Was ist eine Drag Mother?
Heidi Klum (46) sucht derzeit in der Castingshow “Queen of Drags” (immer donnerstags, 20:15 Uhr auf ProSieben) die talentierteste Drag Queen im deutschsprachigen Raum. Drag, die künstlerische Spielform des Geschlechterwechsels, hat eine lange Tradition und hat sich als Kunstform etabliert. Sogar eigene Begriffe wurden entwickelt. Das sind die wichtigsten Fakten zur Drag-Kultur.
Der Ursprung des Wortes Drag ist ungeklärt. Die populärste Ableitung bezieht sich auf das englische Wort “drag” (deutsch: “schleppen”), das für die Schleppe an langen Kleidern steht. Damit wird auf die pompösen Kostüme und das auffällige Make-up der Drag Queens Bezug genommen. Eine weitere Erklärung ist die Entstehung aus dem britischen Slang um 1900, als man Homosexuelle in Frauenkleidern als Drag Queens bezeichnet hat.
Auch könnte sich Drag als Abkürzung für “Dressed Resembling A Girl/Guy”, also “Als Frau/Mann gekleidet” eingebürgert haben. Als Mythos gilt, dass Shakespeare bei seinen Theaterstücken die Bühnenanweisung “Drag” verwendet hat, wenn ein Mann als Frau verkleidet auftreten sollte. Dies war üblich, da Frauen erst Ende des 16. Jahrhunderts auf Theaterbühnen erwünscht waren.
Drag Queens sind im heutigen Sprachgebrauch Männer, die Kleidung tragen, die nach der heterosexuellen Norm für das andere Geschlecht vorgesehen ist. Drag Kings sind hingegen Frauen, die sich in typisch männlicher Kleidung zeigen. Beide fühlen sich trotz der optischen Verwandlung noch immer ihrem Geschlecht zugehörig. Der eingebürgerte Begriff “doing Drag” bezeichnet demnach jemanden, der mit der Kleidung seine Geschlechterrolle zeitweise wechselt.
Drag Queens betonen ihre weiblichen Züge, indem sie meist sehr figurbetonte Kleider, auffälliges Make-up, High-Heels und Perücken tragen. Viele Drag Queens sind in der Schwulenszene verwurzelt und arbeiten als Künstlerinnen, Sängerinnen oder Moderatorinnen in Kneipen, Varieté-Shows oder auf Veranstaltungen.
Drag Queens treten oft mit einer festen Rolle und einem eigenen Drag-Namen auf. Ein Travestie-Künstler schlüpft im Gegensatz dazu oft in mehrere Rollen und parodiert Frauen. In der Bezeichnung Drag Queen schwingt zudem die politische Absicht mit: Sie wollen durch ihre Überzeichnung von Geschlechternormen und -rollen genau diese infrage stellen.
Vor allem junge Drag Queens holen sich Tipps und Tricks von langjährigen Drag-Profis, die den Nachwuchs unter ihre Fittiche nehmen und ihn in Sachen Make-up und Performance ausbilden. Die sogenannten Drag Mothers scharen oftmals eine ganze Drag Family oder ein Drag House um sich. So entsteht ein neues Zusammengehörigkeitsgefühl und die Drag Queens können gemeinsam ihrer Leidenschaft nachgehen. Zu den bekanntesten Drag-Familien zählen die Davenports und das House of Edwards.
Nicht nur Drag Mother hat sich als Begriff etabliert. Innerhalb der Drag-Kultur hat sich ein eigenes Vokabular entwickelt, das die Drag Queens nutzen, sobald sie in ihre Rolle geschlüpft sind. Dazu gehören die Ausdrücke “Beating your face” (eine besonders tolle Verwandlung ist geglückt), “Condragulations” (Ausruf des Glückwunschs), Kiki (Tratsch und Klatsch), “Let them have it!” (Motivationsspruch), “Tucking” (Festkleben des Genitals, um es unter dem weiblichen Outfit zu verstecken) oder “Gagging” (Reaktion auf etwas Unvorhersehbares).
In den USA wurden zahlreiche Drag Queens durch eine TV-Show zu Superstars: “RuPaul’s Drag Race”. Die wohl berühmteste Drag Queen RuPaul (59) hat die Sendung an den Start gebracht. Die Reality-Show, die 2020 in eine zwölfte Staffel gehen wird, gewann bereits mehrere Emmys und Topstars wie Lady Gaga (33), Ariana Grande (26) und Neil Patrick Harris (46) saßen schon in der Jury. RuPaul hat mit der Sendung Drag Queens wie Alyssa Edwards (39), Trixie Mattel (30), Courtney Act (37), Bianca Del Rio (44) oder Violet Chachki (27) Karrieren in den sozialen Medien oder in TV-, Musik- oder Modebranche ermöglicht.
Im deutschsprachigen Raum gehören Schauspielerin Lilo Wanders (64), Barbesitzerin Olivia Jones (50) oder Musikerin Conchita Wurst (31) zu den berühmtesten Vertreterinnen. Die prominenten Drags werden als Galionsfiguren innerhalb der Homosexuellen- und Queerszene verehrt und kämpfen bei ihren Auftritten für die gesellschaftliche Anerkennung sexueller Vielfalt wie Homo- und Bisexualität.
(jom/spot)