Düsseldorf/Neuss – Neues Kapitel im Finanzskandal der französischen Modekette Kiabi: Eine groß angelegte Razzia führte zu Durchsuchungen der Volksbank Düsseldorf Neuss und mehrerer Privatwohnungen. Am Morgen stürmten rund 20 Polizisten die Standorte der Bank sowie Privatadressen, um Beweismaterial zu sichern. Hier alle Hintergründe:
Der Hintergrund: 2023 beauftragte Kiabi seine Finanzmanagerin Aurélie Bard (39), 100 Millionen Euro auf ein Konto der Volksbank Düsseldorf Neuss zu transferieren, mit dem Ziel, das Geld gewinnbringend anzulegen. Doch statt es zu verzinsen, überwies Bard das Geld angeblich auf ein türkisches Konto, von dem es anschließend spurlos verschwand. Nach einer exklusiven Feier auf Mykonos (Griechenland) wurde sie in einem Privatjet auf Korsika festgenommen.
Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf bestätigte, dass die Ermittlungen wegen Betrugs, Urkundenfälschung und Untreue laufen. Ziel der Razzia war es, Beweise zu sammeln. Dabei wurden zahlreiche Dokumente, Speichermedien und Daten sichergestellt. Die genaue Zahl der Beschuldigten in Deutschland wollte die Staatsanwaltschaft aus taktischen Gründen nicht nennen. Nach dem Vorfall im Juli letzten Jahres forderte Kiabi das gestohlene Geld von der Bank zurück, nachdem das Konto leergeräumt war. Die Volksbank distanzierte sich in einer Stellungnahme und betonte, dass sie nicht Ziel der Ermittlungen sei, sondern lediglich als "Dritte“ betroffen sei.
Der Millionenbetrug hat bereits Konsequenzen bei der Volksbank Düsseldorf Neuss: Vorstandssprecher Rainer Mellis trat am 8. November zurück, Vorständin Jessica Jüntgen folgte zehn Tage später. Externe Manager führen nun die Bank. Am Mittwoch fanden Durchsuchungen in der Verwaltung in Neuss sowie an der Königsallee in Düsseldorf statt. Parallel zu den Ermittlungen läuft eine interne Untersuchung: Der Aufsichtsrat prüft Schadenersatzforderungen gegen frühere Vorstände. Zusätzlich plant der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) eine Sonderprüfung, um Schwachstellen im System der Bank zu identifizieren. Die Ermittlungen dauern weiterhin an. Für die Ermittlungen ist die Kriminalinspektion 2 verantwortlich, die auf Wirtschaftsstraftaten spezialisiert ist.