Die Beschädigung zahlreicher Kunstwerke und Artefakte auf der Berliner Museumsinsel stellt die Ermittler vor ein Rätsel. Unbekannte hätten während der Öffnungszeiten am Tag der deutschen Einheit eine ölhaltige Flüssigkeit auf Objekten in insgesamt drei Museen verteilt, wie das Landeskriminalamt (LKA) am Mittwoch erklärte. Nach Museumsangaben waren insgesamt 63 Objekte betroffen. Das Motiv blieb zunächst unklar.
Bei dem Vorfall handele es sich um den bisher "umfangreichsten Schaden an gesammelten Objekten bei den staatlichen Museen", sagte die stellvertretende Generaldirektorin der Staatlichen Museen zu Berlin, Christina Haak, auf einer Pressekonferenz. Die Schäden waren demnach am 3. Oktober noch während der Öffnungszeiten von einer Museumsmitarbeiterin entdeckt worden.
Das LKA wurde am Vormittag des 5. Oktober eingeschaltet. Die Öffentlichkeit sei aus ermittlungstechnischen Gründen und aus Rücksicht auf die Leihgeber der betroffenen Artefakte zunächst nicht informiert worden, sagte Carsten Pfohl vom Berliner LKA. Öffentlich bekannt wurde der Vorfall durch Berichte des Deutschlandfunks und der Wochenzeitung "Die Zeit".
Bis heute sei unklar, wann genau die Sachbeschädigungen erfolgt seien, sagte Pfohl weiter. Die Ermittler gingen aber von einer Tatzeit während der regulären Öffnungszeiten zwischen 10.00 und 18.00 Uhr aus. Der oder die Täter hätten die Artefakte und Kunstwerke mit einer farblosen, ölhaltigen Flüssigkeit beschädigt. Genauere Angaben machte die Polizei nicht. Auch das Tatmotiv ist demnach unklar. Ein Zusammenhang zwischen den beschädigten Gegenständen sei nicht ersichtlich.
Berichte, wonach ein Social-Media-Post des Verschwöhrungstheoretikers Attila Hildmann mit den Sachbeschädigungen in Verbindung stehen könnte, kommentierte die Polizei äußerst zurückhaltend. "An derartigen Spekulationen wollen wir uns nicht beteiligen", sagte Pfohl. Es werde "in alle Richtungen" ermittelt.
Bei den betroffenen Artefakten handelt es sich den Angaben zufolge um ägyptische Sarkophage und Steinskulpturen sowie die Bilderrahmen von Ölgemälden. Für Laien seien einige der Schäden nicht feststellbar, andere wiederum seien klar erkennbar, sagte die Direktorin des Ägyptischen Museums und der Papyrussammlung, Friederike Seyfried.
"Für uns Direktorinnen ist das eine schmerzliche Erfahrung, mit der wir nicht gerechnet haben", sagte Seyfried. Die Restaurationsarbeiten seien umfangreich, da die Objekte aus sehr verschiedenen Materialien gefertigt seien. "Man kann Öl nicht einfach abwischen." Alle Exponate seien mittlerweile auf Schäden untersucht worden, der Gesamtschaden könne aber erst beziffert werden, wenn die Restaurationsarbeiten abgeschlossen seien.
Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) verurteilte die Tat. "Neben der reinen Sachbeschädigung zeigt sich bei solchen Angriffen immer auch eine tiefe Verachtung gegenüber Kunstwerken und kulturellen Leistungen insgesamt", erklärte sie. Die Staatlichen Museen müssten sich Fragen zu den Sicherheitsvorkehrungen stellen lassen; sie habe einen entsprechenden Bericht angefordert. "Es ist zu klären, wie diese vielen Beschädigungen unbemerkt vonstatten gehen konnten und wie solche Angriffe in Zukunft verhindert werden sollen", erklärte Grütters.
by Anton Roland LAUB