Nach Vorwürfen gegen Beamte in anderen Bundesländern ist auch bei der Berliner Polizei eine rassistische Chatgruppe bekannt geworden. Wie das ARD-Magazin "Monitor" am Donnerstag berichtete, wurden dort auch offen Sympathien für Neonazis geäußert. Diese seien als "Verbündete" gegen linksgerichtete Demonstranten eingestuft worden.
In dem Chat wurden laut "Monitor" zudem Muslime als "fanatische Primatenkultur" bezeichnet. Flüchtlinge seien mit "Vergewaltigern" oder "Ratten" gleichgesetzt worden. An dem Chat beteiligt seien über Jahre hinweg mehr als 25 Beamte einer Dienstgruppe der Berliner Polizei gewesen, sieben Beamte hätten sich dabei besonders mit extremistischen Äußerungen hervorgetan.
Die Berliner Polizei teilte zu den Vorwürfen am Morgen im Internetdienst Twitter mit, sie habe bereits unmittelbar ein Strafverfahren eingeleitet und Ermittlungen aufgenommen. Rassistinnen und Rassisten hätten "in unseren Reihen keinen Platz", hieß es weiter in einer Erklärung. Darin betonte die Polizei aber auch, dass die überwiegende Mehrheit der Berliner Polizisten "die Werte unserer Demokratie lebt und ihr getreu handelt". Umso unerträglicher sei es, wenn einige Beamte "den Ruf eines ganzen Berufsstandes schädigen".
Die geteilten Inhalte seien "schlicht menschenverachtend", zitierte das Magazin den Vorsitzenden des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK), Sebastian Fiedler, der Auszüge aus den Chats eingesehen habe. "Diejenigen, die das hier posten, haben einen Eid auf unser Grundgesetz geschworen – und das steht in diametralem Gegensatz zueinander", sagte Fiedler demnach weiter.
"Monitor" liegen nach eigenen Angaben auch Unterlagen vor, wonach ein Vorgesetzter der Gruppe über rassistische Äußerungen in dem Chat informiert war, jedoch nicht eingeschritten sei. In einer E-Mail habe er die Beamten lediglich einmal aufgefordert, keine strafrechtlich relevanten Inhalte zu teilen.
Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) erklärte auf Anfrage von "Monitor" zu den Rechercheergebnissen: "Sollten sich die Vorwürfe bewahrheiten, ist dies absolut inakzeptabel und hat nichts mit einer modernen, weltoffenen Hauptstadtpolizei zu tun."
by INA FASSBENDER