die Frankfurter Staatsanwaltschaft mitteilte. Sie sollen Einnahmen aus der Bandenwerbung von Heimländerspielen der Fußballnationalmannschaft von 2014 und 2015 bewusst falsch als Einnahmen aus der Vermögensverwaltung erklärt haben.
Damit habe die Gruppe etwa 4,7 Millionen Euro Steuern hinterzogen, die der DFB hätte zahlen müssen. Nach Ansicht der Ermittler soll der DFB die Rechte zur Vergabe der Werbeflächen in den Stadien bei Länderspielen der Fußballnationalmannschaft zwischen 2014 und 2018 an eine schweizerische Gesellschaft verpachtet haben.
Diese habe sich im Gegenzug dazu verpflichtet, den Generalsponsor und den Generalausrüster der Mannschaft exklusiv zu berücksichtigen und keine Rechte an deren Konkurrenten zu vergeben. Trotz der Verpachtung der Rechte soll der DFB über seine Sponsorenverträge aktiv bei der Vergabe der Werbeflächen mitgewirkt haben. Diese Einnahmen hätten versteuert werden müssen. Die Ermittler werfen den sechs Beschuldigten vor, das Geld bewusst nicht versteuert zu haben, um dem DFB einen "Steuervorteil von großem Ausmaß zu ermöglichen".
Bei der Razzia waren rund 200 Beamte im Einsatz. Betroffen von der Maßnahme waren neben dem DFB-Büro in Frankfurt am Main Privatwohnungen in Hessen, Bayern, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz.
DFB-Präsident Fritz Keller kündigte an, vollumfänglich mit den Behörden kooperieren zu wollen. "Ich bin angetreten für eine Öffnung und Transparenz - und eigentlich kann ich eine staatliche Unterstützung in den Untersuchungen nur begrüßen", sagte Keller vor Journalisten.
Die Grünen im Bundestag kritisierten den DFB. Die Razzia reihe sich ein "in eine unrühmliche Historie der letzten Jahre", erklärte die Sprecherin für Finanzpolitik, Lisa Paus. Sie forderte eine Generalüberholung des Gemeinnützigkeitsrecht, "um Transparenz über Organisationen wie den DFB zu schaffen".
Keller müsse nun vollständige Aufklärung leisten, ergänzte die sportpolitische Sprecherin Monika Lazar. Seiner gesellschaftlichen Verantwortung könne der DFB nur glaubwürdig gerecht werden, wenn sich Verband und Funktionäre auch abseits des Platzes an die Spielregeln hielten.
by DANIEL ROLAND